Kapitel 2 ~ Antworten

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,,Wenn es stimmt, was wir herausfinden konnten, hast du extrem viel Glück gehabt." Selten war Minato so angespannt wie in diesem Moment. Sonst lockerte er sich bei dem Jungen, um ihn ein wenig mehr Sicherheit zu signalisieren, doch nun spürte er deutlich die Ernsthaftigkeit, die seinen Besuch zeichnete. ,,Es hätte tödlich enden können, aber anscheinend hat dich eine geschwächte Form erwischt", versuchte Minato schonend in das Thema einzudringen, doch es gelang ihm nicht, wie er es wollte.

Anhand Kakashis Gesichtsausdrucks konnte der Jonin ablesen, dass er nichts verstand. ,,Dein Bericht damals lautete, dass du ein kleines, haariges Tier erkennen konntest, welches flink und schnell war sowie in den Farben blau und grün leuchtete. Es schien dich damals erwischt zu haben, doch eine Wunde hast du nicht davon getragen." Der Junge nickte bestätigend. Dies hatte er vor einigen Wochen den Ärzten, dem Hokage sowie einer Spezialeinheit der Informatisten ausgesagt.

,,Die Einheit, welche der Hokage den Fall untersuchen lässt, hat sich gestern Abend bei mir gemeldet." tragisch ließ der Blonde eine Pause um das Revue passieren zu lassen. ,,Es war kein Tier, was dich angegriffen hat - zumindest nicht im direkten Sinne." Kakashi verstand nicht. Er hatte doch eindeutig ein Tier mit vier Pfoten und einem buschigen Schwanz erkennen können. ,,Du kannst wirklich froh sein, dass du noch lebst. Mittlerweile hat der Hokage einen Anbu-Trupp ausrücken lassen, die die letzten Spuren verfolgen sollen." ,,Sind die Spuren nicht längst verschwunden?", war das erste Mal, dass der Hatake auf eine Äußerung seines Lehrmeisters antwortete, welcher nur bestätigend nickte.

Minato überraschte es nicht, dass sein Schüler abwägte, ob eine Verfolgung sinnbringend war, doch dieser kannte den entscheidenden Punkt noch nicht. ,,Es hat höchste Priorität, dass wir diese Wesen aus dem Umfeld Konohas und dem Feuerreich vertreiben. Sie kommen nie allein. Jedes Team wurde bereits informiert, dass sie vorsichtig sein sollen, wenn sie die Tore verlassen." ,,Sagen sie doch, was es ist, anstatt drumherum zu reden", merkte Kakashi gereizt an. Er wollte Antworten. Antworten, die ihm halfen, wieder normal werden zu können und dafür brauchte er den Ursprung.

Gedehnt seufzte der Namikaze. ,,Es handelt sich um den Tsunagari-Clan. Er wird seit dem ersten Shinobi-Weltkrieg von den großen Reichen gefürchtet, da deren Fähigkeiten eine Gefahr für jedes Dorf darstellen sollen. Ihre wahren Fähigkeiten konnten in keiner Aufzeichnung gefunden werden, doch die Erzählungen reden nicht gut von ihnen." Minato pausierte erneut, ließ den Jungen die Informationen verdauen, ehe er begann eine dieser Geschichten grob zusammenzufassen. Kakashi lauschte gespannt, wie dieser Clan in jedem Reich für Unruhe gesorgt hatte und somit ausgestoßen wurden.

,,Seitdem sind sie untergetaucht und die Berichte über sie verloren gegangen. Konoha darf kein Risiko eingehen. Wir müssen schnellstmöglich herausfinden, wo sie sich befinden, bevor sie einen geplanten Angriff starten können, sonst haben wir ein drastisches Problem. Deshalb ist auch die Anbu hinter ihnen her." Minato erklärte sachlich, doch die Wut, dass sie einen seiner Schützlinge getroffen hatten, stieg immer weiter in ihm empor. Er musste sich zügeln, um nicht emotional zu handeln.

Wieder nickte der Hatake. Er schien verstanden zu haben, dass er Glück im Unglück hatte. ,,Was wissen wir über diesen Clan?" Trotz der vielen Antworten stauten sich nun neue Fragen in ihm auf. ,,Nicht viel, weshalb die Forschung auch so lange gebraucht hat." ,,Aber wie schließt ihr auf diesen Clan, wenn es doch eindeutig ein Tier war?", unterbrach er ihn, da er eine bestimmte Richtung des Gespräches wollte. Er wollte nicht wissen, wie die Forscher vorgingen, sich des Rätsels angenommen hatten, sondern er wollte wissen, wie sie darauf gekommen waren. ,,Da ist wahrlich etwas dran. Man hat eine alte Erzählung gefunden, in der geschrieben steht, dass es sich bei dem Clan um Metamorphosisten handelt."

Minato sah, wie die Rädchen in Kakashis Kopf arbeiteten, bis die Glühbirne zum Leuchten kam. ,,Gestaltwandler?", fragte er überrascht. Bei keinem anderen als seinem Sensei und dessen Frau ließ er so viele Emotionen zu, wie er es genau in diesem Moment tat. Der Jonin nickte zustimmend. ,,Es wurde ebenfalls ein gehaartes Tier beschrieben, welches blau-grün leuchtete. Das bestätigt deine Aussage und den Zusammenhang mit diesem Clan." ,,Wurde genannt, welches Tier?" In Kakashi keimte Hoffnung, endlich zu verstehen, was ihn angegriffen hatte, doch da schüttelte Minato seinen Kopf.

Dem Chunin sackten die Schultern in die Tiefe, sodass sein Lehrmeister ihm eine Hand auf den Kopf legte und durch seine grauen Haare wuschelte. ,,Wir werden schon Antworten finden, aber ich muss los, Kakashi. Kushina wird sonst wütend." Enschuldigend lächelte er, ehe er sich erhob und durch sich seinen Weg durch die Menge an Hunden bahnte. Kakashi folgte ihm, verabschiedete sich höflich und schloss hinter seinem Sensei die Tür, bevor er zurück zu seinen Ninken lief.

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Die ganze Zeit dachte er über die Informationen nach, die er erlangt hatte. Ein Gestaltwandler soll ihn erwischt haben. Doch, wie? Er war nicht verletzt gewesen. Sein Sensei sagte jedoch auch, dass es ein geschwächtes Wesen gewesen sein musste. Er verstand es nicht. Dieser Clan war ihm suspekt, genauso wie es ihm seine Schmerzen waren. Er fand keinen Zusammenhang zwischen dem und dem anderen - zwischen diesem Clan und seinen anhaltenden Schmerzen - diesem Clan und den vermeitlichen Angriff.

Mittlerweile bekam er durch seine Grübeleien Kopfschmerzen, doch diese waren im Gegensatz zu seinen Bauchkrämpfen nichts. ,,Beruhig dich, Kakashi." Pakkun erklomm erneut den Schoß seines Besitzers, um ihm eine Pfote auf dessen Hand zu legen. Auch Keks gesellte sich zu ihm, schmiegte sich an seine Seite, bedacht darauf, keinen blauen Fleck zu berühren. Die anderen taten es den beiden gleich: rutschten näher an die Couch oder setzten sich ebenfalls auf diese, um ihrem Herrchen beistehen zu können. Dieser fühlte sich sogleich geborgen und tätschelte jeden Hund einzeln auf dem Kopf - so gut er eben an diese heranreichte.

Was verdankte er diesen Hunden alles? Immer standen sie ihm bei - genau wie in diesem Moment, als seine Gedanken über ihn herrschen wollten. Sie lösten sein inneres Treiben auf, indem sie an seiner Seite blieben. Er konnte sich nicht nur glücklich schätzen, den Angriff überlebt zu haben, sondern auch diese Hunde seine vertrauten Geister nennen zu dürfen. Eng kuschelte er sich an diese, verschwand beinahe vollständig in dem Haufen aus Ninken. Seine Augen wurden schwer. Die Schmerzen leerten seine Eneriereserven. Müdigkeit überkam ihm, auch wenn es noch eine ganze Weile bis zur Nacht war.

1015 Wörter

Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt