E L E N A
| Einige Tage später |
„Gib ihn mir. Du kannst dich in der Zeit umziehen", sagte mir meine Mutter zu und nahm mir Antonio ganz sanft von den Armen, damit er ja auch nicht aufstehen würde. Ich sah eine ganze Weile noch in sein Gesicht, seufzte anschließend und setzte mich auf das Bett, um die Kleidung an mich zu nehmen, welche mir meinen Bruder mitgebracht hatte. Sanft fuhr ich über den grauen Stoff des Pullovers, sah mir den Schriftzug mit der Aufschrift ‚Les Benjamins' an und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Das war Adrians Pullover. Der Pullover, den er mir ständig übergezogen hatte, wenn mir kalt war oder ich getragen habe, wenn ich ihn vermisste. Jetzt vermisste ich ihn ja genauso.
Es waren Tage vergangen, seitdem ich die Papiere erhalten hatte und realisiert hatte, dass er nicht wieder kommen würde. Er war gegangen. Dabei hatte er mir versprochen, für immer zu bleiben.
Ich stieg in die Jeans, zog mir den Pullover über und roch einmal am Stoff, um darauf an meinen Ehering zu sehen. Wieso trug ich ihn noch? Er hatte unsere Beziehung doch auch einfach weggeschmissen. Wieso tat ich es nicht genauso mit dem Ring?
Ich stülpte mir die Sneaker über, richtete mich und nahm Antonio vorsichtig zu mir, um einen Kuss auf seine Stirn zu hauchen.
„Podemos hacerlo sin tu padre" {Wir können es auch ohne deinen Vater schaffen}, flüsterte ich und verdrängte die Tränen, als er seine Augen öffnete und ich die helle Farbe meines Mannes erkannte. „Wir packen das, mein kleiner Engel".
„Wir fahren erst einmal zu uns", informierte mich meine Mutter, legte ihre Hand an meinen Rücken. „Dann kannst du dich ausruhen und dich etwas mehr auf dich konzentrieren. Der kleine ist ja in guter Gesellschaft".
„Ich möchte nach Hause, Mum", sagte ich leise und begann Antonio sanft zu wiegen. „Ich danke euch wirklich, dass ihr mich alle so tagtäglich unterstützt, aber ich muss das auch alleine schaffen".
„Elena, du siehst Antonio nur an und verfällst den Tränen".
„Richtig. Hätte dich Dad kurz nach der Geburt von Miguel verlassen, würdest du das auch tun". Sie sah auf den kleinen. „Antonio braucht und bekommt meine volle Aufmerksamkeit. Ich brauche niemand anderen, um mich um meinen Sohn sorgen zu können. Verstehst du?"
„Natürlich". Sie setzte sich nach einem Lächeln auf das Bett. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass du weiter in diesem Haus leben möchtest".
„Es ist mein Heim. Dort habe ich die letzten Monate verbracht und dort werde ich auch meinen Sohn groß werden lassen. So soll er weniges etwas von seinem Vater haben".
„Dann bleiben wir die Nacht über nur bei dir, um sicherzugehen, dass alles stimmt". Sie kam wieder zu mir. „Entschuldige bitte, wie wir uns in den letzten Monaten benommen haben, Elena. Wir dachten einfach..."
„Ich weiß", erwiderte ich leise und legte eine Decke um Antonios Körper. „Gehen wir?"
Sie nickte und während mein Bruder die kleine Reisetasche an sich nahm und mir meinen Mantel über meine Schulter legte, ging meine Mutter schon einmal vor, sodass ich mich ihm zuwenden konnte.
„Hat er sich bei dir gemeldet?"
„Nein", antwortete er, lächelte aufmunternd. „Seine Eltern melden sich auch nicht mehr".
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Passion and Pain
RomanceAbgeschlossen Was passiert, wenn sich dein eigenes Schicksal gegen dich stellt? Elena ist für ihre Strapazen und Schlagzeilen in der gesamten Stadt bekannt. Alkohol, Clubs und Dutzende an Männer, die den Ansprüchen ihrer Eltern nicht gefallen besti...