17|frosty dinner

89 5 1
                                    

Cayden

Ich öffne die Türe und mir verschlägt es die Sprache. Mir lag bereits ein „Hi, schön, dich zu sehen" auf den Lippen. Aber sobald Saphira im Türrahmen erscheint, bleiben mir die Worte im Hals stecken. In ihrem hellblauen Kleid sieht sie wunderschön aus. Die langen Ärmel sind aus einem extrem dünnen Material, sodass sie kaum Wärme spenden können. Sie sind so geschnitten, dass sie zu den Handgelenken hin immer breiter werden.

Ihre Haare fallen ihr in Wellen über die Schulter und umrahmen ihr Gesicht auf elfengleiche Weise.

Saphiras Lächeln fällt ebenfalls in sich zusammen, während ihre Augen mich mustern. Unbewusst spanne ich meinen Rücken an.

Ich räuspere mich. „Hey."

„Hi", piepst sie. Sie senkt leicht den Blick, ehe Saphira einen Schritt nach vorne macht, um einzutreten. Ihr Parfüm schlägt mir entgegen, als sie an mir vorbei geht. Unfreiwillig atme ich den Duft ein.

Ich schließe die Türe, lege meine Hanf auf ihren unteren Rücken und will mit ihr schon Richtung Esszimmer gehen, doch wir kommen nicht sehr weit, bevor die Klingel ein weiteres Mal ertönt.

„Das muss Caroline sein. Warte schnell." Widerwillig löse ich meine Hand von Saphira. Caroline hat nicht so einen Effekt auf mich. Ganz normal begrüße ich sie und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Schließlich kenne ich sie ja schon einige Jahre. Aber sie verschlägt mir nicht die Sprache, ich bekomme in ihrer Nähe auch keine Atemnot und mein Herz beginnt nicht gleich wie verrückt in meiner Brust zu pochen.

Caroline lächelt mich an, dann sieht sie Saphira hinter mir stehen und ihr Lächeln verblasst ein wenig. „Hi, Saphira. Schön, dich wieder zu sehen."

Während ich die Türe hinter ihr schließe, kommt Saphira zu uns, um Caroline zu umarmen. Ich bleibe wie versteinert stehen, als ich die Szene vor meinen Augen beobachte. Die Liebe meines Lebens und die Mutter meines Kindes umarmen sich, als seien sie gute Freunde. Dabei weiß ich, dass es für Saphira nicht einfach sein muss, heute überhaupt hier zu sein.

So wie die beiden vor mir stehen, kann ich Saphiras Gesicht sehr gut sehen. Sie lächelt zwar, jedoch zucken ihre Mundwinkel immer wieder. Auch ihre Augen hat sie zusammengepresst. Sie lässt leise die Luft entweichen, ehe sie sich von Caroline löst und sie hinterher anstrahlt.

Dabei kann ich den Sturm in ihren Augen deutlich erkennen. Und ein weiteres Mal sehe ich, wie stark sie eigentlich ist. Jedoch nach einigem Blinzeln sind die ganzen Emotionen verschwunden, und sie wirkt nur noch wie eine Schauspielerin auf dem roten Teppich. Lächeln fürs Foto.

„Lasst uns zum Tisch gehen", schlage ich vor. Doch als ich meine Hand wie vorher auf Saphira unteren Rücken legen will, zuckt sie zusammen, lässt sich bisschen zurückfallen und stellt sich unauffällig so hin, dass Caroline in der Mitte ist. Den schmerzhaften Stich ignoriere ich.

Im Esszimmer angekommen, wird Caroline sogleich fröhlich von meiner Mom begrüßt. Diese nimmt sie erst in den Arm, dann streckt sie sie auf Armeslänge von sich, um ihren Bauch zu begutachten. Auch Ryan umarmt Caroline, jedoch nicht so stürmisch wie Mom. Lydia aber mustert sie nur eingehend und macht keine Anstalten, irgendwie von ihrem Stuhl aufzustehen. Ich kann es ihr nicht verübeln. Denn sie war ja mit Wyatt diejenige, die mich aus dem dunklen Loch gezogen hat. Sie weiß, wie schlecht es mir damals wirklich ging.

Allerdings hellt sich ihr Gesicht auf, als sie Saphira sieht. Sie steht auf und kurz darauf liegen sich meine liebsten Mädchen in den Armen.

Nics Reaktion überrascht mich jedoch. Er kommt zögerlich auf Caroline zu. Er wirkt fast schon verunsichert. Doch Caroline nimmt ihm die Entscheidung ab und legt einen Arm um seine Schulter. Nics Augen huschen augenblicklich zu mir, was mich stutzen lässt. Dass er jetzt so reagiert, ist sehr ungewöhnlich, schließlich war er derjenige, der sich mit ihr am besten verstanden hat.

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt