Kaum waren die Näpfe gefüllt, stürzten die Hunde über ihr Fressen her, murrten, wenn ein anderer ihnen im Weg stand. Es war ein wildes Treiben, doch irgendwie schafften sie es, dass jeder etwas abbekam. Der Hatake schmunzelte bei diesem Anblick, den er all die Jahre lang beobachten konnte, ehe er sich zu den Schränken drehte. ,,Hunger?", fragte er nebensächlich an das Mädchen gewandt. Sie verstand nicht. Kakashi wusste, dass er sich offener verhielt als in der Nacht zuvor, doch mit seiner verschlossenen Art würde er keine Informationen aus ihr herauslocken können. Ohne Informationen wiederum konnte er kein Urteil fällen, was er mit ihr anstellen sollte. Gefangen nehmen, Aussetzen oder bei sich in Sicherheit bringen?
,,Omelett?", fragte er weiter, wandte sich diesmal mit seinem Blick zu ihr. Überfordert nickte sie, was er verstand, sodass er sich die entsprechenden Utensilien sowie Lebensmittel nehmen konnte. Ihre Gedanken schienen mit der plötzlichen Freundlichkeit überlastet, immerhin hatte er ihr erst vor wenigen Stunden sein Kunai unter die Nase gehalten.
Das Ei brutzelte in der Pfanne, sodass Kakashi es leicht hin und her schwenkte. Er spürte ihre Augen auf dem Bräter, was ihn schmunzeln ließ. Es schien für sie alles neu und ungewohnt. Das Gefühl überkam ihm immer häufiger, desto mehr er ihr Interesse bemerkte. Die vielen Eindrücke schienen ihr völlig fremd zu sein, was seine Gedanken anregte und er sich fragte, wie es dazu kommen konnte. Jeder kannte doch eine Bratpfanne, oder?
Ihre himmelblauen Augen weiteten sich, als sie das fertige Omelett vor ihrer Nase stehen hatte. Kakashi bat ihr an, dass sie sich setzen durfte, was sie sofort tat. Er nahm gegenüber von ihr mit seinem eigenen Essen platz, als er ihr Misstrauen bemerkte. ,,Es ist nichts vergiftet. Vorerst wird dir hier in diesen vier Wänden nichts passieren", versicherte er ihr und nahm sein Besteck in die Hand, um zu beginnen. Er wünschte ihr einen guten Appetit und aß wie immer so, dass niemand sein Gesicht sehen konnte, und zwar extrem schnell.
Selbst als er sein Omelett verspeist hatte, lag ihres noch auf dem Teller - unberührt. Sie kämpfte innerlich mit sich, dies sah er genau. Er sah ihren Zwiespalt, ob sie höflich sein und damit die Speise annehmen sollte oder ob sie Fragen stellte. Er rätselte, was dies sein könnte, doch er war sich sicher, dass sie etwas fragen wollte. Ihre Augen strahlten wieder diese Neugier aus, doch genauso auch ihre Unbeholfenheit. Abwartend verschränkte er seine Arme vor der Brust und musterte sie intensiv, doch statt aufzusehen, schrumpfte sie unter seinem Blick weiter in sich zusammen.
Es war ein ungewöhnliches Verhalten. Kakashi verstand zwar ihre Skepsis, aber dass sie nicht aus ihrer Schutzzone heraustrat, ergab für ihn keinen Sinn. ,,Jetzt frag schon." Er war gereizt, dies merkte er selbst, auch wenn er ihr so nicht gegenüber treten wollte. Immerhin sollte sie sich nicht wie eine Gefangene fühlen - oder gar wie ein Schandfleck in seiner Wohnung. ,,Warum tust du das?", kleinlaut, als hätte sie Angst etwas Falsches zu sagen, blickte sie in seine nachtschwarzen Augen, welche direkt einen Funken von Wissen ausstrahlten.
Der Junge wusste, weshalb er dies tat, weshalb er sie nicht aussetzte oder dem Hokage vorführte. ,,Ich habe nicht das Gefühl, du seist feindlich gesinnt", sprach er deutlich auf ihre Frage und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Dieses Gefühl hatte ihn bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal beschlichen und er vertraute seinem Bauchgefühl blind. ,,Ich werde dir hier deine Sicherheit bereitstellen, solange mir nichts auffällt, was für einen Feind spricht", fasste er seinen entgültigen Entschluss und beugte sich in ihre Richtung. ,,Iss", verlangte er und deutete auf ihr Omlett, welches weiterhin auf ihrem Teller lag.
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Wenige Minuten später wartete Kakashi in seinem Wohnzimmer auf die Tsunagari, da er noch einiges mit ihr klarstellen musste. Auch wenn er womöglich voreilig handelte, so witterte er kein Risiko, welches von ihr ausging. Nur wenn ihn jemand dabei erwischte, musste er sich den Konsequenzen stellen. Strafarbeit? Degradierung aus der Shinobi-Laufbahn? Gefängnis? Verbannung? Letztendlich half er ihr, sich zu verstecken - ungesehen von den Dorfbewohnern sowie dessen Vorstand und dem Oberhaupt. Er würde massiv Ärger erhalten, wenn dies an das Licht geraten würde. Immerhin war sie eine Tsunagari. So kreisten seine Gedanken in einer Abwärtsspirale in den negativen Abgrund, welche unterbrochen wurde, als das Mädchen sich zu ihm setzte.
Er hatte es ihr zuvor angeboten, sodass sie seiner Bitte gehorsam nachkam und ihn nun anblickte. Sie schien immer noch Fragen tief in sich zu tragen, weshalb Kakashi nun ansetzte: ,,Dir ist hoffentlich klar, dass es hier Regeln gibt, an welche du dich halten musst." Er sah ihr verständnisvolles Nicken und fuhr fort: ,,Sonst könnte dein Aufenthalt enttarnt werden. Um das zu vermeiden, kannst du dich hier in der Wohnung frei bewegen, solange es mir nicht vorkommt, als würdest du Spionage betreiben." Wieder nickte sie bereitwillig. Er hatte sie doch bereits in der Nacht beobachtet, wie sie sich neugierig umgesehen hatte, ohne etwas anzufassen. Sie war vorsichtig und sorgfältig mit allem umgegangen, sodass er sich dabei keine Gedanken machte.
Mehr Sorge bereitete ihm der nächste Punkt: ,,Ich bin mir nicht sicher, wie wir es lösen, aber du kannst nicht raus ins Dorf. Sie würden dich direkt bemerken und gefangen nehmen." Sein Blick huschte über ihre farbigen Haare. Diese Mischung aus Blau sowie Grün würde nicht lange unbemerkt bleiben und dann hätten sie beide ein großes Problem. ,,Zumindest tagsüber. Nachts begleite ich dich, damit du nicht auf die Idee kommen kannst zu fliehen." Wieder nickte sie, auch wenn ihr Ausdruck in ihren Augen deutlich trauriger geworden war.
Kakashi konnte dieses gigantische Risiko nicht eingehen. Diese Vorsichtsmaßnahme musste sie bedingungslos akzeptieren, was sie zu seiner Überraschung auch tat. ,,Wenn du dich damit sicherer fühlst, tu ich das", erwiderte sie, doch der Hauch an Kummer blieb ihm nicht verwehrt. ,,Wenn ich dir mehr vertrauen kann und mir im Klaren bin, dass du keine Flucht ergreifst, lässt sich dies lockern." Sofort erhellte sich ihre Miene ein Wenig, als er diese Worte sprach, ehe sie hastig nickte. Sie schien zu verstehen, dass dieses Vorgehen einzig und allein der Vorsicht galt.
Doch der Hatake war noch nicht fertig: ,,Wenn ich Besuch bekomme, was in nächster Zeit wieder weniger werden dürfte, zeigst du dich nicht, sondern gehst in einen anderen Raum. Dich darf niemand sehen." Kakashi schluckte. Dies wäre der gefährlichste Part, denn sonst würde niemand so nah an das Mädchen heranraten und das Geheimnis könnte gelüftet werden.
Takehiko sah seine Zweifel und überlegte nun selbst. Sie wollte ihm keine Bedenken geben. Immerhin kümmerte er sich und verriet sie nicht. Er gab ihr ein Dach über dem Kopf und sorgte sich, dass sie jemand entdecken könnte. Auch wenn das Meiste höchstwahrscheinlich aus Selbstschutz geschah, so wollte sie ihm wenigstens ein Wenig entgegen kommen. ,,Was ist, wenn ich für diese Zeit zurück in deinen Körper gehe?"
1127 Wörter
Da zu einem Stiefel bestmöglich zwei Stück gehören, gibt es noch ein zweites Kapitel^^
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Coyote Secret (Kakashi FF)
FanfictionSchmerzen - zarte oder auch qualvolle Schmerzen. In Schüben jagen sie durch Kakashis Körper, als er den Angriff auf einer Mission übersteht. Maßlos überfordert, können die Ärzte des Krankenhauses Konohas seine Beschwerden nicht lindern, schicken ihn...