E L E N A
Blaue Augen begegneten mir, als ich durch den Türrahmen unserer Küche trat und für einen kurzen Augenblick stehen blieb. Eine Stille kehrte ein und für einen kurzen Moment tat es mir tatsächlich leid, dass er das Gespräch mit seinem so wichtigen Geschäftspartner unterbrechen musste und seinen Blick nicht weiter über die Blondine zu seiner Rechten gleiten lassen konnte.
„Möchtest du dich nicht zu uns setzen, Liebling?"
Dieser Satz war vermutlich der erst richtige, seitdem wir zurück nach Hause geflogen sind und das lag bereits eine Woche zurück.
Ich wendete meinen Blick über die beiden Gäste, sah anschließend wieder in das Gesicht meines Mannes, welches erwartungsvoll wirkte.
„Ich muss noch arbeiten". Adrian ließ sich nämlich kaum noch in der Firma blicken. „Und auf ein Essen mit dir kann ich gerne verzichten, liebster Mann."
Er räusperte sich, sank seinen Blick und sagte selbst nichts mehr, als ich die Treppen hinauf ging und das Zimmer betrat, in dem ich momentan übernachtete. Zwangsweise. Eigentlich hatte ich vorgehabt, in einem Hotel zu übernachten, doch Adrian hatte mir jede Möglichkeit dafür genommen. Und ich wusste nicht einmal, wie er das angestellt hatte.
Wie auch immer.
Ich stellte meine Tasse auf den Tisch vor mir, klappte meinen Laptop auf und band meine Haare zusammen, um mich vollkommen auf diesen Plan konzentrieren zu können.
Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung wie man damit umging. Ich hatte Baupläne für ein neues Hochhaus erhalten und sollte nun die Kosten berechnen. Wie das aber funktionierte, wusste ich nicht. Und Adrian wollte ich einfach nicht fragen.
Ich wischte mir über mein Gesicht, nahm einen Schluck meines Kaffees und versuchte mein Magenknurren zu verdrängen. Dabei war das gar nicht mal so einfach.
Tief durchatmend sah ich in den dunklen Nachthimmel, hörte den Motor eines Autos und versuchte aus diesem Grund meine Gedanken zu ordnen. Auch wenn mir klar war, dass Adrian jeden Moment wieder zu ihr fahren würde.
„Musste das eben sein, Elena?"
„Musste dein Fremdgehen sein, Adrian?", stellte ich ihm eine Gegenfrage, die verursachte, dass er seufzte und seine Hände an meine Schultern legte.
„Was tust du da?"
„Kosten berechnen", antwortete ich, schloss meine Augen für einen Moment genüsslich, da er meine Schultern massierte. „Ich habe nur das Gefühl, dass ich mich ständig verrechne."
„Wieso?"
„Das Hochhaus soll 25 Stockwerke haben, einen Eingangsbereich und auf jedem Stockwerk mindestens zwei Apartments, die mit einer Terrasse ausgestattet sein sollen. Im obersten Stockwerk soll es auch noch einen Massage- und Fitnessbereich geben und..."
„Wie viel hast du berechnet?"
„150 Millionen Dollar."
„Das ist viel zu wenig." Er sah sich meine Rechnung einmal an. „An sich stimmt es, aber du hast die Kosten für die Geräte und alles Weitere nicht berechnet. Wir müssen mit einer Summe von 400 Millionen rechnen."
„Dann ändere ich das", murmelte ich, tippte dies in den Laptop ein. „Fährst du heute gar nicht zu ihr?"
Allein der Gedanke daran ließ die Übelkeit in mir steigen. Doch es war die Wahrheit. Adrian verbrachte seine Nächte mittlerweile mit Viola. Sogar seinen halben Tag. Er tauchte meistens nur für eine Stunde hier auf. Wenn denn überhaupt.
„Sie hat mir gesagt, dass ich nicht vorbeikommen soll. Sie hat irgendwelche Frauenprobleme – ich weiß auch nicht." Wie ruhig er das auch noch sagte.
„Frauenprobleme also", murmelte ich, verschluckte mich an meinem nächsten Schluck Kaffee.
Wann hatte ich meine letzte Periode?
Wieso hatte ich nicht vorher daran gedacht?
„Alles in Ordnung?" Ich nickte stumm, versuchte wieder zu tippen, doch unterließ es, als er mein Haar aus der Klammer löste.
„Schläfst du heute bei mir?"
„Ich muss das hier fertig machen, Adrian."
„Lass uns zusammen arbeiten, hm?"
„Darauf kann ich verzichten".
Er ließ sich davon nicht abwimmeln, nahm meinen Laptop und setzte sich damit auf das Bett. Ich seufzte genervt, setzte mich nur widerwillig neben ihn und bekam dabei den Gedanken von vorhin nicht aus dem Kopf.
Angespannt fasste ich an meinen Bauch, schluckte unsicher und sah in die Kaffeetasse. Was wäre, wenn ich wirklich schwanger wär? Ich hatte aufgrund der Heirat aufgehört zu verhüten. Und Adrian hatte es auch nie getan. Und wir waren schließlich bald zwei Monate verheiratet.
Gott, das konnte doch nicht wahr sein!
—————
Ich hatte keine Ahnung, wie ich die letzte Nacht überstanden hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie diese überhaupt geendet war. Ich wusste nur, dass mir irgendwann die Augen zugefallen waren und Adrian anscheinend noch den letzten Anstand besaß und nicht in diesem Bett geschlafen hatte. Wäre dies nämlich der Fall gewesen, hätte ich es höchstwahrscheinlich verbrannt. Und das ohne zu zögern.
Gähnend streichelte ich mir mein Haar zurück, sah eine Nachricht auf der Kommode und ergriff diese deshalb.
»Frühstück steht in der Mikrowelle.«
Danke, aber mir würde es ohnehin nur hochkommen.
Ich sollte wirklich einen Termin bei meiner Frauenärztin vereinbaren.
Nachdenklich legte ich den Zettel beiseite, griff nach meinem Handy und wählte die Nummer der Sekretärin meines Mannes, um nachzufragen, ob Adrian in der Firma aufgetaucht war.
Doch natürlich war dies nicht der Fall.
„Okay, uhm. Könntest du versuchen, das Meeting heute Vormittag zu verschieben? Ich muss noch etwas erledigen." Abzuklären, ob ich schwanger war, stand gerade nämlich an höchster Stelle für mich. „Und wenn das nicht funktioniert, sorg bitte dafür, dass sie sich auf einen erneuten Termin einlassen oder lass Matthew das Mee-Meeting führen." Eine Übelkeit kam in mir auf.
„Ich gebe Matthew Bescheid", erwiderte sie darauf. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
„Das wäre alles. Gib mir einfach nur Bescheid."
„Wird gemacht, Elena", sagte sie und verabschiedete sich kurz darauf, wodurch ich als Nächstes nach der Nummer meiner Ärztin suchte und mir zitternd das Handy an mein Ohr hielt; die Luft anhielt, als jemand an der anderen Leitung zu sprechen begann.
Mein Gott.
🤰🏻
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Passion and Pain
RomanceAbgeschlossen Was passiert, wenn sich dein eigenes Schicksal gegen dich stellt? Elena ist für ihre Strapazen und Schlagzeilen in der gesamten Stadt bekannt. Alkohol, Clubs und Dutzende an Männer, die den Ansprüchen ihrer Eltern nicht gefallen besti...