! TW ! kleine Erwähnung von Gewalt, Verletzung
------------------------------------------------------------Auf dem Weg drückte ich schnell meine Zigarette an einer nahestehenden Laterne aus und warf sie dann in den Müll.
"Wer sind Sie eigentlich? Ich hab Sie hier noch nie gesehen.", fragte ich nun endlich die Frage, die mir schon seit dem Räuspern auf meiner Zunge lag. Sie lächelte kurz und begann dann zu antworten: "Ich war nur im Mutterschaftsurlaub und dasselbe könnte ich dich auch fragen, ich habe dich auch noch nie gesehen. Aber noch zu mir, ich bin Frau Wańka und Lehrerin hier."
Das war mir neu. "Achso, ich bin Kate und bin letztes Jahr hier her gezogen.", antwortete ich noch in Gedanken versunken. Warum wusste ich nichts von ihr? Meine Freunde haben mir nie von ihr erzählt.
"Was wollten Sie eigentlich vorhin mit der Bewegung in meine Richtung bezwecken? Mich schlagen?", lachte ich leicht, doch innerlich war das schon eine kleine Angst die ich jedesmal fühlte, wenn mich jemand ohne Warnung berührte.
Ich bereute es sofort den Witz gemacht zu haben als ich bemerkte, dass sie nicht lachte, wie unangenehm. "Nein Kate, ich wollte deine Zigarette ausmachen.", erwiderte sie in einem strengen Tonfall und schaute mir in die Augen. Ich schaute sofort weg und schwieg.
Als wir durch die lauten, belebten Gänge in meiner Schule gingen, herrschte eine unangenehme Stille in unserem Gespräch. Da der Weg relativ lang war und ich diese unangenehme Stille nicht lange aushielt, entschied ich mich dazu hinter ihr zu laufen.
Ich folgte dem klackerndem Geräusch ihrer Schuhe, bis sie ganz plötzlich anhielt. Das verleitete mich dazu, geradewegs in sie rein zu stolpern. Beschämt wich ich ein paar Schritte zurück und entschuldigte mich schnell. Sie antwortete: "Schon okay, aber du hättest auch einfach neben mir laufen können, wie ein Mensch und nicht hinter mir wie ein Hund." ihr Lächeln und ihre Worte ließen mich erröten.
Ich denke sie bemerkte wie unangenehm mir das Ganze war, denn das nächste was sie sagte war: "Also wir sind da. Wir haben noch ungefähr zehn Minuten bis der Unterricht anfängt, wahrscheinlich schaffst du es noch pünktlich, also keine Sorge. Falls du zu spät kommen solltest, sag einfach, dass du im Krankenzimmer warst." Ich antwortete mit einem kurzen "Ja, mach ich." und bedankte mich anschließend noch dafür, dass sie mitgekommen war.
Nachdem Frau Wańka mit klackernden Schritten wieder verschwunden war, nahm ich meinen Mut zusammen und klopfte an der Krankenzimmertür. Das Ding ist, Edna, also die etwas ältere Krankenschwester mit der kratzigen Stimme und den dünnen, dehydrierten Haare, kann mich nicht wirklich leiden. Ich war schon einige Male nach Prügeleien oder angeblichen Bauchschmerzen bei ihr und sie hat mich jedes Mal nicht mal mit der kalten Schulter angeschaut.
Als sich nach einigen Momenten immernoch nichts in dem Zimmer rührte, drehte ich um und wollte gerade wieder loslaufen. Leider riss Edna genau in dem Moment die Tür auf und ich hörte ihre krächzende und genervte Stimme sagen: "Wer wollte sich denn da doch verziehen?" Ich drehte mich um und ignorierte ihre kleine Anspielung "Ich habe mich mit der Zigarette an meinem Arm verbrannt. Darf ich kurz reinkommen?". Sie rollte genervt mit den Augen, doch hielt die Tür dann doch ein wenig offener, sodass sich meine Gestalt in den eisigen Raum bewegen konnte.
"Gibt es hier denn keine Heizung?" dachte ich laut. "Nein, merkste doch. Ich frier' mir hier auch schon seit'ner Stunde den Arsch ab." Als sie das sagte, musste ich ein wenig kichern. "Jetzt setz dich bitte auf die Liege.", fügte sie hinzu. Als ich zum Fenster lief, nahm ich den starken Geruch von Desinfektionsmittel war und verzog mein Gesicht. Angekommen an der knarzenden Liege, setzte ich mich und Edna rollte mit ihrem geliebten, aber auch schon abgenutzten Stuhl auf mich zu.
"So, dann wollen wir mal sehen." Sie schob meinen Ärmel ein wenig weiter hoch, um den Abdruck besser betrachten zu können. "Das sieht nach einer Verbrennung zweiten Grades aus, ich mach dir jetzt einfach mal einen Gelverband mit Bepanthen.", brabbelte sie so vor sich hin.
Edna nahm sich zwei Gummihandschuhe und quetschte ihre schwitzigen Hände hinein, was sich als ziemlich schwierig herausstellte. "Wie ich diese Handschuhe hasse.", murmelte sie und nahm als nächstes eine hydroaktive Wundauflage aus der untersten Schublade ihres kleinen Arztschrankes. Dabei geriet ihre weiße Stoffhose etwas ins Rutschen und ich schaute sofort weg, um der nahestehenden Entblößung zu entkommen.
Einen kurzen Moment später, spürte ich etwas kaltes und brennendes auf meiner Wunde. Ich zischte kurz und sie grinste mich mit einer Flasche Desinfektionsmittel in der Hand an. Ich verdrehte nur die Augen und sie nahm sich das Bepanthen, beschmierte meine Wunde großzügig damit und legte anschließend die Wundauflage darauf, die sie dann auch direkt ruppig verband. "So, alles wieder beim Alten. Jetzt geh bitte, ich will ja nicht, dass du zu spät zum Unterricht kommst.", so entließ sie mich, aber fügte noch hinzu, "Achso und wenn du willst, nimm dir was aus dem Bonbonglas."
Ich sah rüber zu dem Glas und antwortete: "Nein, danke. Auf abgelaufene Bonbons kann ich gut verzichten." Ich konnte ein kurzes Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen und sie entgegnete: "Wohl wahr, wohl wahr." und widmete sich, in Gedanken versunken, wieder ihrem Computer.
Kurz nachdem ich die Tür schloss, hörte ich, wie unsere Schulglocke durch die bereits leeren Gänge hallte. Ich holte mein Handy aus meinem Rucksack und sah auf meinen Schulplan, Deutsch. Deutsch war nicht so mein Lieblingsfach und deswegen machte ich mir keinen Stress so schnell wie möglich zu dem Klassenzimmer zu kommen.
Ich lief also gedankenverloren durch unsere Gänge und beschloss, dass ich noch einmal auf Toilette gehen sollte da unser Deutschlehrer es nicht duldet, wenn wir in seiner Stunde auf Toilette müssen. Als ich wieder den Gang betrat, warf ich einen Blick auf die geräuschlose Uhr neben den grellen Lichtern, welche von der Decke ragten. Schon 7 Minuten geschwänzt, sehr gut.
Ich lief also weitere drei Minuten, um genau zehn Minuten zu spät zum Unterricht zu erscheinen. Ich klopfte an dem Zimmer und öffnete danach die Tür. Als ich eintrat fielen alle Augen auf mich inklusive die unseres Lehrers. "Entschuldigung, dass ich zu spät bin. Ich war noch bei der Krankenschwester, wegen einer Verletzung.", sagte ich und mein Deutschlehrer nickte einfach nur aberkennend und deutete auf meinen Platz. War vielleicht doch keine gute Idee zu spät zu kommen, alle guten Plätze waren bereits belegt und jetzt muss ich neben dem unlustigem Klassenclown sitzen.
Lustlos stellte ich meinen Rucksack neben den mit Genitalien vollgekritzelten Tisch und ließ meinen Kopf auf die Bank knallen. Die Stunde verging so langsam, dass ich alle einzelnen Löcher in unserer bereits sehr verkommenen Wand zählen konnte. Nachdem die Glocke uns endlich entließ, schnappte ich mir meinen Rucksack und wollte gerade aus dem Raum gehen, doch da hielt Mr. Quinn mich auf. "Kate, könntest du bitte noch kurz da bleiben? ", ich seufzte, aber blieb doch.
Mr. Quinn war einer der komischen Sportlehrer, dem vorgeworfen wird Mädchen bessere Noten zu geben, wenn sie etwas kürzeres anziehen. Ich konnte ihn nicht ausstehen, aber er bat mich immer mindestens einmal in der Woche ihm zu helfen die Duden in sein Büro zu tragen und ich traute mich nie 'nein' zu sagen, so blieb ich auch dieses Mal.
Als alle Schüler das Klassenzimmer verließen, begann er zu reden "Also Kate, du weißt ja wahrscheinlich, dass du nicht so gut in Deutsch bist." Ich nickte zustimmend und er fuhr fort. "Deswegen wollte ich dir meine Nachhilfe anbieten, wenn du willst?", bot er an und ich schluckte. Aber ich meine er ist mein Lehrer, was soll er schon machen? "Ja, warum nicht. Dankeschön.", antwortete ich. Seine Augen leuchteten auf und er bat mich, wie immer, ihm zu helfen die Duden zu tragen. Wieder stimmte ich zu und half ihm.
In der restlichen Pausenzeit ging ich schon zum nächsten Klassenzimmer. Meine Freunde und ich hatten jetzt eine Stunde Organisation, dass heißt eigentlich nur, dass unser Klassenleiter uns zu den anstehenden Prüfungen und Projekten Auskunft gibt.
Jedes Jahr bekommen wir einen neuen Klassenleiter, mal sehen wer es dieses Jahr sein wird.
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My Painkiller - teacher attachment
Teen FictionIn dieser Geschichte geht es um die 16-jährige Kate. Von außen scheint sie ein schüchternes und schlaues Mädchen zu sein, doch innerlich hat sie sehr mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Sie versucht sich zu betäuben: Drogen, Alkohol und andere 'Bewältigu...