Kapitel 14 ~ 𝐹𝑙𝑢𝑐ℎ𝑡

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Das Abendessen erlebte ich im Clan, aß mit allen - wie sonst auch. Es war nichts ungewohntes. Als würde niemand etwas wissen, doch alle wussten bescheid. Die Entscheidung war gefallen und alle würden restlos hinter dieser stehen. Es konnte sich nur noch um Stunden handeln. Verdammte Eigenart.

Es wurde dunkler und allmählich gingen die Leute in ihre Zelte, verbrachten entspannte Zeit mit der Familie - die Einzige, die sie am Tag mit ihr besaßen. Der Junge aus dem Nachbarzelt saß neben mir und blickte in das Feuer vor uns. Auch Yori wusste es. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Neuigkeit verbreitet und bald würde es soweit sein. ,,Ist es meine Schuld?", kleine Tränen sammelten sich im Augenwinkel des Jungen vor mir.

Ich verstand, warum er sich dies fragte. Er hatte mich heute erst darüber ausgefragt und wenn es einer wusste, dann würden andere folgen - vor allem bei Kindern. Auch wenn sie die Disziplin des Clans beigebracht bekamen, so waren es immer noch Kinder. Nur die Wichtigsten wie meine Familie und die Führung kannten das Problem und nun war es zu groß geworden. Ich würde sterben - sterben durch meinen eigenen Clan.

Vorsichtig schüttelte ich mit meinem Kopf und legte meine Hand auf seinen Kopf, um durch seine kurzen Haare zu wuscheln. ,,Du kannst nichts dafür. Sie wissen es schon länger und irgendwann müssen sie handeln", auch wenn diese Worte mir schwer fielen, so war es die Wahrheit. Dreizehn Jahre hatte ich überlebt. Älter würde ich nicht werden. ,,Es ist alles gut", wuschelte ich noch einmal durch sein farbiges Haar, was ihn lächeln ließ.

,,Mach dir keine Gedanken darüber. Ich komme schon klar", sprach ich ihm gut zu, was sein Lächeln nochmals vergrößerte. ,,Bleib du für den Clan da und kümmere dich gut um alle, ja?", auch mir schlich sich ein sachtes Lächeln auf die Lippen, als er euphorisch nickte. ,,Verlass dich auf mich", Yori streckte die Hand stolz in die Luft und freute sich - wahrscheinlich auf das Kommende, auf die Zukunft. Doch nun musste ich ihn zurück in sein Zelt schicken. Die Zeit drängte und ich spürte bereits die wachsende Präsenz um mich herum. Sie waren nah und der Sechsjährige sollte bloß nichts davon mitbekommen. Mit diesem Trauma sollte er nicht leben.

Er gehorchte und lief seiner Wege, sodass ich nun allein am Feuer saß. Es knackte und knisterte. Rauch stieg in den wolkenlosen Himmel auf, befleckte die schönen Sterne und den hell scheinenden Mond. Wenigstens konnte ich eine letzte schöne Nacht erleben.

Wieder knackte es, doch es war nicht das Feuer. Ein Ast hatte dem Gewicht eines Menschen nachgegeben, gefolgt von weiteren, doch es klang nach Pfoten - vielen Pfoten.

Ich blickte auf, sah direkt in die Augen unserer Anführerin. ,,Du weißt, was dich erwartet", stellte sie klar, während ich aufstand und ihr gegenübertrat sowie nickte. ,,Ohne eine Eigenart hast du keinen Wert für den Clan. Damit bist du schwach und verwundbarer. Wie die Tradition es verlangt, werden wir dir einen Vorsprung geben und dich während der Verfolgung töten."

Ohne es darauf ankommen zu lassen, verbeugte ich mich vor ihr, gestattete meine letzte Ehre ihr gegenüber. ,,Jawohl", gab ich knapp von mir und zeigte ihr somit mein Einverständnis. Der Vorsprung diente lediglich dazu, dass das Gemetzel außerhalb des Lagers stattfand und keiner der Mitglieder es hörte oder gar zu Gesicht bekam.

Kaum, dass ich mich wieder aufgerichtet hatte, machte ich kehrt und rannte los - durch das Lager, vorbei an den Zelten, deren Aufbau ich auswendig kannte. Der Wald und die Dunkelheit verschlangen mich. Verstecken würde nichts bringen, denn ihre Nasen waren zu gut bei Sinnen. Mir blieb nur eine Wahl, doch es machte mich auffällig, auch wenn meine Verfolger das selbe Problem bewältigen mussten.

Mit einem Satz über eine Wurzel konzentrierte ich mein Chakra auf meine gesamte Haut, spürte, wie ich schrumpfte, Fell sich bildete und meine Sinne sich verschärften. Flink huschte ich als Kojote weiter, war nun um einiges schneller und wendiger. Der unebene Waldboden stellte nun kein Hindernis für mich mehr dar, sodass ich konzentrierter auf meine Umgebung achten konnte. Ich spürte die Präsenzen hinter mir: Sie waren losgelaufen. Es würde nicht mehr lange dauern.

Die Jäger waren ausdauernder, schneller, erfahrener und präziser. Ich hatte keinerlei Chance, dies zu überleben. Nur ein Wunder würde es aufhalten können, doch darauf zu hoffen, war vergebens. So rannte ich und rannte und rannte.

Meine Ohren zuckten, als sie das Knacken der Äste wahrnahmen. Sie gaben sich keine Mühe, sich zu verstecken und ungesehen zu bleiben. Sie waren nah. So nah, dass es mir die Luft abschnürrte, doch noch hatten sie mich nicht erwischt. Ich rannte weiter, das Knacken wurde lauter, begleitet vom Getrampel ihrer Pfoten.

Ein tiefes Knurren gesellte sich dazu, als der erste durch das Gestrüpp hinter mir sprang und mich erblickte. Trotz des schmalen Körperbaus der Kojoten schien er kräftig und preschte genau auf mich zu, die Zähne gefletscht bereithaltend. Doch da spürte ich die ersten Krallen in meinem Rücken.

Ein weiterer hatte es geschafft, mich von der Seite zu attackieren und sich in meinem Fleisch zu verhaken. Schmerzerfüllt jaulte ich auf, drehte mich jedoch im Sprung über eine weitere Wurzel und schlug ihm meine eigene Pranke in seine Schnauze. Sofort ließ er ab und ich spürte, wie das Blut aus der Kratzwunde floss, während der Nächste zum Angriff ansetzte. Geschickt schlug ich Haken, um den Schlägen auszuweichen, aber nicht immer gelang es mir. Immer öfter gelang es ihnen, ihre Pranken in meiner Haut zu verankern, hinterließen dabei schlimme sowie tiefe Wunden. Das Blut musste mir doch bald ausgehen, so wie mein Rücken und meine Läufe brannten. Wenn sie mich nicht töteten, dann tat es der Blutverlust - ganz sicher.

Ich schnappte nach einem weiteren Mitglied, welches sich just in dem Moment in meine Seite beißen wollte, erwischte ihn sogar und er ließ von mir ab. Alles schmerzte, als ich dem Rudel dadurch ein weiteres Mal entkam und erneut rannte. Einige mussten sich erst einmal sammeln. Die Wunden waren kaum auszuhalten und die Meisten hatte ich erwischt. Zeit, um meine Flucht fortzusetzen.

Auch wenn die Verletzungen mich langsamer und unvorsichtiger machten, so schaffte ich es einen kleinen Vorsprung aufzubauen. Ich wusste nicht, wo ich mich befand, welche Ländergrenzen ich bereits gequert hatte, doch ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhalten würde. Es waren nur wenigen verschnaufende Augenblicke gewesen, bevor sie die Verfolgung wieder aufnahmen und sich erneut näherten.

Ich sah meinem Schicksal bereits tief in die Augen, war bereit mit dem Tod zu gehen, als ich es spürte: eine weitere Chakrasignatur, die nicht von meinem Clan stammte. War das Wunder Wirklichkeit geworden? Ich erhöhte mein Tempo ein letztes Mal, musste jedoch schmerzerfüllt fieben. Alles tat mir so unheimlich weh, aber ich kam meinem Ziel näher.

Es musste das Chakra eines Shinobis sein: Es floss gleichmäßig, aber kräftig. Im Schein des Mondes konnte ich ihn nach wenigen Augenblicken erkennen, legte ein letztes Mal an Tempo zu. Er sah erschrocken in meine Richtung, als ich aus den Büschen sprang und auf ihn zu preschte. So schnell konnte er das Geschehene gar nicht verarbeiten, da hatte ich meinen Fokus auf seinen Gestalt gelegt und verschanste mich in seinem Körper. Schnell verband ich mein Chakra mit seinem.

Sicherheit. Ich war in Sicherheit. Ich spürte zwar die Präsenz meines Clans, doch sie hatten angehalten und erkundeten die Umgebung. Sie hatten mich verloren. Erleichterung überkam mich und als sie sich zurückzogen, konnte ich mich endlich erschöpft in seinem Körper fallen lassen.

Dennoch tat es mir leid und Schuldgefühle plagten mich, als er tonlos auf die Knie sackte, ehe er sich auf dem Boden krümmte. Die Schmerzen müssten unerträglich für ihn sein.

1265 Wörter

Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt