A D R I A N
Nach einer unruhigen Nacht und mehr als drei Kaffees fühlte ich mich nach einer warmen Dusche endlich bereit dazu, Elena in die Augen zu blicken. Sie sah vollkommen vertieft aus, spielte nur ab und zu mit ihrem Haar und las sich die Broschüre durch, die sie offenbar über einen Schwangerschaftsabbruch aufklären sollte.
Ich dachte, wir hätten das Thema geklärt. Scheinbar war es aber nicht so.
„Was möchtest du essen?", wendete ich mich an sie, ließ meine Hand über ihre nackte Wade gleiten.
„Mir kommt alles hoch, sobald ich es nur anrühre", antwortete sie mir, sah dabei nicht von der Broschüre hoch. „Die Hälfte aller Schwangerschaften werden innerhalb der ersten acht Wochen abgebrochen".
„Du treibst dieses Kind nicht ab, Elena".
„Ich wollte es mir bloß einmal durchlesen", lächelte sie mich an, reichte mir diese. „Das solltest du vielleicht auch einmal".
„Elena", brummte ich, erblickte sie dabei, wie sie das Negligé über die Arme zog und es zu Boden fiel. Mein Blick haftete sich auf ihren Bauch, über den sie sanft streichelte und ansah.
„Die Natur ist eine seltsame Sache".
„Inwiefern?"
„Ein menschliches Geschöpft ist in der Lage dazu sich selbst zu vermehren und das nur durch einen kleinen Austausch der DNA".
Ich lächelte, nickend, zog sie auf meine Beine und umschloss ihre Taille mit meinen Händen. „Es ist etwas Gutes, dass so etwas Kleines reicht". Ihre Schulter zuckten. „Unsere Babys werden hübsche Babys".
„Meinst du?"
„Ich bin äußerst attraktiv. Und du bist auch ganz ok".
Sie schlug mir sanft gegen die Schulter, streichelte sich ihr Haar folgend zurück. „Hast du die Pressemitteilung fertig?", ich nickte wieder. „Liest du sie mir vor?"
„Sicher". Ich nahm mir die Blätter zur Hand, räusperte mich und sah sie noch einmal an. „Es hatten sich bereits ein Dutzend Mal Schlagzeilen um mich gerissen. Ob es nun um mein Unternehmen, meine Ehe oder meine Verlobung mit einer deutlich jüngeren Frau handelte. Die Leute haben nie ein Blatt vor den Mund genommen und mich steht's verurteilt. Und ich bin ehrlich: Es ist gerechtfertigt. Mein damaliges Verhalten war nicht akzeptabel, genauso wenig, wie es mein jetziges war". Elena verfolgte die Worte auf dem Blatt, streichelte dabei über meinen Handrücken. „Mit diesem Geständnis verurteile ich mich und die guten Werte, die meine Eltern mir beigebracht haben, zu Tode und ich verabscheue mich selbst, dass ich diesen Schritt gehen musste und meiner Frau damals das teuerste verwehrt habe, was es in einer Beziehung geben sollte". Ich holte Luft. „Es wird oft davon berichtet, dass Menschen einander betrügen. Und dieser Sache möchte ich mich nun selbst beschuldigen. Ich habe meine Ehefrau mit meiner Ex-Partnerin, Viola Miller, betrogen und bereue dies zutiefst. Nicht nur habe ich damit meine Gelübde gebrochen, sondern auch das Vertrauen missbraucht, was sie mir geschenkt hat. Elena hat mir alles geschenkt, was ich wollte. Und ich habe das alles mit Füßen getreten". Ich sah in ihre Augen, legte meine Hand an ihre warme Wange und kniff die Augen zusammen. „Ich hätte das schlimmste verdient. Und dennoch bleibt diese Frau bei mir und das sicher nicht nur, weil ihr keine andere Möglichkeit bleibt". Elena schluckte. „Mein Verhalten ist mit keinem Mittel gut zu sprechen. Und da sich nun sämtliche Nachrichtenmagazine um uns herum sich um uns zerreißen werden, kann ich diese Äußerung nun auch wagen". Verwirrt blickte sie mir in die Augen. „Die García Company, die von meinem verstorbenen Großvater gegründet wurde, wurde mit der Ausbeutung der Steuer Unterschlagung gegründet. Mir ist klar, was dies für den Namen meiner Familie zu bedeuten hat und was für Konsequenzen ich nun strafrechtlich zu erwarten habe. Allerdings versuche ich hiermit mein Gewissen zu befreien und..."
„Wann wird die Presse da sein?", fragte sie unsicher, mit einer Schüchternheit.
„Gegen eins".
Sie nickte, nahm das Blatt und seufzte.
„Ich...Ich hätte nicht gedacht, dass du es tust".
„Ich möchte, dass alles wieder gut zwischen uns wird". Sie schmunzelte kurz. „Mach dich fertig. Wir müssen in die Firma".
Schwach nickte sie nur, verschwand darauf im Badezimmer; dies mit einem schweigen, dass mich zum Nachdenken brachte.
E L E N A
Unsicherheit umspielte meinen Körper, als ich neben der Sekretärin meines Mannes Platz nahm und dabei zu sah, wie er sich auf das Rednerpult stellte. Mein Entschluss, ihn dazu zu zwingen, der Welt von seinem Dilemma zu erzählen, zerrte förmlich an meinen Nerven und führte dazu, dass mir das vorherige Mittagessen wieder hochkam. Dabei konnte es ja auch natürlich an der Schwangerschaft liegen.
Ich hätte nicht erwartet, dass es Adrian wirklich tun würde. Ich wusste, dass er zu seinen Worten – meistens – stand und mir war auch klar, dass er seine Fehler bereute, aber nie hätte ich gedacht, dass er diese Chance nutzt, um den guten Namen seiner Familie zu ruinieren. Natürlich konnte er nichts dafür. Die Schuld lag völlig bei seinem Großvater, doch da er der legitime Erbe war, musste er das nun ausbügeln.
Dabei war es noch vom guten, dass er seinen Vater nicht ins schlechte Licht gezogen hatte...
„Er liebt dich", flüsterte mir Eva zu, rieb sich dabei über ihren Brustkorb. „Er hätte das hier für niemand anderen getan".
„Es liegt in seiner eigenen Verantwortung".
„Er hat einen Fehler gemacht, indem er es dir verschwiegen hat, aber Elena..." Sie drehte sich zu mir. „Er hat es nur getan, damit eure Ehe nicht aufgelöst wird."
„Was?"
„Die Forderungen deines Vaters waren klar". Sie räusperte sich. „Sollte etwas geschehen, was deinem Ruf schadet oder dem deiner Familie, wird die Ehe aufgelöst. Er hat es getan, um eure Ehe zu retten und nicht in einer erneuten Scheidung zu enden".
Schweigend sah ich zu ihm, hörte nur, wie er die Worte „Guten Tag, meine Damen und Herren" aussprach.
„Er hätte so etwas nie für Viola getan. Du bedeutest ihm die Welt. Verstehst du?" Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. „Hindere ihn daran. Ich bitte dich! Er hat Jahre dafür gearbeitet, dass diese Firma dazu wird, was sie heute ist und..."
Ich bewegte mich auf die Bühne, bog das Mikrofon nach unten und verdeutlichte ihm mit einem Kopfschütteln, dass er damit aufhören sollte.
„Elena, ¿qué estás haciendo?"
„Du darfst das nicht tun", flüsterte ich, legte meine Hand an seine Wange. „Ich...Ich wollte doch nur sehen, wie wichtig ich dir bin. Cuánto te arrepientes..."
„Ist das ein Scherz?"
„Nein. Es ist die bloße Wahrheit". Ich führte seine Hand an meinen Bauch. „Du hast etwas deutlich Wichtigeres zu verkünden, hm?"
„Du legst mich doch rein".
„Nein. Und jetzt..." Ich machte ihm Platz. „Ruf es in die gesamte Welt hinaus, mi Amor".
Er lächelte, küsste meine Stirn ganz kurz und schob mich anschließend zur Seite, um sich wieder den Reportern zuzuwenden.
„Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung". Er räusperte sich und richtete das Mikrofon daraufhin, um die Nachricht meiner Schwangerschaft mit einem bezaubernden Lächeln in das Mikrofon zu sprechen, welches mir all meine Sorgen nahm und mich wieder aufatmen ließ.
❤️🩹
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Passion and Pain
RomanceAbgeschlossen Was passiert, wenn sich dein eigenes Schicksal gegen dich stellt? Elena ist für ihre Strapazen und Schlagzeilen in der gesamten Stadt bekannt. Alkohol, Clubs und Dutzende an Männer, die den Ansprüchen ihrer Eltern nicht gefallen besti...