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! TW ! Erwähnung Tod, Verletzung, leichte Panikattacke
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Kate
Ihre Wohnung war wunderschön. Sie war sehr modern eingerichtet und strahlte einfach ein Gefühl von Zuhause aus.

"Kommst du?", stupste sie mich an und lächelte. Schnell zog ich meine Schuhe aus und lief ihr hinterher. Natürlich schloss ich vorher noch die Tür hinter mir. "Also, hier ist das Wohnzimmer. Setz dich gerne auf die Couch und ich hole uns schnell was zu trinken. Möchtest du etwas bestimmtes?", fragte sie. "Haben Sie Orangenlimonade?", fragte ich vorsichtig. "Ich glaube so viel Zucker und Kohlensäure ist nicht gut für deinen Kater morgen. Wie wäre es mit einem Früchtetee oder einem Wasser?", fragte sie nun mit einem entschuldigenden Lächeln, "Und du musst mich nicht außerhalb der Schule Siezen.", fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

"Okay, ja das reicht völlig aus. Entschuldigung", sprach ich nun leise. Ich weiß nicht warum, doch ich hatte das Gefühl, dass ich mich durchgehend für meine bloße Existenz entschuldigen müsste. Ich meine, ohne meine Anwesenheit wäre ihr Abend wahrscheinlich viel entspannter verlaufen. "Du musst dich doch nicht entschuldigen. Hast du Hunger? Ich kann uns Spaghetti machen.", rief sie als sie auf dem Weg in die Küche war, doch ich lehnte ihr Angebot dankend ab.

Als sie weg war fiel mein Blick auf ihren kleinen, etwa hüfthohen, Schrank. Dieser Trug einen noch kleineren Bilderrahmen. Auf dem Foto konnte man ein Ultraschall von einem kleinen Kind entdecken. Daneben stand ein kleines weißes Kreuz mit der Aufschrift:

Elea Wańka, du wirst immer in unseren Herzen verweilen. In Liebe, deine Mama.

Zu besoffen, um zu bemerken was das Ganze bedeutete und warum es hier stand, fiel meine Aufmerksamkeit zurück auf den Glastisch vor mir. Ob man da durchsehen kann, wenn man drunter liegt? Ich sollte das mal testen. Das tat ich, indem ich meinen Kopf unter dem Tisch platzierte (wohl darauf bedacht, dass er nicht den Boden berührte) , sodass meine Beine nun auf dem Sofa lagen. Und tatsächlich: man konnte durchschauen.

Meine Stimmung hatte sich nun direkt wieder gebessert und ich versuchte mir durch die Glasscheibe ein High-five zu geben als mich das Sinken der Couch neben meinen Beinen zurück in die Realität holte. "Was soll das denn werden, Prinzessin?", fragte mich meine Lehrerin belustigt und ich setzte mich mit einem kleinen Sicherheitsabstand wieder auf die weiße Couch.

"Wusstest du, dass man durch die Glasscheibe sehen kann?", fragte ich nun begeistert von meiner Erkenntnis. "Nein, wirklich?", fragte sie mit klarer Ironie, die ich in meinem Zustand nicht erkannte. "Ja, wirklich.", sagte ich nun aufgeregt. "Ach Gott bist du süß.", sprach sie nun in der mütterlichsten Art der Welt. "Ich habe dir deinen Früchtetee auf den Glastisch gestellt und hier ist dein Glas Wasser.", sagte sie und drückte mir das Glas in die Hand.

Dankend nahm ich es an und schluckte gierig. "Langsam, sonst verschluckst du dich noch.", sprach sie und stellte nun ihren heißen Tee neben mein bereits leeres Glas. "So, dann wollen wir uns mal um deinen Kopf kümmern, ja? Komm wir gehen zusammen kurz in das Badezimmer.", sagte Frau Wańka und zog mich mit einer Hand hoch.

Im Bad angekommen forderte sie mich auf, mich auf den Badewannenrand zu setzen und genau das tat ich. Sie holte ein nasses Tuch, Desinfektionsmittel und einen kleinen Verband und setzte sich dann hinter mich, also in die Badewanne hinein.

"Vorsicht, jetzt könnte es kurz weh tun.", kündigte meine Lehrerin an und wischte mit dem Tuch über meinen Hinterkopf. Das kleine Stechen war auszuhalten, ich denke die Verletzung war nicht so schlimm wie ich dachte.

Zu früh gefreut.

Als sie nun ohne Warnung mit dem Desinfektionsmittel über meine Haut fuhr, zog ich scharf die Luft ein und verstärkte meinen Griff um den Rand der Badewanne . "Alles gut, Liebling. Du hast es geschafft. Ich bin stolz auf dich, das hast du sehr gut gemacht.", sprach sie nachdem sie mir den Verband angelegt hatte und stieg nun aus der Badewanne. Ich muss schon zugeben, es tat gut diese Worte zu hören.

Nach einer kurzen Zeit kam sie mit einer Jogginghose und einem kurzen, großen Shirt zurück. "Hier zieh dich um, Kleine. Deine Sachen sind bestimmt sehr unbequem.", sagte Frau Wańka und deutete auf mein Outfit. "Deine Klamotten kannst du einfach dort liegen lassen.", fügte sie noch hinzu und verließ den Raum, um mir Zeit zum Umziehen zu lassen. Als ich fertig war, trat ich aus dem Bad und mich erwartete bereits eine lächelnde Lehrerin vor der Tür.

Als wir wieder auf dem Weg ins Wohnzimmer waren, schaute ich in den riesigen Spiegel im Flur und zurück blickten zwei müde Augen mit einem blassen Hautton. Ich hasste es mich im Spiegel zu betrachten, weswegen ich mit schnellen Schritten weiter ging und versuchte mit Frau Wańka mitzuhalten.

Angekommen im Wohnzimmer setzten wir uns in unsere vorigen Positionen und ich nippte an meinem Tee, der mittlerweile schon etwas abgekühlt war. "Willst du mir erzählen was heute passiert ist, Kleine?", fragte sie vorsichtig und eine Diskussion startete in meinem Kopf. Sollte ich? Nein. Oder doch? Ich kenne sie doch kaum. Aber auf der anderen Seite war sie in den zwei Stunden mehr Mutter als meine in zwei Jahren. Ich entschloss mit dazu ihr eine Erklärung zu geben. Das war ich ihr schuldig. Doch einige Parts übersprang ich einfach.

"Naja, ich hatte einen kleinen Streit mit meiner Mutter und danach bin ich zum Kopf leeren mit meinen Freunden ein wenig Feiern gegangen.", sagte ich ein wenig verunsichert und sie nickte.
"Worüber habt ihr euch gestritten?", fragte meine Lehrerin nun und passte sich meinem ruhigen Ton an. Mit einem schweren Schlucken erzählte ich es ihr.

"Mein Vater ist vor kurzem gestorben, er hatte einen Autounfall. Und-" begann ich, mir liefen nun ungewollt heiße Tränen über die Wangen. Ich hasse es vor anderen zu weinen, Schwäche zu zeigen, also wischte ich sie ganz schnell weg und räusperte mich. Frau Wańka griff unterstützend nach meiner Hand, was mich dazu brachte heftig zusammen zufahren, doch das brachte sie nicht ab und rutschte nun etwas näher. "Er hatte einen Autounfall, meiner Mutter ist nichts passiert und sie sagte mir, dass ich zu undankbar und unerzogen sei, um dankbar zu sein, dass wenigstens sie noch am Leben war.", am Ende dieses Satzes bebte meine Stimme, doch ich Schluck den Kloß in meinem Hals runter.

Ich meine unrecht hatte sie nun mal nicht.

"Das tut mir so leid, Engel. Komm mal her.", sagte sie und zog mich in eine Umarmung. "Ich hoffe du weißt, dass das was deine Mutter erzählt nicht stimmt. Du bist nicht undankbar und keinesfalls unerzogen, Süße.", sprach sie und legte ihr Kinn auf meinem Kopf. Nun flossen mir die Tränen wie ein Wasserfall über mein Gesicht und meine Atmung wurde schwerer.

Das war der Moment in dem sie sich aus der Umarmung löste.
"Hey, Kate. Shhhhh. Alles gut. Du musst atmen. Komm schon, Süße.", bat sie und formte ein paar tiefe Atemzüge, welche ich versuchte nachzumachen. Es gelang mir tatsächlich. "So ist gut. Das machst du so toll, Kleine.", sprach sie und gab mir ein warmes Lächeln.

"Ich denke, das war genug Aufregung für Heute. Hast du Lust noch kurz ein bisschen Fernsehen zu schauen und danach zu schlafen?", fragte sie und ich stimmte mit einem Nicken zu. Frau Wańka schaltete den großen Fernseher an und öffnete Netflix. "Was schaust du gerne?", erkundigte sie sich. Warte, sie will wissen was ich schaue? Warum interessiert sie das?

"Vielleicht Friends oder Brooklyn 99?", sagte ich eher fragend. "Du hast guten Geschmack, Maus.", sagte sie und entschied sich für Friends. Mitten in der Folge bemerkte ich, wie mein Kopf schwerer wurde und ich bemühte mich meine Augen offen zu halten. "Na komm her, Süße.", sagte sie sanft und hielt ihre Arme offen. Langsam robbte ich zu ihr und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Sie legte eine Decke über uns und fuhr mit ihrer Hand durch meine Haare.

Ich hinterließ ein wohliges Seufzen und vergrub meinen Kopf noch tiefer in ihrer Seite, woraufhin sie anfing leicht zu lachen. "Schlaf gut, Liebling. Morgen wird alles besser sein, glaub mir.", flüsterte sie und ich sank in einen tiefen wohligen Schlaf, ohne jegliche Angst haben zu müssen.

Diese Frau war echt ein Engel.

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Ich brauche eine Frau Wańka in meinem Leben

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