𝟏𝟓 | 𝐒𝐜𝐡𝐚̈𝐧𝐝𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞 𝐓𝐚𝐭

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A D R I A N

„Elena, du musst wach bleiben, hörst du?"

Vollkommen verzweifelt umfasste ich die Hand meiner Frau, lief neben ihrer Trage her und verstand nur flüchtig, was die Sanitäter, die Krankenschwestern und die Ärzte vor sich hin sagten. Manche sprachen von einer Operation, andere von der Behandlung ihrer äußeren Verletzungen und andere wiederum – Gott, ich wusste es doch selbst nicht.

„In den OP mit ihr", hörte ich daraufhin eine vollkommen andere Stimme, die dafür sorgte, dass ich auf den Monitor sah. Ihr Blutdruck sackte immer mehr ab und mit einem Mal, begannen die Ärzte noch schneller zu laufen und drängten mich von der Trage. Verwirrt sah ich ihnen hinterher, konnte gerade noch eine Krankenschwester daran hindern weiterzulaufen.

„Was passiert mit ihr?"

„Sie hat gebrochene Rippen, ein gebrochenes Bein und einen Leberriss. Sie... sie muss auf der Stelle operiert werden", erklärte sie mir und verschwand daraufhin. Meine Verzweiflung wuchs dadurch nur noch mehr und mir übers Gesicht wischend, schmiss ich mein Jackett zu Boden und sah mich wahllos in diesem Flur rum. Die Stille in diesem brachte mich um, genauso wie die Tatsache, dass ihr Blut auf dem Boden klebte und mir reflektierte, was geschehen war.

Dabei wusste ich nicht einmal, was geschehen war.

Dieser Unfall gab mir so viele Fragen auf und selbst die Cops wussten nicht, wie das passieren konnte. Erst recht, weil der Fahrer nicht mehr da war...

„Was ist passiert?"

Die panische Stimme meiner Mutter erreichte mich und ließ mich zur Seite sehen. Schluckend schüttelte ich bloß meinen Kopf, setzte mich vollkommen fertig auf einen Stuhl und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen.

Wie zum Teufel konnte dieser Unfall passieren?

„Wo ist Elena, Adrian?"

„Sie... sie wird..." Ich wischte mir über mein Gesicht und blinzelte meine Tränen weg. „Sie ist im OP. Ich...ich weiß nichts anderes."

„Wie ist das passiert, Adrian?"

„Ich weiß es nicht, verflucht! Das Auto hat sich überschlagen und sie...sie hat ihr Bewusstsein verloren."

Mum setzte sich neben mich, legte ihre Hand an meinen Rücken und seufzte mit einem Kopfschütteln.

„Hast du ihre Familie schon informiert?" Ich schüttelte meinen Kopf. „Übernimmst du das bitte, Samuel?", fragte sie meinen Vater, der sich schweigend abwandte und uns alleine ließ.

„Ich darf sie nicht verlieren, Mum", flüsterte ich und schnappte nach Atem. „Es lief so gut zwischen uns."

„Sie ist stark, Adrian. Sie schafft das." Ich nickte schwach und lehnte meinen Kopf an die Wand. „Ich hole dir etwas Wasser."

„Ich brauche nichts", wisperte ich schluckend. „Ich brauche sie, Mum."

„Du hast dich in sie verliebt, hm?"

„Ich möchte darüber jetzt nicht sprechen." Ich möchte überhaupt nicht mehr sprechen. Ich wollte einfach nur noch an sie denken. Zumindest so lange, bis man mir irgendetwas sagen würde.

-

„Liebling?" Ich spürte eine Hand über meinen Rücken streicheln. „Adrian. Der Doktor würde gerne mit dir-"

Perplex öffnete ich meine Augen, sah den Mann vor mir an, der kurz darauf seinen Mundschutz abzog. Ich sah auf seine Kleidung, sah das viele Blut und schluckte aus diesem Grund.

„Wie – Wie geht es ihr?"

„Ich möchte ehrlich mit Ihnen sein: Diese Frage zu beantworten, ist mir nicht möglich." Ich nahm meinen Kopf von der Schulter meiner Mum. „Wir müssen abwarten, ob sie die nächsten 24 Stunden überlebt. Und wenn ja, dann, werden wir weiter operieren."

„Sie muss noch einmal operiert werden?"

„Uns war es wichtig, den Leberriss zu beseitigen. Ein kardiologisches Gutachten und ein neurologisches ist noch gar nicht geschehen und-"

„Darf ich zu ihr?", fragte ich, wischte mir einmal über mein Gesicht.

„Ich sage einer Krankenschwester, dass sie ein zusätzliches Bett in ihr Zimmer stellen soll." Ich nickte mit einem Gähnen, sah zu meiner Mum, die auf ihre Finger sah. „Fahrt zurück ins Hotel. Ich rufe euch an, wenn es Neuigkeiten gibt."

„Bist du dir sicher?"

Ich nickte schwach, ließ mich von einer Schwester in das Zimmer bringen und sah mir schweigend das Gesicht meiner Frau an. Es war voll mit Schrammen und an einigen Stellen klebte auch noch ihr eigenes Blut.

Kopfschüttelnd ging ich zu ihr, streichelte ihr wirres Haar zurück und beugte mich hinunter, um ihr einen Stirnkuss zu geben, als die Geräte zu piepen begannen und eine Ärztin in den Raum strömte.

„Was ist passiert?" Sie wirkte panisch, betätigte nur einen Knopf und nahm sich ein Gerät, um das übers Elenas Brust zu führen. „Ein Aorta riss", murmelte sie vor sich hin, drückte wieder auf den Schalter.

„Was?"

„Sie muss zurück in den OP", sagte sie, löste etwas an dem Bett aus.

„Was hat das zu-"

„Wenn wir diesen Riss nicht beheben, wird Ihre Frau an einem Herzversagen sterben! Wir müssen los!" Eine Schwester kam hinein. „Piep die Kardiologie an!"

Sie verschwanden aus dem Zimmer, ließen mich wahllos zurück.

Ihr Herz würde stehen bleiben. Kardiologie. Aorta.

Elena brauchte einen Arzt. Einen, der ihr helfen würden. Einen-

Oh lieber Gott, verzeih mir das.

-

„Viola?", rief ich und klopfte erneut gegen die Tür ihres Zimmers, als ich nach Minuten keine Antwort erhielt. Wieso zum Teufel antwortete sie nicht?! „Viola?!"

Ein Schlüssel bewegte sich. Die Tür öffnete sich und ich sah in die blauen Augen, die sich mir entgegen richteten.

„Es ist sieben Uhr morgens. Was willst du, Adrian?"

„Dein-Dein Vater ist er – hier?"

„Wieso?"

„Elena muss am Herzen operiert werden und dein Vater... dein Vater ist der beste Kardiologe Amerikas! Viola, ich bitte dich: er muss ihr-"

„Mein Vater soll deiner Frau ihr Leben retten? Wieso sollte er das tun?"

„Viola, ich flehe dich an! Ich tue alles, was du willst, nur sorg dafür, dass er sie operiert!"

Sie verschränkte ihre Arme, öffnete die Tür nur weiter und strich sich ihr Haar nach vorne.

„Komm rein", sagte sie und nach einem Schlucken betrat ich ihr Zimmer; war mir im Klaren, was sie hier von mir verlangen würde.

Verzeih mir, Elena.

Verzeih mir, Elena

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