Pt. 10

45 3 0
                                    

POV Ivan
Davon, dass Patrick von anderen Schülern belästigt wurde, bekam ich nichts mit.
Nachdem der Unterricht zu Ende war und ich noch von einer alten Freundin, die mich in ein Gespräch verleitet hatte, machte ich mich schnell auf den Weg zu meinem Spind.
Obwohl ich es geregelt haben wollte, dachte ich darüber nach, dem Gespräch mit Patrick zu entfliehen, hatte Angst er würde mir sagen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, hatte Angst mit meinen Fehlern konfrontiert zu werden, shit, ich wusste was ich getan hatte, ich bereute es jeden verdammten Moment in dem ich daran dachte.
Warum kann man die Zeit nicht einfach zurückdrehen?

Ich hatte ihm damals an den Kopf geworfen, dass ich wünschte er wäre mir und meinem Vater nie begegnet, dass er Schuld am Tod meines Vaters sei. Ja es stimmte, jedes Mal wenn ich ihn ansah wurde ich an schöne Momente sowie an weniger schöne erinnert.
Ich wollte nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus alles vergessen, hatte es mit Alkohol und Drogen probiert und doch half nichts.

Allein die Tatsache, dass Isadora für mich da war, mir unter die Arme griff und mir sozusagen einen Arschtritt verpasste, war eines der Dinge, die mich am Leben hielten und wohl dafür sorgten dass ich jetzt wieder da stand, wo ich eben stand.
Jetzt aber meinen Exfreund - denn mehr würde er leider wohl nie mehr sein - wieder zu sehen, brachte mich durcheinander.

Erst wollte ich nachhause gehen, zog es ernsthaft in Betracht, doch entschied mich schließlich anders.
Eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, ich sollte bleiben.
Ich machte mich auf die Suche nach Patrick - und fand ihn auch recht schnell.
Mit meiner Tasche welche ich über der Schulter trug, ging ich langsam auf ihn zu.
,,Hey, darf ich...?" fragte ich und deute mit einer Handbewegung auf den Platz neben ihm.
Die Situation erinnerte mich sofort daran, wie er bei unserem, mehr oder weniger, Kennenlernen auf mich wartete und wir beschlossen die Schule zu schwänzen und uns zu vergnügen.

POV Patrick
Ich erblickte Ivan im rechten Augenwinkel, nachdem ich einige Minuten lang auf der Bank saß, über das Schulgelände hinwegblickte und meine Gedanken kreisen ließ.
Dachte schon du kommst nicht mehr" sagte ich nur und nahm meinen Rucksack von der Bank, um Ivan Platz zu schaffen.

Er setzte sich neben mich, unsere Körper waren nur einige Zentimeter voneinander entfernt und doch fühlte ich die Distanz, die sich über die Monate hinweg zwischen uns gebildet hatte.

Die ersten Sekunden, die sich wie Minuten, gar Stunden anfühlten, sagte keiner von uns ein Wort.
Schweigend waren unsere Augen auf das Sportgelände der Las Encinas gerichtet.
Weder ich noch Ivan traute sich das Gespräch zu beginnen, geschweige denn den anderen überhaupt anzuschauen.

Das Schamgefühl über mein Verhalten auf der Party war nicht der einzige Grund warum ich keine klaren Worte fassen konnte, viel mehr waren es die Ereignisse bevor es zu Ivans tragischem Unfall kam.
Doch das war nicht das einzige Gefühl das mich bedrückte:
Wusste Ivan, dass meine Schwester beschuldigt wurde, ihn angefahren zu haben?

Nach dem Unfall sind wir weggezogen, haben alles hinter uns gelassen, unsere Freunde, unser Zuhause.
Mein Vater wollte, dass wir ein neues Leben beginnen und nicht von unserer Vergangenheit eingeholt werden würden.

Als die Sekunden, in denen pure Stille zwischen uns herrschte, immer länger wurden, schaffte ich es schließlich das Wort zu ergreifen.
Wie gehts dir?" fragte ich leise, doch wusste ich, dass es Ivan innerlich wohl genauso beschissen ging wie mir.
Tut mir leid wegen neulich. Meine Gefühle sind in dem Moment, als ich dich nach so langer Zeit wiedergesehen habe, einfach durchgedreht."

Élite - Patrick & Ivan: FanficitonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt