Sofort schaute meine Mutter mich an und warf mir einen warnenden Blick zu, bevor sie die Tür mit einem strahlenden Lächeln öffnete. Sie bot das perfekte Bild einer Mutter: gepflegte saubere Kleidung, leichte Schminke und ein einladendes Lächeln. Es ist als hätte sie ihre Persönlichkeit ausgetauscht.
"Guten Tag, ich bin Frau Kirchner vom Jugendamt und wollte einmal ein Routine Checkup machen um zu sehen wie die Wohnverhältnisse hier aussehen.", sagte die ältere Dame vom Jugendamt. Es sind immer die 'Routine Checkups'. Meine Mutter ließ sich nichts anmerken, bat Frau Kirchner höflich hinein und führte sie in unser Wohnzimmer, in dem ich gerade 'zufällig' am Fernsehen war.
"Hallo, du musst Kate sein oder? Ich bin Frau Kirchner und würde gerne mal schauen wie du hier so lebst.", sprach sie und ich nickte mit einem aufgesetzten Lächeln. "Guten Tag Frau Kirchner, kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?", fragte ich und versuchte so höflich und natürlich zu wirken wie es nur ging. Ein Lächeln überzog ihre Lippen, anscheinend kaufte sie mir meine Darbietung ab, und sie fragte nach einem Glas Wasser.
Selbstverständlich brachte ich ihr dieses auch und setzte mich zurück auf die Couch, auf der meine Mutter und die Frau vom Jugendamt bereits herzlich zusammen lachten. Die Manipulationskünste meiner Mutter erstaunten mich immer wieder.
Nachdem ein kurzes Gespräch mit meiner Mutter, indem es hauptsächlich um ihr Berufsleben ging, beendet war, wandte sie sich nun an mich. "Wie ich sehe habt ihr hier ein sehr schönes Haus. Hast du denn Lust mir mal dein Zimmer zu zeigen?", fragte sie und ich bejahte und führte sie die Treppen hoch zu meinem Zimmer.
"Das sieht ja klasse aus und auch noch so ordentlich.", lobte sie. "Ich bin von Natur aus ein sehr ordentlicher Mensch und versuche mein Zimmer immer sauber zu halten.", sprach ich mit einem authentischen Lächeln während sie beeindruckt nickte. Ich hoffe man merkt mir meine Nervosität nicht an, ich spreche dann immer ziemlich hochgestochen.
"So und jetzt lass uns mal miteinander sprechen. Ich habe von deiner Lehrerin gehört, dass du gesagt hattest, dass der Freund deiner Mutter dich verletzt. Stimmt das denn überhaupt? Denn wenn ich mir dein Umfeld so anschaue, dann sieht das eher nicht so aus und ein Freund ist auch nirgendwo zu sehen.", sagte sie skeptisch. Natürlich glaubte sie mir nicht, das war immerhin das Ziel. Jetzt muss ich mich entscheiden: erzähle ich ihr alles oder will ich weiter hier wohnen? "Sie haben Recht, ich habe gelogen und das tut mir leid.", sagte ich nun gespielt beschämt.
"So geht das aber wirklich nicht junge Dame. Ich hätte vielen Kindern helfen können die wirklich in einer schwierigen Lage stecken, stattdessen deinen Lügen nachzugehen ist nicht akzeptabel. Bitte mach so etwas nie wieder. Hast du verstanden?", sagte sie aufgebracht. "Ja, verstanden. Tut mir leid.", entgegnete ich. "Eine letzte Frage habe ich dann aber doch noch: Was ist mit deinem Auge passiert? Wo kommt der blaue Fleck her?", fragte sie nun wieder etwas sanfter.
"Das hier?", fragte ich leicht lachend und fuhr mit meiner Erklärung fort. "Ich bin sehr tollpatschig und hab ausversehen die letzte Stufe der Treppe übersehen."
Frau Kirchner symbolisierte mir mit einem Nicken, dass sie mir glaubte und bahnte sich den Weg zurück ins Wohnzimmer, wo meine Mutter bereits saß und auf uns wartete.Aus dem Augenwinkel sah ich eine angefangene Likörflasche auf unserem Küchentresen und betete, dass Frau Kirchner sie nicht sah. Meine Mutter hatte schon wieder getrunken, natürlich hält sie es nicht lange ohne Alkohol durch. Ihr betrunkenes Ich war unberechenbar und ich hoffte, dass sie sich jetzt zusammenreißen würde.
"Vielen Dank für die Gastfreundschaft und bitte entschuldigen Sie Störung. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch, sie haben echt eine wundervolle Familie.", sagte die Frau mit Gelächter und riss die Wohnungstür auf. Meine Mutter nahm mich zum Abschied in den Arm und winkte Frau Kirchner. Die Umarmung war gezwungen und fühlte sich falsch an, trotzdem genoss ich die Wärme und ich hasste mich dafür. "Alles gut. Danke für Ihren Besuch. Eine gute Fahrt.", rief meine Mutter hinterher und schloss die Tür.
Ihr Blick veränderte sich und ihre gerade noch freundliche Miene verzog sich in ein kaltes Starren, während sie mich genervt aus der Umarmung schubste. "Gut gemacht, sie hat nichts geahnt.", sagte sie ohne jegliche Emotionen und ging Richtung Küchentresen auf dem immer noch die alkoholische Flüssigkeit stand.
Das war mein Stichwort um in meinem Zimmer zu verschwinden. Vorher machte ich aber noch einen kurzen Abstecher zu der Alkoholsammlung meiner Eltern, es war ein Schrank in ihrem Schlafzimmer. Mein Ziel war es den Schnaps wegzunehmen, denn wenn meine Mutter diesen trinkt wird sie oft aggressiver als sie eh schon ist. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein und als ich ihn schließlich hatte machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Zügig tippelte ich die Treppen hoch, ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen und schlief daraufhin auch schnell ein.
Heute stand wieder Schule auf dem Plan, mein blaues Auge schien abzuheilen und auch meine Mutter hatte mich nicht angebrüllt. Vielleicht wird es ja wirklich besser?
Den Gedanken verwarf ich jedoch schnell wieder als ich die Treppen knarzen hörte. "Hier, schmink dich diesmal ordentlich und halt dich von der aufdringlichen Lehrerin fern.", ertönte die Stimme meiner Mutter. Sie warf mir brandneuen Concealer auf mein Bett und verließ mein Zimmer wieder. Mit einem müden Seufzen ging ich ihrer Bitte nach. Nach einer weiteren Stunde war ich nun schließlich fertig und machte mich auf den Weg in die Schule.
Unsere ersten beiden Unterrichtsstunden waren Geschichte, die nächsten Mathematik und am Ende noch eine Stunde Kunst und Geographie. Am Ende des Tages war ich ausgelaugt, doch als ich das Schulgebäude verlassen wollte kam mir Frau Wańka auf dem Gang entgegen. "Kate! Gut, dass ich dich nochmal erwische. Ich wollte nochmal kurz mit dir reden wegen deiner Nachricht gestern.", sagte sie mit besorgter Miene und wollte mich gerade wieder in die Schule lozen, als ich sie unterbrach: "Nein, da gibts nichts zu bereden. Mir geht es gut und ich möchte Zuhause wohnen bleiben. Punkt.", sagte ich entschlossen, woraufhin Frau Wańka eine skeptische Augenbraue hochzog und ihre Arme vor der Brust verschränkte.
"Ich kann dir wirklich helfen, Liebling.", sagte sie mit sanfter Stimme. Ich weiß nicht ob es die Mangelernährung, der Schlafmangel oder meine Hormone waren, aber bei diesem Satz brannten meine Sicherungen durch. "Sie können mir nicht helfen! Ich will Ihre Hilfe nicht, ich komme alleine klar. Kümmern Sie sich um ihren eigenen Kram und bitte tun Sie mir einen Gefallen und lassen Sie mich in Ruhe.", mit diesem Ausbruch stürmte ich nach draußen und ließ sie einfach stehen.
Zuhause angekommen hörte ich meine Mutter und ihren Freund wie sie viel zu laut zu genauso lauter Musik sangen. Augenscheinlich waren sie auch nicht ganz nüchtern, weswegen ich mich so leise wie möglich in mein Zimmer schleichen musste.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit meine Hausaufgaben zu erledigen und für die bevorstehenden Tests zu lernen. Nach ungefähr zwei Stunden beendete ich meine Arbeit und widmete mich meinem Handy.
Die ruhige Stille wurde jedoch bald von einem Schrei unterbrochen.
"Kate!", lallte es durch die ganze Wohnung. Ich steckte schnell mein Handy in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg nach unten. "Ja Mutter?", fragte ich während ich die Treppe hinunter lief. "Was hast du hier wieder angestellt, du undankbares Miststück?!", beleidigte sie mit lauter Stimme und verwaschener Sprache. "Hast du mir den Schnaps geklaut?", fügte sie zu.Ihr Zustand wies auf einen Mischkonsum von Kokain und Alkohol hin: Aggressivität und Wahnzustände. So hatte ich sie nur selten erlebt und es hat nie gut geendet. Tatsächlich erkannte ich auch auf dem Wohnzimmertisch das weiße Pulver und die geleerten Flaschen, was meine Vermutungen bestätigte.
"Ich- Ich hab nichts getan. Wirklich. Das war ich nicht.", sagte ich ängstlich und wich vor ihr zurück. Doch weit kam ich nicht, denn nach ein paar Schritten stieß ich mit dem Rücken gegen Ronny, den ich davor gar nicht wahrgenommen hatte. Auch er schien zu dem Mischkonsum nicht 'nein' gesagt zu haben.
Das Ganze wird auch heute nicht gut enden.
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Bereit für ein bisschen KaS und Auf Streife? 🤭
Habt ihr Wünsche wer drin vorkommen soll?
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My Painkiller - teacher attachment
Teen FictionIn dieser Geschichte geht es um die 16-jährige Kate. Von außen scheint sie ein schüchternes und schlaues Mädchen zu sein, doch innerlich hat sie sehr mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Sie versucht sich zu betäuben: Drogen, Alkohol und andere 'Bewältigu...