29|rainbow after the rain

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Cayden

Gerade bin ich unterwegs mit Caroline. Inzwischen verbringe ich nicht mehr nur Zeit mit ihr, weil ich es Saphira versprochen habe, sondern weil ich präsenter im Leben meines Kindes sein möchte.

Und dennoch kann ich nicht aufhören, an Saphira zu denken. Ihr Gesichtsausdruck, als ich sie berühren wollte, verfolgt mich immer noch. Es war wie ein Schlag ins Gesicht.

Du kommst nicht zurück.

Am liebsten hätte ich ihr entgegen geschrien, dass sie diejenige war, die das zwischen uns beendet hat. Aber ich konnte mich im letzten Moment noch zurückhalten. Ich verstehe ihre Gründe. Sie hat sie mir nicht einmal erklären müssen, dennoch verstehe ich sie, wie niemanden vor ihr. Sie geht einfach auf Abstand, bevor alles über uns zusammenbricht.

Mit ihrer Vergangenheit kann ich es ihr nicht verübeln. Noch heute ballen sich meine Hände zu Fäusten, wenn ich daran denke, wie sie behandelt worden ist. Ich kann es einfach nicht verstehen.

Sie zu lieben ist wie der Sonnenaufgang bei Schnee. Ein Privileg. Sie zu lieben ist wie das Durchatmen, nachdem man eine lange Zeit unter Wasser war. Saphira ist genauso selten und atemberaubend schön wie die Nordlichter. Sie anzusehen ist wie den Nachthimmel anzuschauen. Genauso faszinierend und mysteriös mit all seinen Sternen und Planeten. Auch wenn man versucht, nicht hinzusehen, wird man immer wieder von ihr angezogen. Man braucht immer mehr davon und kriegt doch nie genug. Saphira ist wie der Regenbogen nach einem Regenschauer. Ein Versprechen auf etwas Schönes, Positives nach der grauen Zeit.

„Cayden?"

Carolines Stimme lässt mich zusammenzucken. Es braucht einige Momente, bis ich mir meiner Umgebung wieder bewusst werde. Wir sind gerade im Park unterwegs. Die Sonne ist gerade dabei unterzugehen und taucht alles um uns herum in goldenes Licht.

„Du hast gerade überhaupt nicht zugehört, oder?" Sie lächelt mich warm an.

Verlegen schüttele ich den Kopf. „Nicht wirklich. Es tut mir leid."

„Schon gut. Du wirkst die ganze Zeit schon abgelenkt. Willst du drüber reden?"

Wir bleiben am Rand des Weges stehen. Normalerweise ist Saphira diejenige, mit der ich immer rede, aber nach dem Spiel bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das noch sollte.

„Es ist Saphira, oder?"

Ich nicke. „Es ist eigentlich nichts Neues. Ehrlich." Mit der passenden Geste winke ich ab.

Doch Caroline legt eine Hand auf meine und drückt sie leicht. „Erzähl es mir trotzdem."

„Sie geht mir aus dem Weg", seufze ich. Auch in der Schule meidet sie mich. Ich verübele ihr das nicht, es tut aber deswegen nicht weniger weh. Dabei fühle ich mich verloren. Als würde ein großer Teil meines Herzens abgebrochen sein. Ich fühle, als würde ich auf hoher See sein und die Wellen über mir zusammenbrechen und mich unerbittlich in die Tiefe reißen.

Ich habe nie gedacht, dass ich so etwas empfinden könnte, aber seit Saphira in meinem Leben ist, habe ich alle mir zuvor unbekannten Empfindungen gefühlt. Sei es diese Art von Liebe, die einen erfüllt oder wahres Glück. Saphira ist die Freude in meinen Augen, der Schmerz in meinem Herzen, der Sauerstoff in meinem Blut und das Lachen in meiner Brust.

Jetzt, ohne sie, bin ich verloren. Ich fühle mich leer, gleichzeitig ist der Schmerz in mir drinnen so mächtig, dass er alles in mir einzunehmen scheint.

Wenn ich dachte, Carolines Verschwinden hätte mich niedergeschmettert, dann war ich nicht auf Saphira vorbereitet. Ich drohe regelrecht unterzugehen. Seit vier Tagen haben wir nicht mehr gesprochen. Sie kommt nicht mehr an den Strand, obwohl ich jede Nacht dort auf sie warte. Sie schreibt mir nicht mehr. Jedes Mal liege ich wach im Bett und kann nicht mehr atmen, so sehr vermisse ich sie.

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt