3|thornes of the past

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Saphira

Das heiße Wasser der Dusche läuft mir über die Haare meinen Körper entlang. Elaines Hände arbeiten gerade das Shampoo ein, was eine Wohltat für meine Nerven ist. Sie geht extrem vorsichtig vor, als sie meine Kopfhaut massiert und den Schaum aus meinen Haaren wäscht.

Dann geht sie über zu meinen Schultern, meinem Rücken, meinen Armen. Elaine verharrt an diesen Stellen länger und massiert meine Anspannung weg, wodurch ich mich ein bisschen mehr entspanne.

„Sie ist schwanger. Mit Caydens Kind", wispere ich. Ich bin mir sicher, dass Elaine das über das Rauschen des Wassers nicht hört, doch sie stockt eine Sekunde in ihren Bewegungen. „Caroline ist zurück und sie ist schwanger."

Ich warte schon auf die Tränen, doch nichts kommt. Wahrscheinlich habe ich mich in den letzten Jahren schon genug ausgeheult, sodass nichts mehr übrig ist. Kein Wunder, angesichts des Mists, den ich durchmachen musste. Also starre ich einfach auf die weiße Duschwand, während Elaine mich weiterhin einseift.

Als sie fertig ist, steigt sie aus der Dusche. Sie trocknet erst sich selber ab und zieht sich wieder an, dann hilft sie mir ebenfalls aus der Duschkabine. Elaine rubbelt mich trocken bevor sie mir einen flauschigen Pullover reicht, in den ich liebend gerne hineinschlüpfe. Außerdem hat sie mir frische Leggings mitgebracht, dazu meine Kuschelsocken.

Zusammen gehen wir zurück auf mein Bett. Elaine platziert mich am Kopfende und legt meine Füße hoch, dann geht sie wieder aus dem Raum. Ich höre sie irgendwo rumhantieren, etwas klappert, dann klirrt etwas. Wenig später steht sie mit einer Tasse heißem Tee wieder vor mir.

Gierig nehme ich einen Schluck und seufze auf. Genau das, was ich gebraucht habe.

Elaine setzt sich neben mich aufs Bett. Bis jetzt hat sie mich nicht gezwungen zu reden, sondern hat mich in den Arm genommen und hat mich weinen lassen, als sie angekommen ist. Dann habe ich ihr erzählt, was genau passiert ist, doch tiefer sind wir nicht gegangen. Sie hat mir keine Fragen mehr gestellt oder versucht mich dazu zu bringen, mein Inneres zu analysieren. Sie hat mich wortlos an den Händen genommen, mir meine nassen Klamotten vom Körper gestreift und mich unter die Dusche gezerrt.

Auch jetzt sagt sie kein Wort. Wir sitzen schweigend nebeneinander, sie streichelt mir als Zeichen des Mitgefühls über meinen Oberschenkel, während ich meinen Tee trinke. Irgendwann gibt ihr Handy einen Ton von sich, der eine neue Nachricht ankündigt, doch sie ignoriert das. Kurz darauf beginnt mein Handy zu klingeln.

Als ich danach greifen möchte, nimmt Elaine es an sich. „Nur deine Tante. Ich sage ihr, dass es dir gut geht und du gerade duscht, in Ordnung?" Dankbar nicke ich.

Elaine steht vom Bett auf und geht ins Badezimmer. Sobald sie die Türe hinter sich schließt, höre ich sie nicht mehr. So langsam überkommt mich Müdigkeit, weshalb ich den Tee schnell austrinke.

Nach wenigen Augenblicken öffnet sich die Türe wieder und Elaine kommt raus. Sie lächelt mich an. „Alles gut. Wollte nur fragen, wie es dir geht."

Ich lächle schwach. „Typisch Johanna."

Elaine erwidert mein Lächeln. „Ja." Sie legt mein Handy auf den Nachttisch, dann steigt sie zu mir aufs Bett. „Willst du jetzt reden?"

Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß nicht."

„Das ist ok. Dann sitzen wir weiter hier und ich mache uns Grey's Anatomy an. Wie klingt das?" Sie wirft mir ein strahlendes Lächeln zu.

Vor Erleichterung wäre ich fast wieder in Tränen ausgebrochen. Ich nicke. Daraufhin holt sie ihr Tablet aus ihrer Tasche und öffnet die nötige App. Anschließend legt sie ihren Arm um meine Schulter. Das ist ihr allerdings nur möglich, weil ich ganz tief ins Kissen gerutscht bin. Letzten Endes lege ich meinen Kopf auf ihre ausgestreckten Beine, während sie durch meine Haare fährt. Irgendwann nicke ich ein.

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt