Kapitel 36

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POV Luana:

Im gedämpften Licht des Restaurants spürte ich die Schwere der unausgesprochenen Worte, die zwischen Adriano und mir in der Luft hingen.Also rannte ich raus,raus in die Freiheit. Draußen, presste ich meine Handflächen gegen meine Schläfen, um das pochende Gefühl in meinem Kopf zu beruhigen. Der Himmel war von einer endlosen Dunkelheit durchzogen, nur durchbrochen von den bunten Lichtern der Stadt. Ich blickte um mich, als ob die Straßen, die Häuser und die Menschen eine Antwort auf meine Gedanken hätten.

Hatten sie nicht.

Ich musste weg hier,ich will überall hin nur nicht zu ihm.Ich lief durch die engen Gassen, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben. Mein Herz raste, und meine Schritte hallten im Einklang mit meinem Puls wider. Panisch wandte ich mich in verschiedene Richtungen, immer darauf bedacht, nicht in seine Nähe zu geraten.

Die Straßen von Cinque Terre wurden zum Labyrinth meiner Emotionen. Der Geruch von Salz und Meer umgab mich, aber die salzigen Tränen auf meinen Wangen waren ein Kontrast zu der frischen Meeresluft. Ich blickte über die Dächer der Stadt und fühlte mich gleichzeitig verloren und befreit.

Jeder Schritt führte mich weiter weg von dem Ort, der meine Welt ins Wanken gebracht hatte. In meinem Kopf wirbelten Gedanken durcheinander, und das Wissen über meine Gefühle setzte nur einen drauf.

Schließlich fand ich mich an einem kleinen Platz mit Blick auf das dunkle, glitzernde Meer wieder. Der Mond warf sein silbernes Licht auf die Wellen, die sanft an die Felsen schlugen. In diesem Moment, mit dem Meeresrauschen als Begleiter, atmete ich tief durch und sammelte meine Gedanken.

Würde es immer so weitergehen?

"Warum versucht er es nicht?" flüsterte ich mehrere Male in den Wind, als ob ich Antworten von den Klippen erhoffte. Adriano hatte sich nicht geöffnet, nicht einmal versucht hat er die Mauern zwischen uns niederzureißen. Stattdessen stoßt er mich weiter ab als wäre ich ein nichts.

"Das bin nicht ich" sagte ich, während der Meereswind meine Haare sanft umspielte. Diese Erbärmlichkeit, die ich heute an den Tag gelegt hatte, war nicht ein Teil von mir. Nicht einmal für meinen eigenen Vater hätte ich mich so erniedrigt.

Ich habe mich verändert.Ich kann fliehen in ein anderes Land, was tue ich hier?

Ich blickte hinab in den Himmel,in den sich viele Sterne gebildet hatten.Selbst die Sterne hatten ihren Platz und ich, ich saß hier mitten in Italien.
An einem Meer und das alleine,alleine mit meinen Gedanken.

In einem stillen Augenblick lasse ich meinen Blick ins Leere schweifen und frage mich, wo ich die kommende Nacht verbringen soll. Das Ferienhaus, das Adriano und ich teilen, ist definitiv keine Option. Der Gedanke, seine Augen jetzt zu begegnen, löst in mir nichts gutes aus. In meinen Überlegungen verliere ich mich so sehr, dass ich nicht bemerkte , wie sich jemand von hinten nähert.

„Luana!" Plötzlich ertönt Adrianos Stimme.Er hat nach mir gesucht und mich gefunden. Mein Herz klopft schneller. Ich erhebe mich vom Boden, drehe mich um, und da kommt er auf mich in schnellen Schritten zu.

„Wo warst du vedammt nochmal! Ich habe die halbe Stadt nach dir abgesucht!"Er wirkte so als wäre komplett durch den Wind,fast so als hätte es ihn interessiert.

Er stand eng vor mir, seine Augen durchbohrten meine mit einer Mischung aus Wut und Angst. Ohne ein weiteres Wort umarmte er mich plötzlich. Ich ließ es zu, ohne zu erwidern, und in diesem schweigsamen Moment spiegelte sich so viel wieder was niemand in Worte fassen könnte.

"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht", flüsterte er beinahe unhörbar. Als ich ihn von mir löste, blickte ich ihn mit verweinten Augen an.

"Wieso bist du so kompliziert?" fragte ich mit schwacher Stimme.

"Luana, es tut mir leid, was ich vorhin im Restaurant zu dir gesagt habe. Ich wollte dich nicht verletzen, das ist alles nur zu deinem Schutz", erklärte er, aber ich konnte es nicht mehr hören.

"Was für ein Schutz, Adriano? Von was redest du?"

"Lass uns nach Hause gehen, dann erkläre ich dir alles", sagte er und versuchte, mein Gesicht zu berühren. Ich schlug seine Hand weg.

"Nein, ich lasse mich nicht mehr von dir verarschen. In einem Moment küsst du mich, im nächsten meidest du mich. Du hast mich in den letzten Monaten behandelt, als wäre ich nichts mehr als eine Frau, die du benutzt, wann immer du sie brauchst. Ich habe so viel durchgestanden. Meine Mutter wurde vor meinen Augen ungebracht, mein Vater hat mich sein Leben lang gehasst, weil ich ihr ähnlich sah. Er nannte mich schwach, jedes Mal, weil ich den Tod meiner Mutter nicht verhindern konnte. Dann verkauft er mich an dich, und jetzt das, Adriano."

„Luana du bist aufgewühlt.Ich verstehe das, aber komm jetzt mit mir mit."

Forbidden DesiresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt