Kapitel 77 - Doms

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"ich verstehe einfach generell nicht, wie man so sein kann..."
"Weil du durch und durch submissiv bist."
"Klingt, als wäre das was schlechtes.", Grummelte Louis.
"Ist es nicht. Es ist eine Tatsache. Aber vielleicht sollten wir wirklich Mal über die Dom-Seite sprechen."
"Du musst dich während einer Session um alles kümmern. Und musst überlegen, was gemacht wird und abschätzen, wie weit du gehen kannst und dann musst du immer alles machen. Das wäre mir viiiiel zu anstrengend.", Erzählte Louis gleich Mal seine Sicht der Dinge.

Harry nahm ihn an die Hand. Zeit nach Hause zu gehen.

"Das ist korrekt. Der Dom hat im Wesentlichen die Verantwortung für den Ablauf einer Sessions, die Einhaltung von Limits und so weiter. Die Eigenverantwortung des Subs Mal außen vor gelassen. Der Dom gibt durch sein Verhalten die Intensität vor und führt."
"Ich bin froh, dass ich das nicht machen muss...", Murmelte Louis.

"Was für dich eine schreckliche Vorstellung ist, gibt mir haufenweise Endorphine, Adrenalin und generell einen äußerst... netten... biochemischen Cocktail. Das hat einen Einfluss auf die Stimmung, die Handlung und auch auf den Körper. Verstehst du?"
"Subspace für Doms? Domspace?"
"Es gibt einen Headspace für Doms. Man fühlt sich... stärker, selbstbewusster und fokussierter. Du schraubst dich höher und höher mit deinem Sub. Dabei darfst du die Grenzen aber eben nicht überschreiten. Denn ansonsten kann tief fallen, wer hoch fliegt."
"Hä?"
Harry zog eine Augenbraue hoch.

"Könntest du den Punkt genauer erläutern? Ich verstehe ihn noch nicht in Gänze?", Fragte Louis seufzend.

"Während einer Session ist Sub plötzlich besonders frech. Es folgt eine Strafe. Sub ist wieder frech. Die Strafe wird schlimmer. Es entwickelt sich eine gewisse Dynamik und es schaukelt sich hoch. Und plötzlich wird aus Doms Verhalten ein Fehlverhalten. Oder Dom hat sich vorher einen Plan im Kopf zurecht gelegt und will innerlich an diesem festhalten oder aber man übersieht in seinem Hormonrausch kleine Anzeichen beim Sub dafür, dass man einer Grenze zu nah kommt. Keine der drei Situationen schildert eine böswillige Absicht. Stimmts?"
"Ja, Sir."
"Nun ist nicht jede Situation gleich großes Drama. Aber man ist eben auch nicht jeden Tag gleich drauf. Weder physisch noch psychisch. Auch Doms sind Menschen. So eine Session ist gegebenenfalls auch körperlich sehr anstrengend. Es gibt Tage, da wählt man die falschen Worte oder kriegts eben einfach nicht richtig hin, vernünftig zu Knoten oder sonst irgendwas. Verstehst du?"
"Ja, Sir."
"Aber was passiert, wenn Dom etwas falsch einschätzt? Unerwünschtes Leid für den Sub."
"Hä? Im schlimmsten Fall sagt Sub sein Safeword oder sorgt anderweitig für einen Abbruch?"
"Wirklich?", Fragte Harry.
"Ja... Gut... Wenn der das nicht sagt, um zu gefallen... oder weil er meint, er muss es aushalten ... Dann wird es schwierig."
"Ganz genau. Aber warte. Gehen wir erstmal nicht von einem Abbruch aus: Aftercare ist ein Zauberwort. Es hilft beiden Seiten eine Session innerlich abzuschließen und nach dem Hoch der Session das Tief folgt, woraufhin sich dann die Emotionen wieder einpendeln. Bei beiden."
"Aber du kümmerst dich da immer um mich. Ich dachte, das ist... Keine Ahnung... Für mich nur... Und für dich eher..  keine Ahnung. Gehört halt dazu oder so."
"Oh nein. Aftercare ist für beide Seiten. Wenn du dich ankuschelst und mir bestätigst, dass es dir gut geht, dann zeigt mir das deutlich, dass alles in Ordnung war. Es beendet die Session und damit eben auch diese "extreme" Form der Verantwortung für mich."
"Oh, so habe ich das noch nie gesehen."
"Wenn ich mich hinterher um dich kümmern kann, auf eine sehr liebevolle Weise, bringt mich das auch wieder ins Gleichgewicht. Es ist natürlich nichts schwarz weiß. Es gibt Subs, die brauchen nach einer Session Abstand, weil sie das mit sich selbst ausmachen müssen oder andere, denen reicht das Grundgefühl, dass es ihnen gut geht und damit wäre denen Kuscheln zu viel. Man kann das nicht über einen Kamm scheren. Aftercare kann sehr verschieden aussehen. Für mich ist zum Beispiel die  Routine wichtig, hinterher den Raum wieder herzurichten. Ich kann dabei drüber nachdenken, was gut war, was wir ausbauen könnten usw. Dazu dann noch dein Input, wenn wir drüber reden. Für mich selbst wäre es beispielsweise belastend, wenn du nach einer Session verschwinden würdest. Also eine Termin hättest oder spazieren gehen wollen würdest. Für mich ist körperliche Nähe danach wichtig. Zu wissen, wo du bist."
"Oh krass... Das wusste ich nicht. Aber gut, ich bin ja dann eh immer alle und laufe nirgends hin."
"Stimmt.", Schmunzelte Harry und fuhr dann fort: "Letztlich können alle Menschen Fehler machen und ein Fehler vom Dom kann zu Schäden beim Sub führen. Das macht was mit der Psyche. Ebenso, wenn Sub eine Session abbricht. Es kann sich für Dom schlimm anfühlen, weil er eben eine Grenze überschritten hat, die er ja nicht überschreiten will. Es ist nicht: lass uns spielen und sag halt dein Safeword, wenn's für dich nicht passt. Dom will seiner Rolle gerecht werden und eben innerhalb der Grenzen frei agieren. Schafft er das nicht, sodass Sub abbrechen muss, kann das durchaus zu Unsicherheit, Seltstzweifeln und Selbstvorwürfen führen. Man nennt es Top-Drop."
"Sub-Drop gibt's auch.", Fiel Louis ein.
"Genau. Beides lässt sich auch auf den schnell herabfallenden Hormonspiegel zurückführen. Trotz aller Vorsicht kann beides passieren und man muss sich nicht dafür schämen oder rechtfertigen. Beim Sub ist es häufig, dass er Dinge falsch einschätzt - Schmerzen sind plötzlich doch zu stark oder etwas Gewünschtes ist in der Realität dann doch ganz anders. Oder der Sub hat viel zu hohe Ansprüche an sich selbst und kann diese dann nicht erfüllen oder aber auch das Schamgefühl, weil man eben Dinge mit sich machen lässt, die von vielen als pervers eingestuft werden. Deshalb kann ein Drop auch noch ein paar Tage nach einer Session entstehen."
"Und beim Dom?"
"Nun, zum einen ist da die Funktionslosigkeit. Man muss ablassen von der vollen Verantwortung und Entscheidungsmacht und fühlt sich unvollständig. Besonders ausgeprägt ist das natürlich, wenn eine Session vom Sub abgebrochen wird. Deswegen ist das eben auch nicht: Mal eben.
Dann gibt es das Tätergefühl. Das Handeln gegen gesellschaftliche Normen, selbst wenn im gegenseitigen Einvernehmen, muss man für sich trotzdem abgrenzen. Gerade das ist einer der Punkte, der ein paar Tage später reinkicken kann. Hat es sich in der Situation gut angefühlt, fragt man sich ein paar Tage später, wie man dieses und jenes nur tun konnte."
"Oh...", Machte Louis nur und betrat nach Harry das Haus.

"Das war ganz schön viel Input, oder?"
"Schon... Aber es ist schon interessant, weil das für mich sehr abstrakt ist. Ich würde die Rolle eines Doms nie haben wollen. Danke, dass du all das mit mir machst."
"Danke, dass du es mich machen lässt."

Huch... Eigentlich wollte ich das viel kürzer haben, aber ich kriege es nicht hin..  naja... Hoffentlich war es irgendwie interessant.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM (Larry) 2 - wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt