Kapitel 24 ~ Einheit

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Auf leisen Sohlen schlich Kakashi durch das Unterholz. Jeden seiner Schritte setzte er mit Bedacht und Vorsicht, um keinen Laut von sich zu geben. Schritt um Schritt kämpfte er sich voran, doch ab und an knackte es unter seinem Gewicht. Er musste definitiv üben, um allein durch den Wald zu finden, ohne erkannt zu werden. Allein. Er spürte ihr Chakra zwar um sich herum, doch er konnte sie nicht sehen. Trotz ihrer auffälligen Farben war sie verschwunden - untergetaucht.

Seit einigen Monaten - bald einem Dreivierteljahr - streiften die beiden von Land zu Land, erledigten ihre erteilten Aufträge gewissenhaft. Sie waren zusammengeschweißt und eine unaufhaltsame Einheit geworden: Kakashis Attacken für den Nahkampf, genauso seine kopierten Fähigkeiten für den Fernkampf entschieden häufig den Ausgang ihrer Missionen. Sein Verstand sowie seine Kombinationsgabe erhöhte die Chance auf einen Sieg enorm. Seinem Talent konnte man nichts entgegensetzen, doch Takehiko vervollständigte ihn.

Ihr Verstand, ihre Analysen sowie Verständnis für die Umgebung plus deren Faktoren bildeten eine unüberwindbare Mauer an Informationen. Sie war keine hervorragende Kämpferin, dafür eine umso bessere Taktikerin, auf die der Junge nicht mehr verzichten konnte. Sie glänzte nicht wie der Nara-Clan mit Intelligenz, sondern steigerte ihr Wissen, nutzte es zweckgemäß und führte.

Wieder knackte ein Ast unter seiner Sohle, ließ seine Beute aufschauen und die Ohren spitzen. Ertappt zuckte er zusammen. Das war es dann wohl. Die Chancen schienen aussichtslos, erst recht, als sein Ziel panisch davonrannte - oder eher hoppelte? Die langen Beine des Hasen sausten über den Waldboden, doch nun brauchte sich der Hatake keine Gedanken mehr um die Geräusche machen, sodass er ungehalten vorwärts stürmte und dem Tier hinterher jagte. Er hatte keine Lust mehr auf Nahrungspillen, genauso wenig wie Takehiko.

Der Hase schlug Haken, rutschte unter Wurzeln hindurch und sprang elegant über Baumstämme, doch Kakashi hielt den Augenkontakt aufrecht und streckte bereits die Arme nach seiner Beute aus. Gerade als er zupacken wollte, hakte der Hase nach links aus und schlüpfte unter einer Wurzel hinweg in die entgegengesetzte Richtung. Unweigerlich musste er bremsen, aber der Hase entkam nicht.

Flink huschte ein leuchtendes Wesen an ihm vorbei und preschte dem Hasen hinterher. Mit wendigen Bewegungen hielt sie den Abstand, verringerte diesen sogar kontinuierlich, bis sie eine Pfotenlänge von ihm entfernt war. Sie schnappte nach dem Tier, doch es hakte nach rechts, brachte sich somit jedoch direkt in ihre Reichweite, sodass ihre Fangzähne in seinem Nacken Halt fanden. Das Tier zappelte und trat mit seinen Läufen um sich, kam jedoch nicht los. Es knackte verräterisch, als sie Kraft auf ihren Kiefer gab und dem Hasen leichtfertig das Genick brach.

Mit ihrer Beute im Maul drehte sie sich zu dem Jungen, welcher ebenfalls nun zu ihr stieß und ihr den Hasen abnahm. ,,Wohin jetzt?", fragend sah er zu ihrer Kojoten-Gestalt, ehe er seinen Blick durch den Wald schweifen ließ. Takehiko schnüffelte im leichten Wehen des Windes, drehte sich um die eigene Achse, ehe sie kurz aufheulte und vorlief. Sie achtete auf ihr Tempo, damit der Hatake mithalten konnte, welcher ihr schweigsam folgte, während sie die Richtung vorgab.

Sie konnte nicht sehen, was er dachte oder was in ihm vorging. Die Katzenmaske versperrte ihr die Sicht, doch sie würde ihn führen, wenn er es verlangte. Seine Körperhaltung sprach Gehorsamkeit aus, also vertraute er ihr in ihrer Wegwahl. Sie konnte es bereits immer besser einschätzen. Die viele Zeit mit ihm hatte sie gelehrt, wie sie Menschen besser analysieren konnte, vor allem bei verschlossenen Menschen wie die Anbu.

Sie führte ihn. Er gehorchte ihr. Ein Geben und Nehmen spielte sich weiter zwischen ihnen ein, was ihren Teamgeist stärkte und ihr Vertrauen zueinander beeinflusste. Sie vertrauten sich blind. Wenn der eine sagen würde ,,Spring!", würde der andere es, ohne zu zögern, erledigen. Ihr einst rissiges Band stählte sich von Mission zu Mission, von Tag zu Tag, von Moment zu Moment. Es war eisern - ohne jeglichen Riss in der Lackierung. Blindes Vertrauen zweier Menschen.

Takehiko sprang voran über Äste, Baumstämme, Steine und Pfützen. Unter ihren Füßen knackte und raschelte es, doch es interessierte sie nicht, genauso wenig wie Kakashi den Geräuschen Beachtung schenkte und er ihr stramm folgte. Sie würde den richtigen Weg finden. Sie hatte ihn immer gefunden. Sie würde ihn immer finden.

Sie durchquerten einige Büsche, als er beinahe auf ihren buschigen Schwanz getreten wäre, da sie anhielt und ihn anblickte. Er sah sich genauestens um, erwiderte den Blick, nickte knapp: ,,Die Stelle ist gut". Ruhig legte er den toten Hase zu Boden, um alles vorbereiten zu können. ,,Dann richten wir unser Lager auf und bleiben über Nacht hier", sprach das Mädchen den Rest seiner Gedanken aus, als sie sich zurück in ihre Menschenform verwandelte.

Sie waren ein eingespieltes Team geworden, sodass sie Feuerholz sammelte, da sie sich am besten mit der Umgebung auskannte, während Kakashi ihren Schlafplatz vorbereitete sowie Platz für das baldige Feuer schuf. Das Tier wusch er im danebenliegenden Fluss ab, um den größten Dreck zu entfernen. So hatte es ihm einst das Mädchen gezeigt und er würde ihrer Anleitung folgen, denn ihrer Erfahrung konnte er nicht widersprechen.

Takehiko stapelte das Feuerholz geschickt in der Mitte des kleinen Uferplatzes. Der sandige Untergrund kam ihr gelegen, da sich das Feuer nicht ungewollt ausbreiten können würde, sodass sie wenig später ihre flache Hand neben das Holz hielt. ,,Es ist zwar nass, da es wahrscheinlich vor Kurzem geregnet hat, aber es müsste funktionieren", teilte sie ihrem Kameraden mit, welcher nickte und sich neben sie auf den Boden setzte, während ihre Hand entflammte.

Blau-grünes Licht. Es sprang auf das Holz über, tanzte um die Äste und färbte sich in das Leuchten eines normales Feuers. Unbewusst lächelte Kakashi, als er ihre Flammen sah. Vor weniger als einem Jahr hatte er sich gefürchtet, als er den Schein der Flammen in seiner Wohnung gesehen hatte. Ein gefährlicher Clan wurde ihm gesagt. Gefährlich. Dieses Mädchen war vieles, aber keine Gefahr - keine Bedrohung.

Blau-grünes Licht. Es zeigte ihm, dass sie bei ihm war, dass sie in seiner Nähe verweilte und ihn nicht allein ließ. Er fürchtete die Flammen nicht mehr. Er empfand sie als schützend und ruhig. Er entspannte sich, ließ seine Muskeln locker und nahm die Katzenmaske von seinem Gesicht, um diese auf seinen Schlafplatz zu legen, genauso wie sein Katana dort landete.

Der Junge beobachtete sie, wie sie zu dem Hasen griff, der ihm entkommen war und sie ihn gefangen hatte. Mit einem seiner Kunai bewaffnet, stieg sie in den Fluss und setzte die Klinge an das Tier an, um ihm die Haut aufzuschneiden. Sie hatte es dem Hataken bereits mehrfach bezeigt und erklärt, wie man vorgehen musste, doch er streubte sich, dem Hasen das Fell über die Ohren zu ziehen - wortwörtlich. Das Blut ihrer Beute schlängelte sich in die Strömung des Wassers, wurde hinfort getragen und reinigte zeitgleich das Fleisch vom Blut.

Nach nur wenigen Minuten stellte Takehiko ihre Arbeit ein, wank den Jungen zu sich, damit dieser den halbfertigen Hasen an sich nehmen konnte. So stand Kakashi von seinem Platz auf und trat zu ihr auf den Fluss. Während sie mit beiden Füßen im kühlen Nass stand, ging er geschmeidig auf der Oberfläche und nahm ihr den Hasen ab, sodass sie ihre Hände reinigen konnte.

Er verschwand jedoch nicht, sondern blieb neben ihr stehen. Sie hatte es ebenfalls bei ihm getan, als er sich das erste Mal getraut hatte, den Hasen für das Feuer bereit zu machen. Er überlegte zweimal, ob er sich revangieren sollte, doch sie würde ihm nicht böse sein - oder?

Zweifelnd mit seiner Idee, streckte er seinen freien Arm in ihre Richtung aus und zögerte kurz, bevor er ihr einen Stoß auf den Rücken gab, der sie vorwärts taumeln ließ. Platschend landete das Mädchen im Wasser, quiekte sogar vor Überraschung kurz auf, ehe sie ihn erbost ansah, jedoch lachen musste, als sie verstand, was er getan hatte. Das Wasser strömte an ihrem Körper entlang, riss sanft an ihrer Kleidung. Der Junge hatte nicht einmal einen Tropfen abbekommen.

Mit einer schnellen Armbewegung spritzte sie das Wasser in die Höhe, sodass es ihn leicht betröpfelte, doch nicht allzu nass machte. ,,Jetzt sind wir quitt", lächelte die Tsunagari und stand aus dem Flussbett auf, nur um klitschenass neben ihrem Kameraden den Fluss zu verlassen. Abgekühlt setzte sie sich an das Lagerfeuer, spürte die Wärme auf ihrer Haut, als Kakashi bereits den Hasen auf einen Stock angespiest über die Flammen hielt.

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Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt