Kapitel 3 ~ Eindringling

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Träge öffnete Kakashi seine Augen. Er lag in seinem Bett, unsauber zugedeckt. Er spürte die Präsenz seiner Ninken in seiner Wohnung verteilt - Sie waren noch immer da. Sie mussten ihn in sein Schlafzimmer gebracht haben, damit er ohne Rückenschmerzen aufwachte. Keine weiteren Schmerzen, die ihn plagten.

Sein Blick glitt aus dem Fenster - schon wieder Dunkelheit. Der Mond schien in sein Zimmer, durchbrach die Finsternis, dennoch fühlte es sich an wie an jenem Tag. Mit Leichtigkeit schwang er seine Beine unter der Decke hervor und stand auf, lief Richtung Fenster und öffnete dieses mit einem Ruck. Er brauchte keine Rücksicht auf die Ninken nehmen. Diese schliefen in seiner Wohnung tief und fest - ihr Beschützerinstinkt bis zum Minimum heruntergefahren. Hier konnte niemanden etwas passieren, sodass sie sich komplett entspannen konnten.

Kühle Frischluft schlug ihm entgegen und traf auf seine warme Haut. Es gribbelte leicht, doch es war angenehm. So angenehm wie an jenem Tag, als er sich allein vom Lager entfernt hatte und die Sterne beobachtet hatte. Auch diese Nacht strahlten sie hell, funkelten unterschiedlich stark, aber es verzauberte ihn immer wieder. Schnell kam auch diesmal der Wunsch in ihm auf, sie alle zu zählen, doch es waren viel zu viele und einige wurden durch kleine Wölkchen verdeckt.

Eine weitere Prise des abgekühlten Windes huschte durch sein Zimmer, ließ seine Fenster leise klappern, doch schlug genauso auch seine Zimmertür gegen die Wand. Überrascht sah er auf, als ein anderes Geräusch seine Ohren erhaschten. Es war nicht seine Tür gewesen, auch nicht seine Fenster, seine Ninken klangen anders. Es war ein Poltern, Schritte zweier Füße. Er war nicht allein. Geschwind schnappte er sich ein Kunai von seiner Komode, wo sein Arsenal an Waffen lagerte.

Leichtfüßig bewegte er sich durch die Hunde hindurch, welche seelenruhig schliefen und sich nichts anmerken ließen. Er sah unscheinbar ein Lichtlein brennen. Es kam nicht von seinen Lampen. Blau-grünes Licht. Tsunagari - Dieses Wort schoss durch seinen Kopf, kaum dass er das Flackern gesehen hatte. Schützend hielt er sein Kunai vor seinen Körper, ging in Verteidigungsstellung, bevor er sich weiter seinem eigenen Wohnzimmer näherte. Die Geräusche wurden lauter, je näher er kam. Das Licht wurde heller, doch blieb weiterhin unscheinbar ruhig. Blau-grünes Licht. Ein Zeichen des gefährlichen Clans.

Ruhig blieb er vor dem Durchgang stehen, lugte hinter dem Türrahmen in das Zimmer: Er sah einen Fremden - eine Fremde. Sie hielt die Flamme in ihrer Hand, als würde diese sie nicht verbrennen. Aufmerksam sah sie sich um, musterte seine aufgestellten Bilder, nahm seine Bücher genauer unter die Lupe und betrachtete mitleidig seine Pflanze Mr. Ukki. ,,Du armer Kerl", sprach sie mit der Pflanze, hielt ihre nicht von Flammen umtanzte Hand unter seine Blätter und begutachtete diese genau. ,,Er scheint keinen grünen Daumen zu besitzen. Du verdurstest fast", stellte sie fassungslos fest und schenkte Mr. Ukki einen letzten mitfühlenden Blick, ehe sie abdrehte und weiter sein Wohnzimmer zu erkunden schien.

Es war ein Mädchen, etwa sein Alter. Sie berührte nichts, sah es lediglich im Schein ihrer Flamme an. ,,So lebt er also." Umscheifend drehte sie sich, ließ ihren grauen Mantel dabei leicht fliegen, beachtete aber, dass sie keinem der Ninken auf die Pfoten trat. ,,Ich hätte gern noch mehr gesehen", murmelte sie mit dem Blick aus dem Fenster gerichtet. ,,Das Dorf scheint so schön zu sein." Sie lief nicht geräuschlos, wie es Kakashi tat, aber dennoch würde ein ungeschultes Ohr sie nicht hören, wie sie sich zum Fenster begab und sehnsüchtig hinaussah. ,,So viele Häuser und Menschen an einem Ort - so friedlich beisammen." Ihr Blick rauschte über die Dächer Konohas.

Noch immer hatte sie ihn nicht bemerkt, doch er lauschte. Sie durchwühlte nichts, als würde sie etwas Spezielles suchen. Sie schien eher interessiert an dem, was sie in seiner Wohnung und außerhalb des Fensters sah, als würde sie es nicht kennen. ,,Aber wenn ich weiter in seinem Körper bleibe, töte ich ihn", wisperte sie, was ihn einen Schauer über den Rücken jagte. Kakashi sah in der Spiegelung des Fensters ihren traurigen Blick, während sie weiterhin sehnsüchtig hinaussah. Doch - hatte er sich verhört? War sie in ihm gewesen? In ihm?!

Leise trat er aus seine Deckung, legte eine Hand auf den Lichtschalter, während sein Kunai in ihre Richtung zeigte. Er war bereit sich zu verteidigen, doch er musste auf seine vertrauten Geister Acht geben.

Mit einem Satz erhellte sich der Raum, als er den Schalter umlegte und sie mit seinen Augen fixierte. Er erkannte ihre schreckgeweiteten Seelenspiegel in der Spiegelung, als ihr bewusst wurde, dass sie entdeckt wurde. Ihre flackernde Flamme erlosch sofort. Mit erhobenen Armen drehte sie sich zu ihm um, begann am ganzen Körper zu zittern. Er sah ihre Angst. Pure Angst, die ihre Augen widerspiegelten. Todesangst.

Die Spitze seines Kunais zeigte noch immer zielgenau auf sie, doch er würde sie so schnell auch nicht sinken lassen. Er wusste nicht: War sie Freund oder Feind? ,,Es-", begann sie, schluckte jedoch, da die Angst ihr die Stimme verweigerte. Kakashi atmete ruhig und schien bis auf die Knochen konzentriert - im Gegensatz zu ihr. Er durchbohrte sie mit seiner Ausstrahlung, ließ sie vor Furcht zittern. Eine Haltung, die er in dieser extremen Form noch nie gesehen hatte.

Er beobachtete jeder ihrer Bewegungen, das Zucken ihrer Hände, ihre schnelle sowie flache Atmung. Auffällig trat er einige Schritte näher, was ihre Angst vergrößerte, während er sie studierte. Tatsächlich, ein Mädchen in fast seinem Alter. Sie schien wenig trainiert, doch er wusste, dass er sich von äußeren Gegebenheiten nicht ablenken sollte. Sie schien wie ein normales Mädchen, doch ihre Haarfarbe ließ ihn stutzen: im Ansatz grün und bis zu den Spitzen blau werdend. Blau-grün, genauso wie die Flamme, genauso wie das Tier im Wald.

Es war ein Leichtes für ihn, eins und eins zusammenzuzählen. ,,Du bist eine Tsunagari?" Ihr Atem stolberte, als er diese wenigen Worte sprach, doch somit hatte er seine Antwort: Er lag richtig, auch wenn er es mehr als Frage anstatt einer Feststellung gemeint hatte. ,,Es- Es tut mir leid", hauchte sie tonlos. Anscheinend gab ihre Stimme nicht mehr von sich, als diesen winzigen Ton, doch ihre Geste sprach mehrere Worte klar und deutlich. Fast sofort ließ sie sich mit den Knien auf den Boden fallen, legte ihre Hände ebenfalls vor sich und neigte ihr Haupt entschuldigend nieder.

Ihre Haare rutschten über ihre Schultern, entblößten ihren gut erzielbaren Nacken. Ein Schlag - ein Schnitt - und sie wäre tot.

1080 Wörter

Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt