Kapitel 4

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"Sie sehen die Welt in schwarz-weiß, doch wir sehen die Welt in Farbe" - Missets 2015


Taddl Pov.


Ein heller Blitz, ein lauter Knall.

Wie ekelig ist das denn bitte? Ich zog genervt das Kissen über den Kopf. Gewitter sind einfach unnötig. Ich höre wie die Türklinke hinunter gedrückt wird. Natürlich. Es gewitterte – Ardy hasst nichts mehr als Gewitter. Ich hebe den Kopf und sehe wie Ardy sich still und heimlich durch die Tür schiebt. Leise kommt er an mein Bett. Es ist stockdunkel, zum Glück. Ardy ist es immer noch Sau unangenehm, dass er Angst vor Gewitter hat.

Ich hebe die Decke an und sage mit gedämpfter Stimme: „Aber wehe du machst dich breit."


Ardy legt sich neben mich und ich merke wie angespannt er ist. Ich weiß nicht warum Ihm das Wetter so zu schaffen macht. Klar, als Kind hatte ich auch mächtig schiss vor Gewitter, aber jetzt ist es eher lästig. Ich drehe mich auf den Rücken und schau an die Decke des Zimmers.


Taddl: „Ardy?"

Ardy: „Mhn?"

Taddl: „Alles in Ordnung?"

Ardy: „Ja, alles gut."


Ardy kann einfach nicht lügen, er ist so Grotten schlecht darin. Er redet dann immer schnell und kurz angebunden. Ich mag diesen Zug an Ihm, er ist einfach von Natur aus ein sehr ehrlicher Mensch. Ich muss schmunzeln. Ich strecke meinen linken Arm durch und ziehe Ihn an meine Schulter.


Taddl: „Du weißt, dass du ein verdammt schlechter Lügner bist, Ardy."

Ohne ein weiteres Wort blieben wir so liegen. Ardy entspannte sich nach einer kleinen Weile. Als er ruhig und regelmäßig atmete, wusste ich, dass er eingeschlafen war. Zum Glück. Es war immerhin schon 04:00 Uhr Nachts und ich war einfach platt. Ich zog ihn enger an mich und schlief über die sich ausbreitende Wärme ein.


In dieser Nacht träumte ich seit langem wieder. Da waren viele Farben, helle grüne und pastellfarbene Töne. Alles verlief in ein kräftiges Blau. An den weichen, hellen Stellen war ein Hauch von Lila zu erkennen. Schon lange habe mich nicht mehr so fallen lassen können.


Ardys Pov.


Ich konnte nichts dran ändern. Egal wie lange ich hier noch liegen und krampfhaft die Augen schließen würde, irgendwann müsste ich aufstehen und Taddl würde mich eiskalt aufziehen, was für ein Lappen ich doch bin. Es bringt also nichts. Ich öffne ganz leicht meine Augen. Ich versteh erst nicht ganz richtig, wo genau ich eigentlich hier bin. Leichte Panik steigt in mir auf.


Was in drei Teufels Namen mache ich in Taddls Armen? Er hält mich fest in seinem Arm, sodass ich mit dem Gesicht auf seiner Brust ruhe. Hatte ich gestern wirklich so Mitleidserregend ausgesehen, dass er mich in den Arm nehmen musste? Ich fühlte mich mies. Ich war 22 Jahre alt und hatte Angst vor Gewitter. Solche Angst, dass mein bester Freund mich festhalten muss, wie eine Frau. Und doch komme ich jedes Mal, wenn es gewittert wieder zu Ihm. Ich weiß nicht wie Taddl das macht, aber egal in welcher Situation und vor allem in den Extremen, schafft er es mich zu beruhigen. Er kennt mich eben besser als jeder andere, das wird wohl der Trick an der ganzen Sache sein.


Ich merke wie Taddl sich regt. Er zieht mich enger an seine Brust und dreht sich mit dem Körper in meine Richtung. Seltsam, wenn ich uns von außen sehen könnte, möchte man meinen Taddl denkt ich könnte jederzeit kaputt gehen und dass er mich deswegen so umarmt. Ich frage mich warum Taddl das wohl macht. Ich meine klar, wir haben viel scheiß durchgemacht. Verdammt viel Scheiß. Aber wir sind nicht Verwandt. Wobei, wenn man es so nimmt hatten wir es mit unseren Verwandten eher schlecht als recht getroffen. Das war jedoch vorbei. An dem Tag, an dem wir hier in diese WG gezogen sind, hatten wir dem Spuk ein Ende gemacht.


Ich frage mich, ob wir deswegen so aufeinander angewiesen sind. Würden wir dieses Leben führen, wenn wir eine tolle Familie gehabt hätten? Wenn Jeder von uns Glück mit den Frauen hätte und eine gut funktionierende Beziehung am Laufen hätte? Und was wenn wir mal diese eine Frau in unserem Leben finden würden? Dann gäbe es dieses Leben nicht mehr, so wie es jetzt ist.

Irgendwie machten mich diese Gedanken schrecklich traurig.   

Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt