Desire-Deep as Water

6|oh, to be loved

Cayden

Im selben Augenblick, in welchem die Türe hinter mir ins Schloss fällt, höre ich Schritte auf mich zukommen. Wenig später stehen auch schon Nic und Ryan vor mir.

„Alter!" Ryan sieht mich vorwurfsvoll an.

„Caroline ist wieder da? Und du sagst nichts?" Nic steht mit verschränkten Armen vor mir. Auch wenn die beiden sich cool geben, sehe ich, dass es sie doch gekränkt hat, dass ich nicht mit ihnen darüber gesprochen habe und sie es somit von Saphira erfahren mussten.

Ich streife mir meine Schuhe ab und lege den Schlüssel in die vorgesehene Schale. „Es tut mir wirklich leid, Jungs. Aber ich musste erstmal selber damit klar kommen. Ich meine, ich war vollkommen überrumpelt. Stellt euch vor, eure Ex taucht vor der Türe auf und hat eine ungewollte Überraschung parat. Und eure Freundin, die ihr nebenbei bemerkt über alles liebt, bekommt das alles mit und alles droht den Bach unterzugehen." Ich fahre mir durchs Haar, dann setze ich die Cap wieder auf. Gott, Alkohol klingt gerade richtig gut. „Ich war einfach ein bisschen überfordert." Ich sehe sie bittend an, bevor ich die Augen schließe. „Bin. Ich bin verdammt überfordert." Seufzend hebe ich die Arme und verschränke die Finger im Nacken.

Mittleidig sehen meine Brüder mich an. Ryan ist der erste, der sich bewegt. Er schließt mich kurz in die Arme und klopft mir zweimal auf den Rücken. „Wir sind da. Nur damit du es weißt, ja?"

Ich nicke. Ryan lächelt mich an.

Dann schweift mein Blick zu Nic. Dieser sieht verdammt nachdenklich aus, so wie er sich auf die Unterlippe beißt. „Geht es dir gut, Nic? Du bist total blass geworden."

Einen Moment mustert er mich. Mit zusammengezogenen Augenbrauen fragt er: „Liebst du sie noch?"

„Nein. Es gibt nur Saphira für mich", erwidere ich, ohne zu zögern.

Nic verzieht den Mund zu einem Grinsen.

Ich sehe mich um, um mich zu vergewissern, dass unsere Eltern nirgends zu finden sind.

„Mutter und Vater sind nicht zu Hause", erklärt Ryan jedoch sofort.

Ich nicke. „Ja. Ich... Fuck!" Ich fahre mir ein weiteres Mal durchs Haar. „Ich weiß gar nichts mehr, außer, dass ich mit Saphira zusammen sein möchte." Mir entkommt ein frustrierter Laut, als ich den Kopf in den Nacken lege.

Die Stunden, bis Saphira und ich uns am Strand wieder treffen wollen, vergehen einfach nicht und doch viel zu schnell. Ich erledige Sachen für die Schule, schreibe Hausarbeiten fertig und gehe anschließend in den Trainingsraum im Keller.

Dort treffe ich auf Nic, der gerade auf den Box-Sack einschlägt, als hinge die Welt davon ab. Seine blonden Haare hängen ihm in die Stirn und ich kann die Schweißtropfen regelrecht durch den Raum fliegen sehen, die sich von seinen nassen Strähnen lösen. Seine Haltung ist gebeugt, seine Deckung super, die Arme eng am Körper, dennoch mit genügend Freiheit für Bewegungen. Nic bewegt sich leichtfüßig, seine Schläge sind stärker geworden als noch vor zwei Jahren.

Ich beobachte ihn eine Weile. Mein kleiner Bruder wirkt sehr wütend und in Gedanken zugleich. Er nimmt mich erst wahr, als ich seinen Arm packe, damit er sich nicht verletzt.

Fast schon erschrocken sieht er mich an und schiebt einen Teil des Kopfhörers vom Ohr, um mich zu verstehen, als ich sage: „Du wirst dich verletzen. Schalt mal einen Gang runter."

„Ich wollte sowieso gerade duschen gehen. Bin fertig." Seine Brust hebt und senkt sich rasend schnell und Nic kommt kaum zum Atmen.

Ich betrachte ihn, sehe die Unruhe in seinen hellen Augen. Ich grinse, bevor ich mich hinter dem Sack positioniere. „Du stehst noch, oder?"