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Wehmütig schaue ich aus dem winzigen Flugzeugfenster auf meine Heimat hinab, die sich wie eine Miniaturlandschaft unter mir erstreckt

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Wehmütig schaue ich aus dem winzigen Flugzeugfenster auf meine Heimat hinab, die sich wie eine Miniaturlandschaft unter mir erstreckt. Noch nie habe ich Australien für eine so lange Zeit verlassen. Doch da ich meinem Traum, Arzt zu werden, nachgehen möchte und sich in Seoul eine der renommiertesten Universitäten der Welt befindet, habe ich mich dazu entschlossen, in Südkorea zu studieren.

Glücklicherweise bin ich mit Koreanisch aufgewachsen, wodurch die Sprachbarriere keine Schwierigkeiten darstellt. Außerdem studiert mein älterer Cousin Chan ebenfalls in Seoul und hat mir angeboten, bei ihm zu wohnen, da sein ehemaliger Mitbewohner erst vor kurzem ausgezogen ist.

Besser geht es doch gar nicht, denke ich zufrieden und lehne mich in meinem Sitz zurück. Als mein Blick wieder aus dem Fenster wandert und ich sehe, wie das Flugzeug durch die Wolken fliegt, strömt mit einem Mal Vorfreude sowie Adrenalin durch meinen gesamten Körper und lässt mich kurz erzittern. Für einen Moment fühle ich mich, als würde ich selbst durch die Wolken stoßen und leichter Schwindel erfasst mich.

Da wir uns über den Wolken befinden, kann ich den Sonnenuntergang beobachten und als die enge Flugzeugkabine von matten Rottönen beleuchtet wird, flaut meine Vorfreude langsam wieder ab. Stattdessen legt sich Müdigkeit wie eine schwere Decke über meinen Körper und ich blinzele immer öfter, bis sich meine Augen ganz schließen.

„-mit uns geflogen sind. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt und hoffen, wir können Sie bald wieder bei uns an Bord begrüßen." Gähnend setze ich mich auf und brauche einen Augenblick, bis ich mich wieder orientieren kann. Die Durchsage des Kapitäns dröhnt mir noch unangenehm laut in den Ohren, als ich realisiere, dass ich mich im Flugzeug befinde und wir gerade auf der Landebahn zum Flughafengebäude rollen.

Sofort schießt Aufregung durch mich hindurch und schickt meinen Blutdruckpegel in ungesunde Höhen. Auf einmal kann ich es gar nicht mehr abwarten, endlich koreanischen Boden zu betreten. Ungeduldig schiebe ich mich durch die anderen Fluggäste auf die Tür zu und eile zum Gepäckband, wo schon die ersten Koffer ihre Kreise ziehen. Mit zusammengekniffenen Augen halte ich nach meinem knallblauen Koffer mit den bunten Doodle-Zeichnungen Ausschau.

Leider habe ich Pech und während sich das Band langsam leert und alle Koffer zu ihren Besitzern finden, stehe ich immer noch am Anfang des Förderbandes und tippe dabei mit dem rechten Fuß ungeduldig auf den Boden. Endlich schiebt sich der blaue Koffer in mein Sichtfeld und sofort greife ich danach.

Auf dem halben Weg zum Hauptausgang fällt mir ein, dass Chan mir Bescheid geben wollte, wo wir uns treffen, weshalb ich zwischen einer angebrochenen Gummibärchenpackung und meinen Reiseunterlagen in meiner Tasche nach meinem Handy angele. Wie aufs Stichwort vibriert es und vor Schreck lasse ich das Handy fast aus meiner Hand fallen.

„G'day Chan", begrüße ich ihn etwas atemlos und bekomme einen fröhlichen Gruß zurück. „Ich warte am Osteingang auf dich", sagt er, woraufhin ich hektisch die Schilder überfliege. Nach kurzen Verständnisproblemen - koreanische Schrift ist noch ungewohnt für mich - finde ich den Pfeil, der in Richtung Osteingang zeigt.

„Gib mir eine Minute", rufe ich und laufe, so schnell es eben mit einem riesigen Koffer geht, in die Richtung des Pfeils. Chan erwidert etwas, doch ich kann außer einem Rauschen nichts verstehen. Keuchend bleibe ich stehen und versuche, meinen Cousin zwischen den vielen Menschen auszumachen, die so früh morgens schon unterwegs sind.

Ich habe ihn vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen, als er uns in Sydney besucht hat, aber so viel kann er sich gar nicht verändert haben. „FELIX!", höre ich auf einmal eine bekannte Stimme hinter mir und im nächsten Augenblick drückt Chan mich so fest an sich, dass ich kaum noch Luft bekomme. „H..hey", röchele ich und werde zum Glück wieder losgelassen. „Du hast ja noch mehr Sommersprossen bekommen", strahlt Chan vergnügt und knufft mir in die Wangen.

Verlegen lächelnd bestätige ich seine Aussage nur mit einem leichten Nicken, bevor er ein Stück von mir abrückt und ich seine ganze Erscheinung auf mich wirken lassen kann. Chan ist noch muskulöser als vor zwei Jahren, aber mit seinen lockigen blonden Haaren sieht er nicht besonders einschüchternd aus.

„Wir sollten uns beeilen", sagt Chan und nimmt mir kurzerhand meinen Koffer ab. „Ein Freund hat mich hergefahren, aber er hat noch einen Termin und liefert uns nur kurz zuhause ab." Verstehend nicke ich und folge meinem Cousin aus dem Flughafen. Als ich die neue Umgebung in mir aufnehme, kehrt meine Aufregung zurück, die durch Chans Wiedersehen kurz verdrängt wurde.

Aufmerksam sauge ich jedes kleinste Detail in mir auf und entdecke einige Unterschiede zu meiner Heimat. Die Häuser hier sind noch ein Stück größer und enger gebaut, die Ampeln haben eine andere Form im Gegensatz zu denen bei mir zuhause und ich sehe keine Mülleimer an der Straße, aber zu meiner Überraschung liegt auch kein Abfall herum.

Beeindruckt folge ich Chan, der auf einen Parkplatz zusteuert, auf dem mehrere hundert Autos stehen. „Da sind wir." Chan bleibt vor einem unauffälligen weißen Hyundai stehen, an dem ein junger, ganz in schwarz gekleideter, Mann lehnt. „Gib mir den Koffer." Verwirrt beobachte ich, wie der Freund von Chan ihm meinen Koffer abnimmt und in Sekundenschnelle im Kofferraum verstaut.

Sein befehlender und irgendwie ausdrucksloser Tonfall irritiert mich, aber im nächsten Moment verdränge ich den Gedanken und steige schnell ins Auto, da Chan mir netterweise die Tür aufhält. „Das ist übrigens J-" „Hyunjin", unterbricht der Genannte meinen Cousin und ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.

Chan lacht nur und klopft Hyunjin auf die Schulter, woraufhin der sich merklich anspannt. „Wir studieren gemeinsam und haben viele Kurse zusammen", erklärt Chan und ich schaue neugierig auf Hyunjins Profil. Dadurch, dass ich schräg hinter ihm sitze, kann ich ihn in Ruhe beobachten und auch etwas genauer mustern. Er ist hübsch, um es noch besser auszudrücken: schön. Es gibt nicht viele Menschen, bei denen die meisten sagen würden, sie sind schön, aber Hyunjin ist definitiv eine dieser Personen.

Abgesehen davon scheint er ungefähr in meinem Alter zu sein, wobei er allerdings wesentlich autoritärer wirkt als Chan. „Da vorne liegt mein Appartement", verkündet mein Cousin und ich löse den Blick von Hyunjin, um aus dem Fenster schauen zu können. Chan deutet auf ein vergleichsweise kleines Hochhaus, das sich inmitten einer Kulisse von mehreren Hochhaussiedlungen befindet. Nur wenige Meter daneben beginnt ein kleiner Park und sofort bekomme ich Lust, ein wenig spazieren zu gehen.

Hyunjin parkt am Seitenrand und während Chan meinen Koffer holt, steige ich aus und schaue mich genau um. Langsam werde ich mir vollends bewusst, dass ich mich tausende Kilometer von meinem Zuhause entfernt in einem fremden Land befinde. „Ich schreibe dir später", sagt Chan zu Hyunjin und ohne auf eine weitere Verabschiedung zu warten, setzt sich der Hyundai in Bewegung.

Ich senke meine zum Gruß erhobene Hand wieder und wende mich irritiert an Chan. „Ist der immer so drauf?", frage ich und Chan schüttelt den Kopf, doch in der nächsten Sekunde nickt er. „Nein, also er hat nur Schwierigkeiten, sich fremden Menschen zu öffnen", erwidert mein Cousin und ich nicke zögerlich.

Bevor ich noch weitere Fragen stellen kann, zieht er mich samt Koffer zu dem Hochhaus und als wir im Fahrstuhl stehen, steigt meine Aufregung erneut. Dann betrete ich mein Heim für die nächsten Jahre und folge Chan, der mir eine kurze Führung gibt. Das Appartement sah von außen betrachtet nicht besonders groß aus, aber von innen ist es weitaus geräumiger als erwartet. Mir gefällt auch die schlichte und dennoch farbenfrohe Einrichtung der Wohnräume.

Nachdem ich den Koffer in meinem Zimmer verstaut habe, gehe ich zu Chan ins Wohnzimmer. „Hättest du Lust auf eine kleine Stadtführung?", fragt er und ich stimme begeistert zu. „Dann können wir auf dem Rückweg noch etwas einkaufen", beschließt Chan. Nach nicht einmal fünf Minuten stehe ich abmarschbereit an der Wohnungstür und mache mich dann mit meinem Cousin auf den Weg zu meiner ersten Besichtigung von Seoul.

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Bitte sagt mir, dass ich nicht die einzige bin, die ihren Geburtstag nicht so gerne feiert 🥲

Anygays ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel :)

Your Sides |HyunlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt