Hongjoongs Lächeln verriet, dass er meine Gedanken wie ein offenes Buch las.
„Du willst Pokern?" Seine Brauen waren vor Überraschung nach oben gezogen.
Ich zuckte die Schultern und nickte entschlossen. „Was wir spielen, ist mir egal. Aber ich werde gewinnen!" In Wahrheit hatte ich keine Ahnung vom Pokern aber die Zuversicht, die ich fühlte, ließ mich einige Zentimeter wachsen und eine ungewohnte Selbstsicherheit hob meine Brust.
Neben seinen Augen zeigten sich kleine Fältchen und in seinem Blick tanzte Vergnügen.
„Tja, weißt du, Poker ist wie Sex. Viele denken, sie seien die Besten, dabei haben sie keine Ahnung, was sie tun. Dein Freund da zum Beispiel ist so einer." Er warf einen abfälligen Blick auf Noah, bevor er in mein Gesicht sah und mich einladend anlächelte. „Du bist also bereit zu spielen?"
Ok.
Jetzt war ich es nicht mehr.Hongjoongs Grinsen war zu breit und seine weißen Zähne blitzten gefährlich in der Dunkelheit.
Ich schluckte. Seine Nähe entwaffnete mich völligst. Dort wo seine Hände mich berührten, glühte meine Haut wie Grillkohle und sein intensiver Blick brachte mein Hirn zum kochen. Mein Herz hämmerte wild gegen meinen Brustkorb und ich wandt mich in seinem Griff. Der Anblick seiner Tattoos und der Geruch nach Leder und See schnürten mir den Hals ab. Ich geriet ins Wanken, obwohl er mich hielt. Meine Selbstsicherheit war zusammen gekracht wie ein Kartenhaus. Seine Worte hatten dagegen gepustet und alles zum Einsturz gebracht. Eigentlich war es nur ein einziges Wort gewesen: Sex. Statt auf einem Kartenberg stand ich auf einem Trümmerhaufen; denn sowohl im Poker als auch im Bett fehlte mir jegliche Erfahrung. Bammel vor meiner eigenen Courage spülte jeden Rest Selbstbewusstsein fort und ließ mich zurück in einem Ozean an Gefühlen: mickrig und unbedeutend wie ein kleiner Fisch. Ein Guppy vor dem Raubfisch.
Haben Fische überhaupt Sex? Dann hätten sie mir was voraus.
Oh verdammt!
Zu spät. Im selben Moment, da ich meine ungefilterten Gedanken verfluchte, zuckten Hongjoongs Mundwinkel und er lachte schallend los.
Ein Hechtsprung über die Reling ins eiskalte Wasser wäre jetzt meine Rettung. Doch Flucht war unmöglich; der Piratenkönig war keine zehn Zentimeter entfernt.
Sein Körper zuckte und sein Griff lockerte sich, während sein helles Lachen mir in den Ohren klingelte. Ich reckte wenigstens mein erhitztes Gesicht in den Wind, um es abzukühlen. Bestimmt schillerten meine Wangen so rot wie die Schuppen eines roten Guppys.„Fische haben den Sex quasi erfunden", erklärte er japsend und zwinkerte mir zu. Eine Lachträne glitzerte in seinem linken Augenwinkel wie eine Perle. Er amüsierte sich prächtig auf meine Kosten.
Unfähig etwas zu erwidern, starrte ich ihn an. Wut, Angst, Scham und Erstaunen wirbelten in meinem Inneren wild durcheinander; doch dann war da noch dieses aufregende Kribbeln in meinen Adern; wie prickelnde Kohlensäure.
„Lass dich auf nichts ein!" Ich zuckte zusammen, da ich die Stimme im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Noah.
Macht er sich Sorgen? Der denkt doch nicht etwa, ich würde mit Hongjoong ...
Doch der Piratenkönig überging ihn einfach. Er schien nur Augen für mich zu haben. „Im Prinzip ist es ganz einfach: Erfahrung und Fokus ist alles, was du brauchst", erklärte er und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Er lächelte mich an, als hätte er mir soeben einen Tipp gegeben und ich wusste nicht recht, ob er von Sex, Poker oder dem Astrolabium redete. Vielleicht von allem?
Mist.
Hongjoongs Selbstsicherheit war überwältigend. Egal, um welches Thema es ging; er beherrschte es souverän, während ich sämtliche Gefühlswallungen durchlebte und mich verfärbte wie ein Chamäleon. Ich hatte doch jetzt schon verloren. Ganz ohne Spiel.
Zu allem Überfluss schob der Piratenkönig einen Finger unter mein Kinn und hob es an. „Eines solltest du wissen: Ich spiele gern, aber aggressiv."
Obwohl der Schalk in seinen Augen tanzte, lauerte da noch etwas anderes: die Aggressivität, von der er eben gesprochen hatte.
Ok. Vergessen wir das alles. Zeit für einen Rückzieher.
Die Panik wurde so überwältigend, dass ich nur noch weg wollte. Raus aus seinen Armen. Runter von diesem Schiff. Mein Fuß zuckte, bereit ihn zu treten.
Doch zu meiner Überraschung ließ er mich los. Seine Finger, die eben noch in meinen Haaren verwühlt waren, lösten sich und glitten sacht über meine Schultern und meine Arme hinab, bis sie mich ganz freigaben.
Hongjoong trat zurück. Mein Herz stolperte und taumelte in meiner Brust. Der Seewind wehte mir den Geschmack von Freiheit auf die Lippen, doch dann erkannte ich den Irrtum: Das Seil, mit dem meine Handgelenke zusammengebunden waren, hielt er noch fest in der Hand.
„Ein guter Spieler versteht es, das Spiel zu gewinnen. Ein guter Charakter, es lachend zu verlieren" erklärte er nüchtern, dann warf er den Kopf in den Nacken und deutete Richtung Großmast.
„Da erkennst du die Wahrheit: Dein Freund Noah ist weder das eine, noch hat er das Andere." Die Schadenfreude erhellte sein Gesicht wie eine Fackel. Sein rechter Mundwinkel war in Verachtung nach oben gezogen.
Doch dann lenkte er seinen Blick wieder zu mir und musterte mich mit einem Lächeln. „Ich bin gespannt, wie du dich schlägst."
______________________
Da bin ich wieder :)
Und da ich keinen blassen Schimmer vom Pokern habe, hatte ich etwas recherchiert und bin dabei auf ein Zitat von dem Pokerspieler Dutch Boyd gestoßen. Das habe ich direkt in den Dialog mit eingebaut^^
„Poker ist wie Sex. Jeder denkt, er ist der Beste, aber die meisten haben keine Ahnung, was sie tun. " Dutch Boyd
Ist also nicht auf meinen Mist gewachsen^^°, schade eigentlich ;)
Aber ich hoffe, ihr habt damit genauso viel Spaß wie ich ^.^
Bid bald.
DU LIEST GERADE
Der Ruf des Meeres (Ateez, Hongjoong)
Fanfiction"Willkommen auf meinem Schiff!" Die Worte, gesprochen von einer melodischen aber eiskalten Stimme, durchdrangen die Dunkelheit um mich herum und vermittelten mir das Gefühl, einsam in den tiefen Weiten des dunklen Ozeans zu treiben, mühelos, von d...