Kapitel 11 ~ Nacht

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Mit einem letzten Ruck überprüfte Kakashi, ob seine Wohnungstür vollständig verschlossen war, als er den Weg zum Treppenhaus in Kauf nahm und kurz darauf in den Straßen Konohas stand. Mittlerweile war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und nur die gelben bis weißen Überreste am tiefen Himmel konnte man im Westen erkennen. Deutlich strahlte es in die Sphäre, denn keine einzige Wolke beschmutzte Kakashis Sicht.

Gemächtlich schlenderte er durch das Dorf: Die Straßen leerten sich immer weiter bis nur noch vereinzelt ein paar Shinobi vorbeihuschten. Eine streunende Katze kreuzte ebenfalls seinen Weg, während er seinen Weg weiter ins Zentrum seiner Heimat fortsetzte. Sein Ziel hatte er fest vor Augen, musterte es, doch einen Umweg würde er noch unternehmen. 

So bog er in eine weitere Straße ab und steuerte den kleinen Stand an, dessen Tücher im Eingang er letztendlich anhob und hineinschritt. Freundlich wurde er von dem Ladenbesitzer begrüßt, was er ihm gleichtat, ehe er seine Bestellung aufgab. Nickend nahm der Herr es entgegen und fing an die Nudel zuzubereiten, sodass sie wenig später verpackt sowie in einer Tüte vor ihm standen. ,,Danke für deinen Besuch, Kakashi", lächelte der Mann, als der Hatake das Essen bezahlte. ,,Bis zum nächsten Mal, Teuchi."

Kakashi zog weiter. Der Himmel färbte sich immer dunkler und die kleinen funkelnden Sterne zeigten sich wieder. Sehnsüchtig sah er hinauf, wie er es gerne tat und am liebsten würde er nie mehr etwas anderes tun. In seinen Staunen versunken, hörte er nur ganz zart ein Lachen - Takehikos Lachen. Es war leise und zurückhaltend, doch es war vorhanden. Unmerklich musste auch er lächeln, als er es wahrnahm. Sie schien genauso fasziniert von den Sternen wie er. Es freute ihn.

Bald jedoch musste er den Blick abwenden und richtete diesen stattdessen auf den Hokagefelsen, an dessen Fuß er nun angelangt war. Instinktiv leitete er sein Chakra in seine Fußsohlen und schritt in gemäßigten Tempo dem Felsen empor. Seine Hände verstaute er in seinen Hosentaschen, während auf seiner sonst monotonen Miene das leichte Lächeln nicht verschwand.

Oben angekommen, stellte er sich ein wenig vom Rand entfernt auf. ,,Du kannst rauskommen", wie gehießen, erhellte das zaghafte, blau-grünliche Leuchten das kleine Plateau, bevor das Mädchen auch schon vor ihm stand und ihn fragend musterte. Er hatte ihr immer noch nicht verraten, was sie dort oben zu suchen hatten. Kakashi setzte sich in Bewegung und nahm direkt danach am Rand der Klippe platz, was sie ihm gleichtat und sich neben ihn setzte.

,,Hier", reichte er ihr eine der Packungen, die er in dem Laden gekauft hatte. Dankend nahm sie diese entgegen. ,,Das wäre nicht nötig gewesen", hing sie betrübt an, denn immerhin war sie von ihm abhängig. Er gab ihr ein Versteck, hielt sie geheim, versorgte sie, auch wenn er dies alles nicht musste. Er tat es einfach. ,,Doch, es war notwendig und außerdem muss man Ichirakus Ramen probiert haben", lobte er indirekt den Koch für dessen Kochkünste, während er sich seine eigene Packung hervorholte, ehe er ihr ein Paar der Stäbchen reichte.

Der Hatake brach seine Stäbchen auseinander, ehe er ihr einen guten Appetit wünschte, was sie erwiderte. Sie wirkte noch immer zurückhaltend, doch er konnte es ihr nicht verübeln. Er plauderte bei Fremden ebenfalls nicht gern - er plauderte überhaupt nicht gern. Daher verlief die Speise wieder einmal schweigend. In der Zeit beobachteten sie die hellen Lichter des Dorfes, welche stückchenweise nacheinander erloschen und das Dorf in zarte Dunkelheit wiegten.

Kakashi vertraute Pakkun und dieser hatte gesagt, er solle sie aus der Wohnung holen, also tat er dies. Im Schutz der Dunkel waren sie sicherer, denn die Nacht verschleierte die beiden, genauso wie sich weniger Menschen auf den Straßen tummelten, die sie entdecken könnten. 

Wie sich herausstellte, behielt der Mops Recht, denn die Augen des Mädchens funkelten bei dem Anblick des Dorfes. So fasziniert, wie er das Sternenzelt betrachtete, so betrachtete sie das Dorf. Sie kannte es nicht, denn nicht einmal durch Kakashi hatte sie viel erleben können. Die meiste Zeit seiner Krankschreibung hatte er in seiner Wohnung verbracht und nun saß er mit dem Verursacher seiner Schmerzen auf dem Monument sowie aßen sie Ramen. Welch Ironie des Lebens.

Fast gleichzeitig hatten sie ihre Portionen vernichtet, sodass der Junge den Müll zurück in die Tüte legte, diese beiseite stellte und sich danach einfach auf den Rücken nach hinten fallen ließ. Die funkelnden Punkte über seinem Kopf - So gern wollte er sie zählen - So unfassbar gern. ,,Wie viele es wohl sind?", vernahm er ihre leise Stimme neben sich. Sie hatte sich ebenfalls auf den Rücken gelegt, die Arme auf ihren Bauch, während seine hinter seinem Kopf ruhten. ,,Viele", gab er genauso leise zur Antwort. ,,Ich würde es gern wissen."

Eine Weile beobachteten sie das Zelt über ihren Köpfen, suchten die verschiedensten Sternbilder, stellten sich jedoch auch weitere Konstellationen vor. Begleitet von einem friedlichen Lächeln auf den Lippen und einer ruhigen Atmosphäre stellte sich Kakashis Idee als goldrichtig heraus.

,,Sag mal", schlug er eine neue Gesprächsrichtung ein und seine vorher milde Art bröckelte. Das Mädchen merkte direkt, dass es ein wichtiges Thema sein musste. ,,Was bist du eigentlich?" Takehikos Augen weiteten sich, doch sie verstand sofort, auf was er hinaus wollte. ,,Du kennst es nicht?", stellte sie irritiert die Gegenfrage, denn immerhin hatte er sie bereits gesehen, aber seine Ninken hatten auch gerätselt. ,,Ich kann es nicht zuordnen. Ein Hund ist es auf keinen Fall.."

Sie schmunzelte. Auf dieses Ergebnis waren seine Hunde ebenfalls gekommen. ,,Eher eine Art Wolf." Schnell schüttelte sie mit dem Kopf. ,,Wölfe sind größer und kräftiger gebaut." Innerlich könnte sie lachen, denn, dass ein gut ausgebildeter Shinobi den Unterschied nicht kannte, war sehr merkwürdig, zudem er Ninken als vertraute Geister an seiner Seite besaß. Absurd. ,,Ich habe deinen Ninken bereits gesagt, dass es eine enge Abstammung des Wolfes ist. Kojoten gehören eben zu den nächsten Verwanden der Hunde sowie Wölfe", ließ sie ihn wissen und drehte ihren Kopf zu ihm.

Auch Kakashi beobachtete sie, nickte aber. ,,Kojote also", murmelte er und schien nachzudenken, ,,Ein leuchtender Kojote." ,,Das Leuchten ist so eine Clan-Eigenart. Sehr unpraktisch im Dunkeln." Selbstverständlich war es unpraktisch. Jeder Feind würde einen in dieser Form direkt entdecken. Kakashi konnte es sich nicht vorstellen, wie man damit ein gefürchteter Clan werden konnte, doch die weiteren Eigenschaften halfen ihm dabei wieder auf die Sprünge.

,,Das erklärt auch die Narben", laut denkend, glitt sein Blick zu ihren Armen. Ihr Shirt verdeckte sie zwar in diesem Moment, doch nun verstand er, dass diese reißartigen Wunden von den Klauen der Kojoten des Clans stammen mussten. Wie zur Bestätigung dieses Gedankens brummte sie zustimmend und fokusierte wieder den dunklen Himmel mit seinen vielen hellen Flecken.

1095 Wörter

Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt