Sie zogen Noah mit sich nach draußen.
Das durfte nicht sein! Wir konnten das nicht zulassen! Aber die Angst schnürte mir die Kehle zu und das Entsetzen lähmte mich. Verzweifelt sah ich zu den Anderen. Christian schüttelte den Kopf, Hannah kaute auf ihrer Unterlippe, Lisa war kreidebleich und hielt Eric, der das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen verfolgte, zitternd am Oberarm fest, wie als wolle sie verhindern, dass er der Nächste sein würde, der so abgeführt wurde.
„Nein! Nicht!" Bea wandte sich flehend an den Piratenkönig. Dass sie eingriff, rechnete ich ihr hoch an.
Er beachtete ihren Einwand nicht und gab seinen Männern ein Zeichen, dass sie fortfahren sollten. Sie hatten die Tür erreicht und traten nun mit Noah hindurch. Obwohl dieser sich auf das Heftigste wehrte, schienen seine beiden Begleiter keinerlei Schwierigkeiten zu haben, ihn im Griff zu behalten. Es war kein Anzeichen der Mühe auf ihren Gesichtern erkennbar, nicht der winzigste Schweißtropfen. Noahs Stirn hingegen, glänzte nass vor Anstrengung.
An den Augenbrauen des Degentyps erkannte ich seinen Unmut. Noah sollte es nicht übertreiben, das könnte gefährlich für ihn werden. Der Rothaarige wiederum wirkte amüsiert, ob der nichtsnutzigen Gegenwehr.
Kaum das Noah und seine Begleiter aus unserem Blickfeld verschwunden waren, stolzierte Beatrice auf den Kapitän zu und schwang dabei ihre Hüfte mehr als nötig. Was hatte sie vor?
„Lass ihn frei", verlangte sie, wenn auch nicht mit der gleichen Selbstsicherheit, die sie sonst gern zur Schau trug.
Er zog eine seiner akkuraten Augenbrauen nach oben, verschränkte die Arme und sah sie abwartend an.
Ihre Schritte verharrten vor seinem Schreibtisch und sie blinzelte unsicher, verlangte aber erneut: „Lass uns gehen!"
Er schnalzte amüsiert mit der Zunge "Weißt du denn, was ich von euch will?" Er lehnte sich bei diesen Worten nach vorn und pustete sie ihr förmlich ins Gesicht.
Bea schien es zu frösteln, sie fing sich aber schnell wieder „Vielleicht können wir verhandeln", schlug sie vor. Sie saß jetzt mit einer Pobacke auf seinem polierten Tisch, ähnlich wie Frau Haubold sich manchmal auf den Lehrertisch setzte und warf ihm unter ihren getuschten Wimpern einen koketten Blick zu.
Mir blieb die Luft weg. Die hatte sie doch nicht mehr alle!
Dass ihre Stimme nur leicht zitterte, war zwar bewundernswert, aber ihr Verhalten gegenüber dem Piratenkönig ließ mich erschaudern.
Sein linker Mundwinkel wanderte nach oben, seine Augenlider senkten sich leicht, aber sein Blick war starr auf Beatrice gerichtet. Er sah sie an wie ein Löwe, bevor er sich auf eine Antilope stürzt.
Die Spannung, die in der Luft hing, war deutlich zu spüren. Fast konnte ich sie knistern hören, wie die Scheite im Kamin.
Meine Hände waren zu Fäusten geballt. Die Fingernägel schnitten in meine Handflächen. Auch wenn Bea und ich keine Freunde waren, sorgte ich mich. Sie wusste nicht, wen sie da vor sich hatte. Das war nicht nur irgendein verdammt attraktiver Typ mit fragwürdigen Manieren und Machogehabe. Das war der gefährlichste Piratenkapitän aller Zeiten. Und ich hegte die Befürchtung, dass sie das Schicksal der Antilope erwartete.
„Du willst handeln?" Er lachte sein helles Möwenlachen und seine Zähne blitzten dabei auf.
„Was hast du denn zu bieten?" Im nächsten Augenblick war er direkt vor ihr und lehnte sich über sie. Wie hatte er das gemacht? Wie war er so schnell um den Tisch herumgekommen? Ich hatte doch nur kurz geblinzelt? Er stand so nah vor ihr, dass sie die Augen zusammenkniff. Er legte seinen Zeigefinger, der für einen Mann erstaunlich grazil war, unter ihr Kinn um ihren Kopf leicht anzuheben.
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Der Ruf des Meeres (Ateez, Hongjoong)
Fanfiction"Willkommen auf meinem Schiff!" Die Worte, gesprochen von einer melodischen aber eiskalten Stimme, durchdrangen die Dunkelheit um mich herum und vermittelten mir das Gefühl, einsam in den tiefen Weiten des dunklen Ozeans zu treiben, mühelos, von d...