𝐗𝐗𝐗𝐕𝐈𝐈𝐈

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Länger wird die römische Zahl fürs Erste nicht. Die Kapitel wahrscheinlich auch nicht. Mehr habe ich jetzt erstmal nicht zu sagen. Nicht fehlinterpretieren.

☽ ⋆ 𝐋 ⋆ ☾

Zayns Gesicht war das erste, was den brennenden Abgrund zerriss. Meine Brust sprengte die Knochen, verätzte die Haut, alles war zu dunkel, Nacht, und ich hörte mich atmen, es war Stimme mehr als Luft. Quellen in meinen Ohren, Blut?, Eiter? Meine Hände griffen nach der Decke, doch sie war weich und Zayns Augen ließen mich nicht los. Er sagte meinen Namen, aber meine Ohren waren nass und meine Stimme war schrill und schriller und erst nach endlosen Sekunden schaffte ich den ersten richtigen Atemzug. Plötzlich saß ich im Bett, ohne mich aufgesetzt zu haben. Feuchtigkeit musste sich der Schwerkraft beugen und als mein Kinn tropfte, wusste ich, dass die Nässe in meinen Ohren Tränen waren.

Es war ein Albtraum. Es war ein Albtraum gewesen und es war vorbei. Der Albtraum war vorbei und ich war hier in Zayns Zimmer, in Zayns Bett, und ich hatte Arme und Beine und eine Lunge, die brannte, aber funktionierte. Ich war wach.

»Louis«, sagte Zayn, und »Oh mein Gott« und »Hey« und »Shhhh« und »Louis«, wieder und wieder. Er kniete neben mir, Schienbeine verloren in der Matratze, fast nicht erleuchtet von der kleinen Lampe in seinem Rücken, seine Haare ein intimes Chaos. Als ich es schaffte, schloss ich ihn in meine Arme wie ein Schraubstock, wie einen Menschen, der mir so viel bedeutete wie die Sonne dem Mond und es war die Wahrheit. Zayn umarmte mich und ich umarmte ihn und ich atmete und wollte weinen, aber die Tränen waren im Schlaf versiegt. Ich weinte ein bisschen ohne Tränen und erst nach Minuten, nach Stille und Stille und Stille und Stille, wusste ich, dass es stimmte. Ein Albtraum und nicht nur das. Ein Albtraum in Zayns Gegenwart. Und mehr. Ein Albtraum in zweiter Nacht in Folge. Nicht mehr, seit ich ein Kind gewesen war, war das vorgekommen. Was machte ich hier?

Auch Zayn hatte seit Jahren keinen meiner Albträume mehr erlebt und es war sichtbar. Seine Muskeln zitterten, sein Gesicht war weiß, als ich ihn losließ, oder vielleicht war es das Licht. Sicher hatte er für einen Moment zusehen müssen. Es war nicht klug, mich zu wecken – was ich nie verstanden, aber mein erster Kinderarzt meinen Eltern ans Herz gelegt hatte. Nicht wecken, es ist ein Pavor nocturnus. Ich hatte keinen Pavor nocturnus, ich war nicht mehr fünf, es war etwas anderes, aber Zayn wusste, was die Regel gewesen war. Louis nicht während einem seiner Träume wecken, er wacht von alleine auf, Licht an und warten. Schwachsinn. Mein Herz hämmerte.

»Lou«, sagte Zayn und versuchte, gesammelter auszusehen, als er war. Seine Stirn verriet ihn.

»Alles okay.«, log ich, halb, es war auch die Wahrheit. Schweiß war auf meinem Rücken, Arme bis zu den Handgelenken, Brust und Bauch. Ich wollte duschen, aber damit würde ich bis morgens warten müssen. Ich zwang meinen Körper, sich langsam zu beruhigen. Wenigstens für Zayn.

»Ich wusste nicht... Gott, Louis, das habe ich ewig nicht... Es tut mir so leid.« Seine Hände lagen auf seinen Knien, fast auf meinen, es gab nichts für mich zu sagen und er sah es. »Möchtest du ein bisschen Wasser?«

Ich wollte nicht, aber nickte, um Zayn das Gefühl zu geben, etwas für mich tun zu können. Er spiegelte mein Nicken und schälte sich aus der Decke. Kurz traf die kühle Luft der Nacht mich und kollidierte mit meiner Wand aus Schweiß. Das Zittern schüttelte meinen ganzen Körper, lief jeden Wirbel meiner Wirbelsäule hinunter. Ekel saugte sich in die Poren meiner Haut, aber das Schütteln hatte geholfen. Wenn auch nicht aus meinen Gedanken, hatte es den Albtraum wenigstens aus meinen Knochen geschüttelt.

wait for me in the skyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt