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Cayden

Wir haben Montag und irgendwie wollen die Zeiger der Uhren sich nicht weiter bewegen. Heute steht die Verabredung mit Caroline nach dem Training an. Und um ehrlich zu sein, bin ich ein wenig nervös.

Dementsprechend werde ich mindestens drei Male von meinen Mitspielern zu Boden gerissen, vermassele mehr als einen Pass und auch sonst lässt meine Leistung zu wünschen übrig.

In der Umkleide bin ich der letzte, der reinkommt. Unter der Dusche benötige ich fast doppelt so lange, wie es normalerweise der Fall wäre.

Doch irgendwann kann auch ich das Unvermeidbare nicht weiter hinauszögern. Beim Rausgehen nimmt Ryan mich kurz beiseite und wünscht mir so leise, dass es niemand außer mir hören kann, viel Erfolg bei der Verabredung.

Ich habe keine Ahnung, was ich erwarten soll. Oder ob ich überhaupt etwas erwarten sollte.

Ich habe mich dazu entschieden, sie in Montana auszuführen. So besteht eine Chance, dass wir auf niemanden treffen, der uns kennt. Also fahre ich zu ihr nach Hause.

Der Weg dorthin ist mir schmerzlich vertraut. Immer wieder muss ich mir sagen, dass ich es für Saphira mache.

Versprich es mir, Cayden. Sag mir, dass ich mir das Herz nicht umsonst rausgerissen habe.

Und, fuck, wenn ich an ihre Tränen denke, zerreißt es mir selber das Herz.

Ich umklammere das Lenkrad meines Rolls Royce fester. Als ich auf die mir vertraute Auffahrt rolle, treten meine Knöchel fast schon weiß hervor und ich habe das Gefühl, mich übergeben zu müssen.

Meine Hände sind feucht, als ich aussteige. Schnell trockne ich sie an meiner Jeans, indessen gehe ich zur weißen Türe. Es hat sich nichts verändert. Immer noch wird sie von zwei großen Pflanzen flankiert, die eine Diele auf der Veranda knarzt und die Fensterbretter links und rechts zieren dieselben schönen Blumen wie noch vor fast einem Jahr.

Ich klingele, doch aufgrund des Rauschens in meinen Ohren und meinem lauten Herzschlag höre ich den Gong nicht.

Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Ich habe keine Ahnung, wie ihre Eltern auf mich reagieren werden. Ich weiß nicht, was sie über unsere Trennung wissen. Sind sie überhaupt zu Hause? Schwer schlucke ich.

Wenig später öffnet sich die Türe und ich halte den Atem an.

Doch nicht Carolines Eltern öffnen die Türe, sondern Caroline selbst.

Unwillkürlich atme ich erleichtert aus. Ich wüsste nicht, wie ich mich ihnen gegenüber verhalten sollte. Ihre Tochter ist schwanger von mir und ich habe mich seit Monaten nicht blicken lassen.

„Hi." Die Begrüßung kommt nur piepsig über ihre Lippen. Schön zu wissen, dass sie ebenfalls nervös ist.

Ich lächle sie an. „Hi. Sind deine Eltern nicht daheim?"

Caroline tritt hinaus, schultert ihre Umhängetasche und zieht die Türe zu. „Nein. Sie sind auch ausgegangen."

Ich frage mich, ob sie das wohl mit Absicht gemacht hat. Das würde jedoch darauf deuten, dass sie mich hassen. Und das ist kein gutes Zeichen, wenn man bedenkt, dass Caroline mein Kind in sich trägt und wir uns für den Rest ihres Lebens begegnen werden.

„Also. Was machen wir?" Caroline hakt sich bei mir unter. So gehen wir gemeinsam die Auffahrt entlang.

„Ich dachte, wir könnten essen gehen."

Ihre Augen leuchten sofort auf. „Gott sei Dank. Ich verhungere gleich. Ich habe seit zehn Minuten nichts mehr gegessen." Sie lacht.

Auch ich muss lachen. „Wie geht's dir? Abgesehen von dem Hunger, meine ich."

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt