Kapitel 106 - Überlegungen

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Tja, was wollte Louis? Er hasste es schon beim Bäcker was zu kaufen, weil er sich nicht entscheiden konnte und hier ging es um zwei Wochen mit seinem Bruder. Einerseits ja, andererseits nein. War ja, wirklich ja, oder nur das Gefühl, nicht absagen zu wollen? War ein nein nicht total destruktiv? Wie wär's mit einem erfrischenden: vielleicht?

"Du musst das nicht jetzt entscheiden. Es ist deine Entscheidung zu der Zeit, wo du es für richtig hältst. Ganz einfach." Erklärte Harry ruhig.
"Ich liebe es, zu was du alles ganz einfach sagst...", Murrte Louis und bekam dafür einen Kuss an die Schläfe gehaucht.

"Entspann dich. Wir bereiten jetzt gleich das Grillen vor und dann kommen einige Knallköpfe, die dich garantiert vom Grübeln abhalten.", Meinte Harry. Faszinierend. Louis war ja sonst nicht dafür bekannt, erst alles von allen Seiten zu durchdenken. Harry würde sich das einfach Mal weiter angucken.

"Nein. Ich entscheide das jetzt.", Kams dann plötzlich.
"Oh, und wie?"
"Er kann nach London kommen.  Kann ich ihm ja auch schlecht verbieten. Aber ich will nicht, dass er zwei Wochen bei uns wohnt. Bieten nicht die Leute da schräg gegenüber ihr Dachgeschoss als Ferienwohnung an? Soll er da schlafen."
"Du meinst die, wo du vermutest, dass die ihre Gäste fressen, weil man immer nur Leute sieht die anreisen, aber nie welche, die abreisen?", Fragte Harry schmunzelnd.
"Naja, wäre doch eine valide Überprüfung?", Fragte Louis unschuldig.
"Ich denke, wir lassen ihn sich dann einfach selbst um eine Unterkunft kümmern. Und wie viel du ihn sehen magst, sehen wir einfach dann."
"Ganz schön viele Matrosen..."
"Matrosen?"
"Sehen... Sehleute... Seeleute... Matros- okay, bin schon still."
"Äh.... Also ist es für dich jetzt schon durch? Das Thema?"
"Ja. Sodann, mein Sekretär, teile meinem Bruder mit, dass ich gewillt bin, ihn zu vereinzelten Audienzen zu empfangen, wenn -"
"Übertreibs nicht. Sag einfach, wenn du Nähe brauchst, weil du unsicher bist."
"Ich weiß das aber immer erst, wenn du das sagst... Aber ich brauche Nähe."

Schmunzelnd schloss Harry ihn in seine Arme. "Ich passe schon auf dich auf. Sei einfach du selbst."
"Ich könnte Niall auf ihn los lassen..."
"Oh, ich dachte, du willst es erstmal im Guten probieren."
"Ich hab nicht Liam gesagt."
"Das ist tatsächlich ein gutes Argument."
"Danke."

Irgendwann gingen sie dann weiter und als ihre Hütte langsam wieder in Sicht kam, sah man schon überall wieder Leute herum wuseln. Unter anderem bei ihren Grillbuddys von gestern.
Louis' Herz rutschte am Magen vorbei direkt in die Hose. Dort stand der eindeutig zweideutige Mann am Auto und sah skeptisch zu ihnen herüber.

Louis' Wangen erhitzten sich augenblicklich und Scham kroch in Wellen über seinen Körper. Oh, wie peinlich. Dass auch ein wenig Erregung dabei war, ignorierte er für den Moment geflissentlich.

"Guten Morgen." Grüßte Harry völlig entspannt. In was für nem beinharten Kloster hatte der das eigentlich gelernt?

"Tach. Ihr kommt aus der falschen Richtung.", Erklärte der Mann, dessen Name Louis einfach nicht mehr einfallen wollte. Irgendwas mit A...

"Wir sind schon einmal um den See spaziert.", Antwortete Harry wieder. Louis sah nur Pingpong-mäßig von einem zum anderen.

"Was hattet ihr denn so früh schon vor?"
"Nichts. Wir wollten einfach nur spazieren gehen."
"Oh. Gesunde Leute. Naja, ist meine Rente doch noch gesichert.", Winkte der Mann lächelnd ab und erklärte dann, dass sie gleich abfahren würden.

"Dann wünschen wir eine gute Fahrt.", Erklärte Harry.
"Danke, danke. Müssen Mal gucken, wie wir so durch kommen... Dahinten die Straße ist ja gesperrt, ne? Die Umleitung... hör mir auf. Ne Katastrophe. Naja, kann man nichts machen. Aber sag Mal: Wollt ihr heute vielleicht nochmal grillen? Wir haben noch Würste übrig und wenn wir die jetzt zwei Stunden durchs Land schaukeln, lassen die nachher auch die Ohren hängen."
"Ja, wollen wir tatsächlich."
"Na dann...", Sprach der Mann und ging zur Hütte.

"Der guckt mich immernoch komisch an...", Murmelte Louis.
"Hm... Er guckt dich wirklich an. Aber ich glaube nicht, wegen dem gestern...", Kams von Harry zurück.
"Wow. Jetzt geht's mir ja Mal sowas von besser..."

Harry wollte noch was sagen, aber dann kam der Mann zurück und blickte Louis nun direkt an.

"Du sag Mal.."
Louis wollte im Erdboden versinken. Was würde das denn jetzt werden?

"Hast du Verwandte oder kommst du aus Bristol? Du kommst mir so bekannt vor?"
"Äh... Ne. Nicht, dass ich wüsste. Doncaster.", Fiepte Louis, weil sein Hals noch ganz zugeschnürt war.

"Doncaster?"
Louis nickte. Neben Harry. Aus Prinzip.

"Da war ich ja auch oft. Dienstlich."
"Ich nur privat.", Kams von Louis und im nächsten Moment wollte er sich gern selbst hauen. Tolle Aussage.

"Hm... Vielleicht vertue ich mich auch. Hätte wetten können, dass du nen Kumpel von meinem Enkel bist."
"Äh... Nee"
"Nen Zwilling hast du nicht, oder?", Witzelte der Mann.
"Doch. Aber der sieht anders aus als ich... Und kommt auch aus Doncaster."
"Komisch. Naja. Dann ist das -"
"Johnny! Du sollst das Auto packen und keine Nachbarn verschrecken!", Rief wohl dessen Frau und kam aus der Hütte.

Johnny! Der Typ hieß Johnny! Halleluja!

"Guck doch Mal, Anny, der sieht doch aus wie der Kumpel von Wilson.", Meinte Johnny dann und deutete auf Louis, der gerade eher so aussah wie ein sich schämendes Rehbaby vor einer Flinte.

"Was? Ach Quatsch. Der Nick ist doch viel größer."
Autsch ..

"Und die Nase ist auch ganz anders."
Louis wollte unbedingt fragen, ob er wenigstens die schönere Nase hatte.

"Aber sonst sehen sie gleich aus, oder?", Fragte Johnny.
"Naja, sind beides junge Männer und haben braune Haare. Da hört es aber auch schon auf. Wilson und sein Freund sind doch erst 15.", Erklärte die Frau und sah äußerst zweifelnd zu ihrem Gatten.

Doppel Aua Autsch...

"Also ich bin schon erwachsen. Tschüss", Erklärte Louis beleidigt und stiefelte davon. Von denen hatte bestimmt noch keiner kopfüber in einer Tiefkühltruhe gebaumelt, weil die Füße nicht mehr den Boden berührten, oder empfand immernoch diesen Triumph, wenn man in jede Achterbahn durfte. Kleine Leute brauchten weniger Stoff für Kleidung und theoretisch weniger Essen, oder? Er war praktisch Teil einer nachhaltigen Öko-Variante des Menschen.
Und eine, die selbst keinen Schlüssel bei hatte und deshalb jetzt wie ein kleines Päckchen vor der Tür warten musste..

Na, dann wird im nächsten Kapitel wohl wieder gegrillt.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^



BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt