𝟐𝟕 | 𝐇𝐢𝐥𝐟𝐥𝐨𝐬

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E L E N A

In aller Ruhe sah ich Adrians rechten Bein dabei zu, wie es sich immer wieder auf und wieder hinab bewegte. Sein Körper war angespannt und wenn ich ehrlich war, konnte ich erkennen, was ihn besorgte und wieso er nicht redete. Er wusste nicht mehr weiter. Unsere Konten waren eingefroren worden, Finanzleute waren im Unternehmen aufgetaucht und höchstwahrscheinlich würden diese auch bald hier auftauchen und sämtliches mit sich nehmen. Vielleicht ja sogar dieses Haus.

Auf wackligen Beinen begab ich mich zu ihm, hob sein Kinn an und erkannte die Unsicherheit in seine hellen Augen, die dazu führte, dass ich mich selbst unfassbar schlechter fühlte. Dazu auch noch hilflos.

„Wir bekommen das schon wieder hin". Ich setzte mich auf seine Beine, legte meine Hand an seine Wange. „Das ist einfach nur eine schlechte Phase, die wir überstehen werden".

„Diese Sache ruiniert das Leben so vieler Menschen", flüsterte er seufzend. „Ich kann meine Mitarbeiter nicht bezahlen. Ihnen fehlt das Geld, um ihre Familien zu versorgen und..."

„Ich könnte nachschauen, ob mein privates Konto ebenfalls ein-eingefroren wurde".

Er fuhr sich durch die Haare. „Das ist keine Langzeitlösung, Elena. So gut diese Idee auch... ist".

„Ich weiß". Ich lehnte meine Stirn gegen seine. „Aber weniges wäre es eine für diesen Moment. Und..."

„Wenn das Finanzamt davon mitbekommt, wird dieses Konto auch noch gesperrt. Und im Moment ist das Geld darauf das einzige, was wir noch haben". Ich nickte leicht. „Es tut mir leid, dass du das durchmachen musst".

Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich habe es lieber schwer mit dir als leicht mit jemand anderen, Adrian".

Er lächelte nur ganz kurz, seufzte schließlich und setzte mich auf dem Sofa ab, als es an der Tür läutete. Unsicherheit umgab mich ab diesem Moment, verstärkte sich, als ich mehrere Männerstimmen hörte, die sich mit meinem Mann unterhielten. Ich ging an den Türrahmen, sah die drei Männer an und hörte das Seufzen meines Mannes, welcher sich kurz darauf zu mir drehte.

„Wir gehen nach oben", sagte er mir zu, ergriff meine Hand und überreichte einem der Männer den Schlüssel. „Ich bitte Sie nur, meine Eltern da herauszulassen. Sie haben mit dem ganzen nichts zu tun".

Einer der Männer nickte, worauf wir nach oben in unser Zimmer verschwanden und ich mit ansah, wie Adrian zwei Koffer ergriff und in unser Ankleidezimmer lief.

„Was passiert jetzt?" Er legte schweigsam ein paar seiner Hosen in einen Koffer. „Adrian?"

„Wir ziehen für ein paar Tage in ein Hotel. Keine Ahnung, wie wir das bezahlen sollen, aber wir bekommen das hin?" Er wischte sich erschöpft über sein Gesicht. „Es tut mir leid, Elena. Mehr als leid".

Er verschwand im Badezimmer nach seinem Satz, schloss ab, was mir die Erkenntnis gab, dass ich unbedingt etwas unternehmen musste.

Schweigsam griff ich nach meinem Handy, wählte die Nummer meines Bruders und war erleichtert darüber, als er abnahm.

„Miguel?" Er antwortete leise mit einem »Ja«. „Ich brauche deine Hilfe".

-

Adrians Hand verließ meine, als ich die Tür des Apartments aufschloss und mit einem Blick an meinen Bruder dieses betrat und den Koffer abstellte. Ich strich mir meinen Mantel ab, drehte mich langsam zu den beiden und während Miguel hineintrat, stand Adrian wie angewurzelt noch im Flur und rührte sich nicht.

„Möchtest du nicht hereinkommen?"

Er sah mich an. Sein Blick war leer.

„Adrian..." Ich ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. „Ich weiß, du möchtest das nicht, aber diese Möglichkeit ist einfacher als ein Hotel zu finden und zu bezahlen. Todo irá bien".

Passion and Pain Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt