Kapitel 13 ~ 𝐶𝑙𝑎𝑛

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Das Reich der heißen Quellen: bergig und voller Wald. Perfekt für einen Clan voller Kojoten.

Im Schutz der Berge hatten wir unser Lager vor einigen Tagen aufgeschlagen: Zelte, so einfach faltbar und aufstellbar, dass es ein Fünfjähriger fast allein konnte. Feuerstellen, damit jeder einen Platz zum Wärmen fand. Direkt neben einem Fluss, welcher Wasser und einen Platz zum Waschen bot. Frischfleischhalter, die die Beute trockneten, wenn die Jäger zurückkehrten.

Ich spießte derzeit mit einem kleinen Jungen, welcher in einer Behausung neben meiner Familie wohnte, das Fleisch der letzten Beute auf speerartige Hölzer, die später über das Feuer gehalten wurden. Es blutete und überall klebte das rote Nass an unserer Kleidung sowie im Gesicht. Der Hirsch hatte nicht überlebt und war den Krallen der Kojoten zum Opfer geworden.

,,Ich bin fertig!", strahlte der Junge, Yori, und hielt mir stolz seinen Spieß vor die Nase. Der Geruch des rohen Fleisches kroch mir in die Nase und ich wusste, dass es eine gute Beute war. Nicht zu alt, nicht zu jung. ,,Können wir noch Beeren sammeln?", hüpfte er aufgeregt auf und ab, was ich nur nickend bejahen konnte. In dieser Gegend befanden sich viele Beeren sowie Pilze und bei jedem hielt der Junge an, rätselte, ob sie giftig oder essbar waren. Mit der Zeit erkannte man es schnell, doch der Kleine brauchte definitiv noch mehr Übung.

Mit zwei vollen Schalen kehrten wir zurück, brachten diese zu den Lageristen. Diese bedankten sich und sortierten es sogleich in den Vorrat ein.

,,Takehiko!", hörte ich es rufen, als wir zurück bei unseren Zelten waren. ,,Steh nicht so tatenlos herum! Tu etwas!", schrie meine Mutter, welche gerade mit einem Korb voller Wäsche an die Luft trat und ihn mir in die Hände drückte. Ich bejahte und machte mich auf zum Fluss. Der Kleine blieb mir dicht auf den Fersen. ,,Ich helfe dir", meinte dieser nur, eilte voraus. Trotz dessen, dass er gerade mal sechs Jahre alt war, wusste er, wie man sich in den Clan intigrierte, sodass man keinen Ärger verursachte.

Mithelfen. Anpacken, wenn man Aufgaben sah. Es wurde allen von kleinauf beigebracht, damit die Dynamik des Clans nicht zerbrach. Tanzte man aus der Reihe, zog dies Konsequensen mit sich, denn diese Menschen waren eine Bedrohung für den Clan. Man konnte keine Lücken in der Struktur zulassen, wie bei einer Decke. Mit Loch nützte diese nichts und besaß somit keinen Wert - wurde restlos aussortiert. Selbst, wenn man nichts für den Ausrutscher konnte, es an den Fähigkeiten lag, wurde man aussortiert - vertrieben.

Am Fluss begann der Kleinere sofort sich die Kleidung zu schnappen und brav im Wasser zu waschen. Yori planschte nicht, tollte nicht, spritzte nicht mit der klaren Flüssigkeit. Ich tat es ihm gleich. So wurde es uns beigebracht, dennoch suchte der Junge das Gespräch. ,,Du, Hiko?", mit großen, hellbraunen Glubschaugen sah der Junge fragend zu mir empor. ,,Was ist eigentlich deine Eigenart?" Er hielt in seiner Arbeit inne und schien sehr interessiert.

,,Warum willst du das wissen?", leicht kniff ich ihm spielerisch in die Nase, was ihn leise quieken ließ, doch schnell kehrte er zu seiner Arbeit zurück. ,,Naja, die Eigenart wird an den Charakter der Person angepasst", spielte er laut mit seinem Gedanken und immer schwerer wurde mein Magen. Eine Fähigkeit, die individuell an den Besitzer angepasst war. Eine weitere, die durch das Kekkei Genkai unseres Clans möglich war - neben der Formung in einen Kojoten.

,,Ich kann das Licht hervorrufen", versuchte ich ihn in die Irre zu treiben, doch hatte den Unterricht der Jüngsten vergessen. ,,Das kann jeder." Es gehörte zum Grundstoff nach der Chakrakontrolle. Eine Grundfähigkeit, die jeder besaß: Eine blau-grün leuchtende Kugel auf der Hand erscheinen lassen, welche einen den Weg erhellen kann. Praktisch bei Umsiedlungen.

,,Also?", fragte er hippelig weiter und mir wurde klar, dass ich ihn nicht an der Nase herumführen konnte. ,,Ich habe es noch nicht entwickelt", kleinlaut, da ich damit keinesfalls prahlen konnte, murmelte ich es, doch so laut, dass er es verstehen konnte. ,,Huh?", verdutzt hielt er in seiner Bewegung inne und ich konnte mir vorstellen, was nun folgte. Der Teil der Predigt, die ich allzu oft schon hören musste: ,,Die entwickelt man doch spätestens im Alter von sieben." Auch wenn er überrascht klang, so schrie er nicht, sodass es nicht der gesamte Clan hören musste. ,,Und du bist dreizehn."

Ich nickte nur, denn ich wusste es bereits. So oft durfte ich es mir schon anhören. ,,Weißt du, was meine Eigenart ist?" Er grinste stolz, weshalb ich gezwungen war, zu verneinen und ihn zu bitten, dass er es mir verriet. Selbstüberzeugt reckte Yori seine Hand in die Höhe und kniff angestrengt die Augen zusammen. Er besaß seine Fähigkeit noch nicht allzu lang, weshalb es sehr holbrig zuging, doch letztendlich schaffte er es, mit der Hilfe seines Chakras ein Kunai in seiner Hand erscheinen zu lassen. Materie aus dem Nichts - so würde ich es am ehesten beschreiben. Es war keine Teleportation, er stellte sie einfach her. Praktisch im Kampf, wenn einem die Waffen ausgingen.

Fertig mit der Wäsche brachten wir diese zurück zum Zelt, doch der Kleinere verabschiedete sich auf dem Weg, da er seinen Vater sah, welcher gerade einen Hasen ausweidete. So ging ich allein weiter, trat jedoch nicht ein, da ich Stimmen von drinnen hörte. ,,Es kann so nicht weitergehen. Sechs Jahre Verspätung ist zu viel", hörte ich eine bekannte weibliche Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Der Hauptmann, eher die Hauptfrau des Clans. Unser Vorstand und Leiterin. Unsere unerbittliche Anführerin. ,,Es wird sich nicht mehr entwickeln. Wir haben lange genug gewartet und es ist Zeit zu handeln - jetzt", sprach sie mit Druck in der Stimme und ich wusste sofort, dass sie von mir sprachen. Ich war wie die Lücke in der Decke - ein Fehler im Clan. Das schwächste Glied der Kette.

Der Vorhang vom Zelt wurde beiseite gezogen und die Herrin des Dorfes blickte angewidert zu mir hinab. Ein Schandfleck in ihrem Revier. Doch erhobenen Hauptes stolzierte sie an mir vorbei, gefolgt von einem ihrer treuen Hunde. So schnell ich konnte, huschte ich in das Zelt und stellte die Wäsche an ihren Platz. Der Blick meiner Eltern sprach Bände: Ein Hauch Trauer, ein Hauch Glückseligkeit, ein Hauch Erleichterung. Der Clan stand vor allem. Selbst vor der Familie.

Mein Vater kam auf mich zu, legte seine Hand auf meine Schulter: ,,Genieß deinen letzten Tag." Es sollte wahrscheinlich beistehend gemeint sein, doch dies erfüllten seine Worte nicht und mehr sprach er auch nicht. Er ging einfach. Meine Mutter sah mich derweil einfach nur an. Sie atmete schwer, als würde sie sich etwas verkneifen, aber dann drehte sie sich zur Wäsche und ging ihrer Arbeit nach.

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Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt