Desire-Deep as Water

32|drowning desire

Saphira

Die Sonne ist bereits aufgegangen, als mein Wecker klingelt. Augenreibend setze ich mich auf. Es dauert ein wenig, bis ich mich an die Sonnenstrahlen gewöhnt habe, doch dann mache ich mein Handy ausfindig und entsperre es. Eine neue Nachricht ploppt auf. Sie ist schon wieder von Cayden.
 
Cayden: Guten Flug, Darling. Genieß Paris.

Unfreiwillig muss ich lächeln. Ich kann nicht verhindern, dass mein Herz bei seiner Nachricht schneller klopft.

Doch dann erinnere ich mich wieder an den Grund, weshalb wir nicht zusammen sein können und meine gute Laune fällt in sich zusammen.

Wir haben gerade Mal halb sieben in der Früh an einem Sonntag, weshalb ich mich frage, was zum Teufel er macht, um mir um diese Uhrzeit eine Nachricht zu schicken. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen.

„Saphira?" Ein Klopfen an meiner Türe reißt mich aus meinen Gedanken. „Bist du wach?" Johannas Stimme dringt zu mir durch und mir wird klar, dass Paul der eindeutige Frühaufsteher bei den beiden ist.

„Ja. Komm rein." Das Handy lege ich zur Seite.

Meine Tante kommt herzhaft gähnend in mein Zimmer. „Morgen." Sie schaltet das Licht an, weshalb ich meine Augen zusammenkneife. „Frühstück ist fertig."

Ich grinse, als ich ihr übergroßes Shirt sehe und ihre noch verstrubbelten Haare. Ich glaube, ich habe sie noch nie so derangiert gesehen. Sonst ist sie bereits um sechs Uhr morgens perfekt gestylt, ohne künstlich zu wirken. Mit bunten Farben unterstreicht sie ihre sonst fröhliche Ausstrahlung und lässt andere ein wenig Farbe abhaben. Egal, in welchen Raum sie kommt, normalerweise hat jeder augenblicklich gute Laune. Und zu meinem ernsten, eher stillen Onkel passt meine Tante somit perfekt.

„Ich komme gleich runter. Soll ich meine Koffer gleich mitnehmen?"

Meine Tante nickt, ehe sie schlürfend aus meinem Zimmer geht.

Ich schnappe mir meine Koffer, ziehe mir Leggings an, ein Top und etwas zum drüber werfen, sollte es im Flugzeug kälter werden. Für die Landung habe ich einen Pulli und extra Socken im Handgepäck. Ich checke ein letztes Mal, ob ich das Wichtigste habe, bevor auch ich mich nach unten begebe.

Dort springt mir sogleich eine aufgedrehte Claire in die Arme, die ich mit Leichtigkeit fange. „Guten Morgen, unser Sonnenschein", begrüße ich meine kleine Schwester, die mich mit Zahnlücke anstrahlt.

„Disney!", ruft sie aus, während ich sie an den Tisch trage, welcher bereits mit Eiern und einigen Semmeln gedeckt ist.

Nach dem Essen schauen wir alle nochmal, ob das Wichtigste eingepackt ist. Johanna checkt genauso wie ich mindestens fünf Mal, ob der Reisepass vorhanden, gültig und griffbereit ist. Und dann noch einmal, zur Sicherheit. Anschließend lädt Paul unsere Koffer in das Taxi, welches uns zum Flughafen bringen wird. Johanna und ich nehmen unser Handgepäck, bevor wie uns gemeinsam mit Claire und Paul ins Auto setzen.

***

Als wir landen, haben wir fünf Uhr morgens, was bedeutet, es ist acht Uhr abends in Rondale. Automatisch frage ich mich, was Cayden gerade wohl macht. Ob er mit Caroline unterwegs ist? Oder mit den Jungs vorhat, feiern zu gehen? Oder gar mit seinen Brüdern plant, zu den Kämpfen zu gehen? Ich frage mich, ob Caroline von den Kämpfen weiß. Ob er ihr genauso viel Vertrauen gezeigt hat wie mir, als er mich das erste und letzte Mal dahin mitgenommen hat.