drei

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„Lina, freut mich.", sagte Papas Freundin und machte sich nicht einmal die Mühe meinem Bruder und mir die Hand zu geben. Ich gab ihr ein kurzes stumpfes Lächeln von mir und setzte mich schon hin. Samuel tat es mir gleich, Vater jedoch gab ihr einen Kuss und setzte sich neben seine Freundin, da Samuel bereits neben mir sass.

Ich sitze gefühlt seit einer gefühlten Ewigkeit an diesem Tisch und höre den Gesprächen zu.
Ich versuche es zumindest, immer wieder schweifen meine Gedanken zu meiner Mutter, was sie wohl davon halten würde. Würde sie wollen, dass er sie ersetzt? Meine Gedanken wurden unterbrochen, als der Kellner mit unserem Essen kam.
„Guten Appetit.", sagte er und überreichte jedem von uns unser Essen.
Ich habe echt keinen Hunger, aber wenn ich jetzt nichts esse und später dann auf leerem Magen mich betrinke, wird das nicht gut enden. Ich habe oft genug Erfahrungen damit gemacht. Also zwang ich mich, wenigstens bisschen was zu essen.

„Sag mal Odessa, ich hab deine alten Kinderbilder gesehen, als du noch 14 warst, du hast richtig schön abgenommen.", sagte Lina und brachte mich zum schweigen, mein Blick huschte zu meinem Vater.
„Ich habe ihr eure Bilder gezeigt.",sagte er. Mein Bruder sah Lina böse an und war dabei zu antworteten, als ich ihn unterbrach.

„Ja, hab ich.", sagte ich kalt und trank einen Schluck von meinem Wasser.
„Hast du denn gar keine Angst, dass, wenn du so eine fettige Pizza isst, dass du wieder an Masse zunimmst."

Stille.
Absolute Stille.
Was soll man denn darauf antworten?
Was erwartet sie denn eigentlich überhaupt?

„Was erhoffst du dir bitte für eine Antwort von mir?", sagte ich und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Ach nix, dachte nur, da du ja schon solche Erfahrungen hast, dass du besser auf die Ernährung achten würdest.", sagte sie und schob sich eine Gabel mit Salat in den Mund.

Diese kleine freche Göre.
Ich hatte/ habe eine Essstörung und leide heute immer noch manchmal daran. Ich schob meinen Teller bisschen von mir weg, da mir der ganze Appetit vergangen ist.

Ich sah ihr lange auf die Nase und Linas Blick wurde unsicherer.
„Du hast da einen Riesen Rotz.", sagte ich angeekelt und Lina sah verschämt weg.
„Oh, bin mal schnell auf Klo.", sagte sie und verschwand auch schon.
Sie hatte gar nichts auf der Nase, aber egal, jetzt hatte ich wenigstens bisschen Ruhe von ihr.

„Was hast du dir denn für eine geholt.", sagte ich meinem Vater und er sah mich böse an.
„Jetzt sei doch nicht so, sie unterstützt mich gut in meinen Geschäften und ausserdem wäre es super eine zweite Frau im Haus zu haben." Samuel verschluckte sich, kam aber dann zu Wort.
„Auf keinen Fall.", sagten Samuel und ich gleichzeitig.
„Wie schon gesagt, eure Meinungen interessieren mich nicht, ich wollte nur, dass ihr sie mal sieht, bevor sie bei uns einzieht.", sagte Vater und schon kam Lina wieder zurück.
Sie sah mich richtig wütend an, lächelte aber gleich wieder, als mein Vater zu ihr sah.

Die beiden hatten ihren Wein, welchen Lina nicht ganz ausgetrunken hatte. Wenn ich bloss ein bisschen unauffällig am Tischtuch ziehen könnte, dann würde ihr Wein auf ihren weissen Anzug leeren.
Aber das wäre doch schade.

Ich sah auf die Uhr, und sah dass es kurz vor 23 Uhr war. Ich berührte Samuel unauffällig am Bein und stand langsam auf, er tat es mir gleich.
Während ich aufstand, zog ich ein bisschen am Tuch und nahm schnell meine Tasche, damit es nicht auffällig wird. Der Wein verteilte sich vor Lina auf dem Tisch und auf ihrem weissen Anzug.
Linas schockierendes Gesicht sagt alles.
„Wir müssen los, bis später Papa.", sagte Samuel und würdigte Lina keinen Blick.

Samuel hatte uns ein Taxi gerufen und wir waren auf dem Weg zur Party.
„Tut mir leid, was sie dir da gesagt hat.", sagte er und sah mich bemitleidend an. Er stand immer an meiner Seite und war immer für mich da, er ist es immer noch und das schätze ich so sehr.
Er unterstützte mich beim Essen immer so gut es ging.

„Auf die zwei haben wir alle gewartet.", sagte Malik, als Samu und ich ankamen. Ich begrüsste sie alle schnell und machte mich schnellstmöglich auf den Weg in die Küche, um mir eine Mische vorzubereiten.
In der Küche angekommen, sah ich mich erstmals um, um zu sehen, was ich nehmen soll und was nicht.

Scheiss auf die Mische ich werde einfach puren Vodka trinken. Ich spürte eine Präsenz hinter mir, ignorierte es jedoch und schnappte mir die ganze Flasche und begann schon mal in grossen Schlücken zu trinken.
Mit der Flasche wollte ich mich auf den Weg in den Garten machen, als ich sah wie mir Aaron in meine Augen starrte. Ich verdrehte meine Augen und ging in den Garten, während ich weitere Schlücke trank.

Ich wurde Ruckartig am Arm zurückgezogen und war gerade dabei die Person anzuschreien, als ich sah, dass mich die Person davor gerettet hat, in den Pool zu laufen. Ich bedankte mich kurz und lief in die andere Richtung und achtete dabei diesmal, dass ich nicht irgendwohin falle.
Wäre bloss Emilia hier, dann würden wir zwei hier richtig viel spass haben. Naja egal, mit viel Alkohol kann ich auch spass haben.
Völlig betrunken unterhielt ich mich mit irgendwelchen Leuten, über irgendwelche Themen, aber mein Bruder musste ja kommen und uns stören.
„Odessa, ich glaub es ist besser wenn wir nach Hause gehen.", sagte er und ich schüttelte meinen Kopf.
„Ich mag Lina nicht, ich will nicht dass sie Mama ersetzt, ich will nicht dass sie unter unserem Dach lebt von unserem Geld. Ich werde ihr das Leben zur Hölle machen.", sagte ich wütend und traurig zugleich, zu spät bemerkte ich, dass ich meine Gefühle ausgesprochen habe.
Samuel zog mich am Arm hoch und umarmte mich kurz, sah mir dann aber in die Augen.
„Ich weiss, ich auch nicht, aber komm jetzt, dir geht es absolut scheisse du hast zu viel getrunken.", sagte er und zog mich mit sich. „Hab ich überhaupt nicht.", schmollte ich und blieb ruckartig stehen, da mir schwindelig wurde. Aaron hielt mich am Arm und zog mich mit zur Tür.

Zayn fuhr uns nach Hause, da er anscheinend nur ein Bier getrunken hatte.
Im Auto machte ich es mir hinten gemütlich, da ich den ganzen Platz für mich hatte und versuchte zu schlafen.

Ich werde morgen einen Gottlosen Kater haben.

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