Kapitel 1 ~ Absonderung

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Mit letzter Kraft kämpfte sich Kakashi in sein Schlafzimmer. Es war noch nicht einmal die Sonne über dem Horizont erschienen, da plagten ihn schon wieder die Schmerzen. Erst sachte, sodass er sich ins Bad begeben hatte, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen, doch stoßweiße wurde es schlimmer. Nun hing er vor seinem Nachttisch, lag dabei gekrümmt auf dem Boden, schwitzte zudem vor Anstrengung, als seine Hand die kleine Dose suchte. Eine unscheinbare Dose, die ihm der Arzt vor einigen Wochen verschrieben hatte.

Unsicher tastete er die Oberfläche ab, als er endlich die mittlerweile gewohnte Rundung erhaschte und diese zu sich zog. Die Schmerzen zwangen ihn in die Knie, ließen den unnahbaren Hatake schwach und zerbrechlich wirken, doch kaum hatte er sich die Maske vom Gesicht gerissen und zwei kleine Tabletten in seinen Rachen geworfen, schluckte er diese hastig in sich hinein.

Wenige Sekunden vergingen, da fand er seine Kraft wieder und drückte sich zurück auf die Beine. Die Schmerzen waren verschwunden. Erstaundlich, wie schnell das Schmerzmittel seine Wirkung zeigte, fand er, doch inzwischen fragte er sich nicht mehr, wie dies sein konnte.

Seufzend fuhr er sich durch die verschwitzten Haare, sah hinaus in die Dunkelheit, welche ihn an jenen Tag im Wald erinnerte: Der Tag, an dem die Schmerzen begannen. Noch immer konnte er sich keinen Reim daraus machen, was damals geschehen war. Er wusste nur: Es war nichts Gutes. Seitdem durfte er keine Missionen mehr annehmen, denn die Gefahr auf einen Anfall - wie die Ärzte es nett nannten - war stets zu hoch.

Er hatte sich als Reaktion auf seine berufliche Absonderung auch privat abgeschottet: Oftmals hörte er Obito und Rin vor seiner Wohnungstür stehen, klopfen. Sie fragten, wie es ihm ginge, ob er nicht doch endlich aus seinen vier Wänden kommen wolle, doch jedes Mal blieb er stumm. Wenn er es schaffte, setzte er sich mit dem Rücken an seine Eingangstür, um den Stimmen näher zu sein. Er wollte es nicht zu geben, doch er vermisste es. Die Missionen, das Training, aber auch die kleinen Streitereien. Was würde er dafür geben, um endlich wieder ein normales Leben zu führen, unabhängig von Tabletten und Arztbesuchen.

Jedes Mal, wenn Minato vor seiner Tür stand, manchmal in Begleitung von Kushina, öffnete er die Tür, ließ seine vertrautesten Personen eintreten. Jedes Mal fühlte er sich so schwach, sich ihnen in diesem Zustand zeigen zu müssen. Jedes Mal sagten sie ihm, dass es sicher bald eine Heilung geben würde, doch jedes Mal bedankte er sich nur leise, in dem Wissen, dass die Heilung meilenweit entfernt lag. Auch seine beiden Ersatzeltern wussten dies, dennoch brachten sie ihm seine Einkäufe und gaben die Hoffnung nicht auf.

Kakashi schreckte aus seinen Gedanken, als ein heller Strahl sein Schlafzimmer erhellte. Die Sonne ging auf. Ein Zeichen, dass es Zeit wurde: Er musste dringend duschen! Täglich, da der Schweiß in jeder Nacht ihn von Neuen heimsuchte. So schnappte er sich seine frischen Klamotten und ging zurück ins Bad, um endlich das reinigende Wasser auf seiner Haut zu spüren.

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Wenige Stunden später, es war bereits nach dem Mittag, als Kakashi vor seiner Wohnungstür stand und hörte wie sich Schritte entfernten. Obito war wie jeden Tag gekommen und wollte ihn überreden, endlich seine Wohnung zu verlassen. Er hatte gesagt, dass die anderen ihn ebenfalls schon vermissten. Auch dem Hataken fehlten sie, doch er wollte nicht. Die einzigen, mit denen er redete, waren Minato und Kushina sowie mit den Ärzten und seine Hunde. Er wollte sich diese Blöße nicht vor allen geben. Er war schwach, konnte nicht kämpfen und musste sich vor den Anfällen in Acht nehmen. Sie konnten tödlich sein, wenn sie ihm falschen Moment einsetzten.

Trottend lief er zurück in sein Wohnzimmer, stieg über die vielen Pfoten, welche seine Hunde weit von sich weg streckten, die wiederum quer verteilt in seiner gesamten Wohnung lagen. Seine Ninken verließen seine Seite nie freiwillig, außer wenn er sie zurück in deren Reich schickte. Ohne sie wäre er längst durchgedreht.

Vorsichtig setzte er sich auf seine Couch, nahm dabei Pakkun auf seinen Schoß und streichelte den Mops hinter seinen Ohren. Flackernd öffneten sich dessen Augen, als er erwachte und seinen Besitzer monoton musterte. ,,Wieder nicht?", fragte er nur und erhielt ein Kopfschütteln seitens des Hataken. Auch Pakkun und seine Kameraden versuchten stets, den Jungen zu überreden, endlich seine Wohnung zu verlassen, doch sie stießen auf taube Ohren.

Kakashi zuckte leicht, als Keks sich näherte, indem er auf die Couch sprang, sich an seine Seite  schmiegte. Leise zischte er, als der kleine Hund einen seiner blauen Hämatome berührte, die er von etlichen Stürzen und Rammeleien in seiner Wohnung trug, wenn die Anfälle zu heftig anschlugen. ,,Es ist immer noch nicht verheilt?", neugierig beschnupperte der Ninken die Stelle, an welcher der blau gefärbte Fleck Kakashis Haut zierte. Er roch es selbst durch die Kleidung, dass dort Blut zierkulierte, wo es normalerweise nichts zu suchen hatte. ,,Den hast du doch bestimmt schon seit drei Wochen", stellte er unbeeindruckt fest, doch die Sorge überwiegte.

Kakashis Selbstheilung konnte man wortwörtlich in die Tonne treten. Seine Verletzungen verschwanden einfach nicht, aber niemand wusste, woher diese Verschlechterung stammte, doch allen war der Gedanke gekommen, dass es mit den Anfällen in Verbindung stand. 

Beruhigend strich er Keks über den Kopf, vermittelte somit, dass er sich deswegen nicht den Kopf zerbrechen musste. Das tat der Junge nämlich schon selbst oft genug. Auch er fragte sich, was mit ihm nicht stimmte, was ihn diese Qualen erleiden ließ, warum es ihn in seinem gesamten Leben einschränkte, aber auch wie lange diese Situation noch anhalten würde. 

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken, weshalb er an die Uhr sah und sicher wusste, wer nun vor seiner Tür stand. Er hörte das Schloss knacken, als die Wohnungstür aufsprang und mehrere Schritte ertönten. Seine Ninken mussten ihm geöffnet haben, da diese angetrottet kamen und sich im Wohnzimmer verteilten, als die Tür ins Schloss fiel und eine ihm gut bekannte Stimme seine Wohnung erhellte, indem er ihn freundlich grüßte. ,,Guten Morgen, Minato-Sensei", grüßte er ebenso zurück, doch etwas war anders. Minato klang wissender als sonst, als hätte er Neuigkeiten.

Der Blondschopf trat ein und ließ sich neben Kakashi auf dem Sofa fallen. ,,Wir haben etwas gefunden, Kakashi", ließ er sogleich die Bombe platzen, ohne auch nur zu fragen, wie es seinem Schüler ging.

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Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt