𝟑𝟎 | 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥𝐬𝐬𝐜𝐡𝐥𝐚𝐠

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E L E N A

| Einige Wochen später |

„Kannst du nicht endlich einmal Ruhe geben?", flüsterte ich wie wirr vor mich hin und fasste an den oberen Teil meines Bauches, an dem ich die Tritte des Babys verspürte. Verzweifelt stieß ich Luft aus, sah in das Gesicht meiner Schwiegermutter, welche ein sanftes Lächeln auf den Lippen trug und mir gerade einen Obstsalat zubereitete. „Der Kleine ist heute so unfassbar aktiv. Und ich verstehe einfach nicht, wieso".

„Höchstwahrscheinlich will er endlich aus deinem Bauch raus". Ich lächelte schmal, nahm einen Schluck von meiner Limonade. „Du bist in der 34. Woche, Elena. Da ist es völlig egal, dass dir das Baby keine Ruhe gibt", erklärte sie mir, nahm mir gegenüber Platz und stellte mir und sich selbst eine Schale vor. „Du hattest aber doch noch sicherlich keine Wehen, oder?"

„Nun ja". Ich räusperte mich und spießte ein Stück Wassermelone auf. „Ich habe heute Nacht wahrscheinlich nur eine Stunde geschlafen, da ich solche Schmerzen hatte".

„Hast du mit deiner Geburtshelferin darüber gesprochen?"

Ich schüttelte meinen Kopf. „Meine Gynäkologin sagte noch zu mir, dass das bloß Übungswehen sind. Ich weiß auch nicht so wirklich".

„Hast du gemessen, in welchem Zeitabstand sie kamen?" Ich schüttelte meinen Kopf auf meine Unterlippe beißend. „Das ist so ignorant, Elena". Ihre Worte wirkten tadelnd.

„Ich war hundemüde, Sofia und habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Mir war es nur wichtig, Adrian nicht zu wecken", sagte ich möglichst ruhig, freundlich, mit einem Blick auf mein Handy. Adrian hätte schon längst von der Arbeit zurück sein müssen. „Hast du noch einmal mit deinem Mann gesprochen?"

„Wir haben nicht wirklich etwas zu besprechen", antwortete sie mir unsicher, knackte ihre Finger. „Im Moment haben wir ja auch andere Probleme zu bewältigen".

„Was das angeht..."

Ich schielte zur Tür, als sich diese öffnete; war erleichtert darüber, dass mein Mann durch diese kam und seine Schlüssel ablegte. Er kam zu uns, begrüßte seine Mutter mit einer leichten Umarmung, um anschließend zu mir zu kommen und einen Kuss auf meine Stirn zu geben.

„Wie geht es euch?", wisperte er, fasste dabei an meinen Bauch.

„Bestens. Wie war es auf der Arbeit?" Er kniff seine Augen zusammen und mir wurde klar, dass es für ihn weiterhin schwer war, darüber zu sprechen. Er hatte den Job in einer Abteilung für die Kostenberechnung übernommen und kam nicht wirklich damit klar, dass er nichts zu sagen hatte. Was auch vollkommen verständlich war. „Möchtest du dich zu uns setzen?"

„Ich steige nur schnell unter die Dusche", ließ er mich wissen, sah auf meinen Bauch und seufzte, ehe er verschwand und ich mich wieder meiner Schwiegermutter widmete. „Er redet nicht wirklich gerne darüber, richtig?"

„Verübeln kann man ihm das nicht", nickte ich, fuhr mir durch mein Haar. „Er wird damit noch zurechtkommen. Mach dir darüber keine Sorgen. Adrian ist stark und verkraftet sowas. Das weißt du selber. Sein Stolz überwiegt einfach nur die Möglichkeit etwas Neues auszuprobieren, da er es nicht gewohnt ist nicht in der Führungsposition zu sein".

„Er war auch nie bereit dazu gewesen, sich wie ein Arbeiter zu fühlen", erwiderte sie.

„Wie kann ich das verstehen?"

„Adrians Großvater hat ihn öfter mit 16, 17 in die Firma mitgenommen, damit er ein Vertrauen mit den Geschäften entwickelt", begann sie zu erklären. „Und selbst da hat er sich als den Chef gesehen, hat das getan, was er wollte, obwohl mein Schwiegervater noch die Leitung besaß".

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