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Saphira

Es ist immer noch Samstag, als wir in einem Café alle zusammen frühstücken. Gerade beiße ich herzhaft in mein Croissant und trinke meinen Kaffee, als Johanna mich auf einmal fragt: „Sag mal, Saphira. Wie geht es Cayden eigentlich?"

Ich verschlucke mich beinahe am Essen. Ein heftiger Hustenanfall schüttelt mich. „Wieso?" Ich versuche nach wie vor mich zu beruhigen – mit mäßigem Erfolg.

Johanna allerdings tut nur so, als wäre es eine ganz normale Frage, dabei weiß sie, dass wir nicht mehr zusammen sind. Ihre Augen funkeln schelmisch. Sie zuckt mit den Schultern. „Nur so." Sie trinkt einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor ihre Augen wieder auf mir landen. „Ich habe dich nur heute Morgen auf dem Balkon schlafend gefunden." Johanna macht eine dramatische Pause. „Mit Cayden am Telefon." Sie wird ganz aufgeregt, während ich erneut unkontrolliert husten muss.

„Warte... wirklich?" Paul sieht ungläubig zwischen uns beiden hin und her.

Meine Tante nickt. „Oh ja. Und beide sind eingeschlafen. Stell dir das vor." Sie legt sich eine Hand auf ihre üppige Brust. „Hach. Ich habe ihn schon immer gemocht." Sie sieht mich verträumt an.

Nachdem ich mich wieder gefangen habe, erwidere ich: „Zwischen Cayden und mir ist es endgültig aus." Dabei kann ich die Traurigkeit nicht aus meiner Stimme nehmen. „Und danke der Nachfrage, ihm geht es gut."

„Sag mal, Schätzchen, du hast nie erzählt, warum ihr beiden eigentlich Schluss gemacht habt." Johanna lehnt sich in ihrem Stuhl etwas weiter vor, so als würde ich eine spannende Geschichte erzählen und es wäre die Katastrophe des Jahrtausends, wenn sie etwas verpassen würde.

„Mmh." Ich setze meine Tasse wieder ab. „Da gibt es nichts zu erzählen." Um ihren Blicken auszuweichen, schmiere ich mir auf mein Croissant ein wenig Marmelade, in welches ich anschließend herzlich hineinbeiße.

Auch Paul sieht mich nun an. Doch im Gegensatz zu Johanna ist sein Blick nicht neugierig, sondern besorgt. Und in diesem Moment erinnert er mich so sehr an meinen Dad, dass mein Herz für einen Schlag aussetzt. Die gleichen braunen Augen, der gleiche warme Blick, dieselben schmalen Lippen, die zu einer Linie gepresst sind.

„Alles ist gut. Ich verspreche es." Dann widme ich mich wieder meinem Essen zu. Für mich ist das Gespräch damit beendet, und hoffentlich für Johanna auch.

Ich habe Glück, denn entweder sieht sie es mir an, dass ich nicht mehr weiter reden möchte, oder aber Paul hat ihr etwas zugeflüstert. Also essen wir schweigend unser Frühstück zu ende, bevor wir aufbrechen, um Paris unsicher zu machen.

Die ersten Stunden gehen wir an der Seine spazieren. Überall sind Lichter angebracht. Sie funkeln in rot, grün oder gelb. Auch im Einkaufzentrum ist alles hell erleuchtet. In der Mitte des mehrstöckigen Gebäudes steht ein riesiger Tannenbaum. Girlanden hängen an den Absperrungen, Kränze sind überall verteilt. Leise läuft Weihnachtsmusik im Hintergrund. Als ich tief einatme, steigt mir der Duft von Zimt in die Nase. Ich bin verliebt.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Notre Dame. Als wird dort ankommen, bin ich überwältigt von ihrer Macht. Es wird langsam dunkel, weshalb die Kirche von allen Seiten schön beleuchtet wird. Sie ist ein typisches Beispiel gotischer Architektur. Mit ihren hohen Fenstern, den beiden Türmen auf beiden Seiten, den Wasserspeiern und den Strebebögen auf der anderen Seite strahlt sie eine Energie aus, die nicht in Worte zu fassen ist.

Am liebsten würde ich hineingehen und nie wieder rauskommen, aber da wir Claire dabei haben geht das schlecht. Sie interessiert sich nämlich nicht für so etwas. Sie quengelt ja jetzt schon die ganze Zeit, wann wir weiter gehen können, während ich den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zubekomme.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 03 ⏰

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