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Als ich an diesem Tag nach Hause kam, fand ich auf dem Tisch einen großen Blumenstrauß bestehend aus Rosen. Das ganze kam mir etwas seltsam vor, da meine Mutter Blumen nicht ausstehen kann. Als ich näher an das Gewächs heran trat erkannte ich ein kleines Schild und darauf eine schwarze Aufschrift:

Für Kate: Es tut mir leid.
Von Ronny

Es tut ihm Leid? Ich denke nicht. Ich lachte etwas auf als ich merkte wie ironisch diese Entschuldigung war. Er hat diese Entscheidung bewusst getroffen, dann soll er auch mit dem schlechten Gewissen leben. Genervt nahm ich die Blumen und warf sie in den Müll.
Das Haus war ungewöhnlich leer heute, jedoch stand das Auto vor der Tür.

Den gesamten Nachmittag dachte ich darüber nach was bald passieren wird: ein Überraschungsbesuch des Jugendamtes. Meine Angst vor dem Besuch wurde von Minute zu Minute größer. Was wenn sie mir nicht glauben? Was wenn sie mir glauben? Komme ich in ein Heim? Das will ich nicht. Nach einer guten Stunde fasste ich einen klaren Entschluss:

Ich wollte nicht ins Heim, ich möchte hier bleiben. Noch ein paar Jahre und dann kann ich eh ausziehen.

"Scheiße", fluchte ich leise vor mich hin und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Wie soll ich meiner Mutter beibringen, dass das Jugendamt bald kommt. Vielleicht hat Frau Wańka ja doch noch nicht das Jugendamt kontaktiert. Um meine These zu unterstützen schrieb ich meiner Lehrerin:

Hallo, entschuldigen Sie die Störung, aber haben Sie das Jugendamt schon kontaktiert? Ich habe in der Schule übertrieben, so schlimm ist es hier nicht.

Nach nicht mal einer halben Stunde bekam ich eine Antwort:

Hey Liebling, das Jugendamt wurde bereits verständigt. Ich habe gesehen was dir Zuhause passiert. Diese Entscheidung ist die richtige. Warum hast du deine Meinung geändert, Kleine?

Oh Gott, wie soll ich das meiner Mutter beibringen. Scheiße. Seufzend legte ich mein Handy zur Seite ohne meiner Lehrerin zu antworten. Einen kurzen Augenblick später hörte ich auch schon die Schlüssel in unserer Haustür. Ihren Schritten nach zu urteilen sind sie relativ gut drauf und somit wäre jetzt die perfekte Gelegenheit von dem Besuch zu erzählen.

Langsam lief ich die knarzenden Treppen hinunter und suchte nach meiner Mutter, sie saß gerade auf dem Küchentisch mit Ronny über ihr. Widerlich. Mit einem Räuspern holte ich sie aus ihrem Liebeswahn und sah wie meine Mutter ihre Augen verdrehte bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf mich verlagerte.
"Heute in der Schule, da ähm- ist meiner Lehrerin mein Auge aufgefallen.", stotterte ich während ich auf mein blaues Auge zeigte. Meine Mutter zog eine Augenbraue hoch und drehte ihren Körper nun endgültig in meine Richtung.

Ronny lehnte derweil mit verschränkten Armen am Herd. Unter ihren Blicken beschloss ich schnell die Wahrheit ein wenig zu verändern: "Und dann hat sie das äh Jugendamt eingebunden.", sagte ich leise mit Blick auf den Boden gerichtet. Es herrschte Stille, doch diese wurde von einer Ohrfeige unterbrochen. "Tut mir leid.", murmelte ich mit Tränen in den Augen.

"Ronny nicht mehr ins Gesicht. Kate mach das Haus sauber. Ich kümmere mich um Essen und seriöse Klamotten.", befahl meine Mutter und klatschte in die Hände was mich zusammenzucken ließ. "Und du Fräulein.", begann sie und nahm mein Kinn fest in ihre Hand. "Du wirst deine blöden Macken loswerden und das glücklichste Kind der Welt sein. Wehe du lässt dir etwas anmerken.", zischte sie und ich nickte schnell.

Als sie mein Kinn los ließ, schnappte sie ihre Schlüssel und einen Beutel und stieg ins Auto. Jetzt war ich alleine mit ihrem Freund. Ich hatte die Aufgabe bekommen das Haus sauber zu machen, also tat ich das auch. Begonnen mit meinem Zimmer brachte ich den Müll raus, machte die Waschmaschine an, putzte und saugte. Nebenbei dekorierte ich noch ein wenig um es so aussehen zu lassen, als ob ich gerne hier wohnen würde.

Mittlerweile war ich schon ungefähr zwei Stunden am putzen, als Ronny mein Zimmer betrat. "Hey Babes.", sagte er und lehnte sich an den Türrahmen. "Nenn mich nicht so.", murmelte ich während ich gerade ein paar Bilder an der Wand auf hing. Plötzlich vernahm ich Schritte, spürte seine Hände an meinen Hüften und bemerkte seine Stimme in meinem Ohr: "Komm schon, hast du meine Blumen denn nicht bekommen, Prinzessin?"

Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter.
"Lass mich los.", sagte ich mit bebender Stimme und versuchte ihn vergeblich von mir wegzuschieben. "Wir sehen uns heute Abend nochmal.", flüsterte er. Ronny lachte, doch entfernte sich schließlich von mir und verließ mein Zimmer. Mit einer neuen Angst fuhr ich nun mit dem Putzen fort und versuchte diesen kleinen Zwischenfall zu verdrängen.

Nach einer Weile war ich mit dem Bad und dem Wohnzimmer fertig. Es war mittlerweile schon 10 Uhr abends und meine Mutter kam voll bepackt von ihrem Einkaufs-Trip wieder. Sie lief mit einem Beutel in mein Zimmer und warf ihn mir wortlos auf mein frisch bezogenes Bett.
Näher betrachtet waren es saubere Klamotten mit neuen Schuhen und einer Winterjacke. Diese ordnete ich in meinen Schrank ein und legte mich erschöpft auf mein Bett.

Ich denke meine Mutter wird mich morgen Zuhause lassen, so kann ich noch den Rest des Hauses reinigen.

Ronny hatte ich in diesem Augenblick schonwieder total vergessen, doch meine Erinnerung wurde aufgefrischt als meine Tür aufging und ich seinen Umriss im Türrahmen wahrnahm. Sofort verschloss ich meine Augen und tat so, als würde ich schlafen. Doch auch davor machte er keinen Halt. Ich spürte wie das Bett neben mir tiefer sank und wie seine Hände an meinen Kurven entlang fuhren.

Doch ich wagte es nicht meine Augen zu öffnen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Wie eingefroren ließ ich meine Augen zu und alles erneut über mich ergehen. Nachdem er fertig war, drückte er mir einen Kuss auf meine Stirn und verließ mein Zimmer. Stumme Tränen liefen über meine Wangen und mein Körper erwachte mit zitternder Bewegung aus seiner Schockstarre. Panik stieg in mir auf und die Luft wurde immer knapper.

Nach einigen qualvollen Minuten in denen ich versucht hatte Luft in meine Lungen zu bringen, zog mich schließlich die angenehme Schwärze in ihr Inneres und schaltete damit meine Gedanken aus.

Am Morgen danach weckten mich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und die Schmerzen in meinem Unterbauch. Meine Mutter hatte mich tatsächlich Zuhause gelassen. Das erste was ich tat war duschen, um das eklige Gefühl von meinem Körper zu schrubben. Danach machte ich das Haus fertig und entdeckte meine Mutter wie sie in der Küche Kekse backte. Der gute Eindruck zählt. Ronny sah ich zum Glück nicht mehr.

Es war nun bereits 14 Uhr und das Haus war fertig, genauso wie mein Outfit und die Backwaren auf dem Couchtisch.

Meine Mutter und ich saßen angespannt auf dem Sofa und starrten den Fernseher an, auf dem das Nachmittagsprogramm lief.
Plötzlich ertönte das Geräusch auf das wir uns so intensiv vorbereitet hatten: die Klingel.

My Painkiller - teacher attachment Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt