Kapitel 18

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"Ey die Uhr tickt die Uhr tickt..." - Forrest 2015


Taddl Pov.


Ich war allein. Ich hatte mit nichts anderem gerechnet. Ich kannte ihn schließlich. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Doch ich konnte nicht anders. Ardy so nah bei mir zu haben, hat Dinge in mir ausgelöst, die ich nicht verstand. Das Gefühl ihn bei mir haben zu müssen, so nah wie in den letzten Tagen...

Die letzten Tage waren so schwierig gewesen. Wenn es um Ardy geht, hab ich schon immer empfindlich reagiert. Aber in letzter Zeit, hatte sich zwischen uns deutlich etwas geändert. Ich konnte schlichtweg ohne ihn nicht mehr. Als er so abweisend im Park mit Simon über unser Leben gesprochen hat, hat es mich einfach richtig krass verletzt. Die Dinge hatten sich geändert.

Diejenigen, die uns am meisten verletzten, sind jene, die wir am meisten lieben.

Shit. Ich hatte mich in meinen besten Freund verliebt.  


Ich stand auf. Ich musste was tun, zu Ardy rüber gehen und mit ihm sprechen. Ich konnte die Sache nicht so stehen lassen. Die volle Wahrheit. Und die war auch ich ihm schuldig. Vorsichtig öffnete ich die Tür, doch ich konnte Ardy nirgends in der Wohnung finden. Nicht mal 'ne kurze Nachricht hatte er hinterlassen. Ich bekam Panik. Sein Zimmer!

Ich rannte zurück in Ardys Zimmer. Board, Schlüssel, Portemonnaie – Ardy war weg!? Fuck. Ich zog mir schnell meinen Hoddie drüber und klingelte bei Rewi. Doch niemand war da gewesen. Schnell lief ich weiter zu Simon.

Simon: „Jo, Taddl wo hast du Ardy gelassen? Der will sich doch nicht etwa vor dem köstlichen Dinneé drücken?"


„Simon, war Ardy bei dir gewesen?" Ich kann kaum meine Stimme beherrschen. Ich zittere am ganzen Körper. Ardy machte manchmal extrem dumme Sachen, wenn er mit Situationen nicht klar kommt. Und ich denke, dass heute Nacht genau in diese Kategorie fällt.

„Nein, bei mir war er nicht. Hab ihn nur heute Morgen auf dem Weg zur Post getroffen. Wieso?" Simon lächelt noch immer, ist aber etwas unsicher.

„Zur Post? Wir haben in letzter Zeit keine Pakete erwartet. Wir waren doch unterwegs. Simon, überleg noch mal. Hat Ardy irgendwas gesagt, wo er hingeht?" Ich kann mich kaum beruhigen, meine Stimme zittert und meine Sorgen, steigern sich in blanke Panik. Ich wusste immer, wo Ardy war. Wir wussten immer, wo der andere sich aufhielt – denn meistens waren wir immer zusammen gewesen.


Simon verstand langsam, dass das hier bitter ernst war. „Komm rein Taddl, wir setzten uns mit den anderen zusammen und suchen ihn." Er schloss die Tür hinter mir und wir gingen in die Küche. „Jooo, da ist ja noch jemand mit gutem Geschmack, der sich meinen Gaumenschmaus nicht entgehen lassen will."  Peterle schnibbelte eifrig irgendwelches Gemüse.

„Jetzt nicht Peter, setz dich mit an den Tisch. Wir müssen uns beeilen." Simon sprach ruhig und in einem ernsten Ton. Mit dem Kopf nickte er Richtung Tisch. Palle und Dner unterbrachen Ihr Gespräch und schauten auf. „Wasch denn passiert?" Dner sieht fragend von mir zu Simon. „Das erklärt Taddl uns wohl am besten in Ruhe."


Ich hielt es für besser nichts von dem zu sagen, was letzte Nacht passiert war. Ardy überforderte diese Situation eh schon vollkommen und ich wusste nicht, ob er mich überhaupt nach gestern noch mal wiedersehen wollte. „Jedenfalls ist gestern Nacht was zwischen Ardy und mir vorgefallen. Ich glaub ich hab ihn krass verletzt. Er wird sicher nicht mehr mit mir reden wollen..." Ich verbarg mein Gesicht, ich wollte nicht vor den anderen zusammen brechen.

Simon: „Ach quatsch Taddl, red dir sowas bloß nicht ein. Ihr seid doch Team Tardy. Ich kenne niemanden, der so krass zusammen hält, wie ihr zwei."

„Simon hat Recht, Taddl. Wir finden Ardy und bringen ihn zurück nach Hause. Egal was passiert ist. Ihr zwei sprecht euch aus und dann ist alles wieder beim alten." Dner sah mich verständnisvoll an.

Beim alten. Bittere Worte. Wenn wir Ardy überhaupt finden, würde er mich nie wieder sehen wollen. Er würde mir sagen, wie krank diese ganze Scheiße doch ist und mich verlassen. Einfach aus meinem Leben verschwinden. Ich verlor den Boden unter meinen Füßen.


„Dann gehen wir jetzt los. Jeder weiß wo er zu suchen hat und wann wir uns wieder hier treffen. Also los." Simon griff sein Board und wir verließen die Wohnung. Wir teilten uns auf. Wir hielten es fürs beste mit den Boards und Fahrrädern zu fahren, da Ardy praktisch überall sein konnte. Ich weiß nicht wie lange wir suchten. Ich hatte mein Zeitgefühl verloren. Ich konnte nur wie ein Wahnsinniger an Ardy denken – ich musste ihn einfach finden.

Wir hatten halb Köln abgesucht. Den Rhein, den Park. Spielplätze an denen wir oft gedreht haben, selbst alte Schulhöfe. Doch niemand hatte Ardy gesehen. Ich war so verzweifelt, dass ich Passanten nach Ardy fragte. Er sah ja nicht gerade unauffällig aus. „Und Ihr seid euch sicher, dass ihr ihn nicht gesehen habt?" Die beiden Mädels schütteln mit dem Kopf.

„Komm Taddl, es ist spät. Bei der Dunkelheit finden wir ihn noch schlechter." Simon legte seinen Arm um meine Schulter. Ich resignierte und gab mich Simons Rat hin. Ardy war weg. Wenn wir ihn innerhalb eines Tages in Köln nicht fanden, war er sicherlich schon außerhalb der Stadt. Ich sackte auf die Knie. Ich war völlig am Ende.


Ich spürte Simons Arme, die er um mich legte. Er sagte irgendwas, aber ich hörte kaum hin. Ich weinte einfach vor mich hin und ließ all meine Angst und Sorgen um Ardy freien Lauf. Wenn ihm jetzt etwas passiert, wäre es meine Schuld. Wie sollte ich damit leben können? Wie sollte ich ohne ihn leben können? Simon und Dner brachten mich zurück in Simons Wohnung. Ich lies mich von ihm einfach mitschleifen, meine Beine waren schwer und ich nahm meine Außenwelt kaum war.

Sie setzten mich auf die Couch, die in Peterles Teil der Wohnung stand. Lange Zeit bleib ich einfach dort sitzen. Ich hörte wie die beiden immer wieder besorgt mit einander sprachen und sah, wie sie Blicke austauschten. Bis ich Simon hörte, wie er einen Arzt rufen wollte. „Das ist nicht nötig. Ich brauche keinen Arzt." Ich brauchte Ardy.

„Gott sei Dank, wir dachten schon du ständest unter Schock oder so." Simon kam auf mich zu, aber ich konnte einfach keine Menschen um mich haben. Ich ertrug diese Nähe nicht, obwohl ich wusste, dass sie sich einfach nur um mich und Ardy sorgten.

Ich stand auf und entgegnete ihm „Simon, lass gut sein. Ich danke euch, dass ihr mir geholfen habt Ardy zu suchen. Aber ich denke ich gehe einfach in unsere Wohnung und warte dort. Falls er zurück kommt, will ich da sein."

„Denkst du das ist 'ne gute Idee? Ich lass dich ungern allein. Soll nicht einer von uns mit.."

„Nee du, danke. Aber ich will einfach ein bisschen Ruhe. Das Ganze ist ziemlich..." Ich beende den Satz nicht und gehe zur Tür. Simon lässt mich nicht gehen, ohne mir das Versprechen abzunehmen mich bei ihm zu melden, wenn was ist. Ich gehe schweren Herzens in die WG zurück. Ich gehe in Ardys Zimmer zurück und lege mich auf sein Bett.

Ich versuche mich zu sammeln, nicht auseinander zu brechen. Er war einfach weg. Ich war noch nicht mal fähig meinen besten Freund zu finden. Ich fühlte mich, als ob ich jeden Moment zusammen klappen würde. Ich traue mich nicht an seinen Namen zu denken. Ich habe das Gefühl bei einer unbeabsichtigten Kleinigkeit in 1000 Stücke zu zerfallen. Ich konnte nicht ohne Ardy sein. Ardy. und ich fiel. Ich ergab mich meinen aufkommenden Tränen und sank in sein Bett zurück. Alles roch nach ihm. Ein heftiges Stehcen zog durch meine Brust. Wenn es mich schon umbringen musste, dann richtig. 

Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt