2|apologies

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Cayden

Ich schaue zum fünften Mal auf die Uhr an der Wand in der Küche. Sie tickt heute unnatürlich laut, ebenso wie mein Herz unnatürlich schnell schlägt. Es wummert mir regelrecht in der Brust, so sehr, dass ich Angst habe, es könnte mir jeden Moment rausspringen.

Wie konnte alles nur so sehr aus dem Ruder geraten? Eben noch haben Saphira und ich gegessen, dann hat eine Bombe alles platzen lassen.

Meine Gedanken rasen, und doch bekomme ich keinen zu fassen. Ich denke an Saphira. Wo sie gerade ist. Wie das mit uns weitergehen soll. Was ich mit Caroline mache. Und warum sie ausgerechnet jetzt wieder auftaucht. Und ich denke an das Baby in ihrem Bauch. Ihr Baby. Unser Baby.

Ich glaube mir wird schlecht.

Ich stütze mich mit der rechten Hand auf meinem Knie ab, während ich meine linke in meine Seite grabe, um mich davon abzuhalten, einfach aufzustehen und im Kreis zu rennen.

„Also..." Caroline bricht das Schweigen. Ihre Stimme klingt so laut, obwohl sie sonst immer die Ruhige war. Sowohl mit anderen in der Schule, als auch mit mir zusammen. Wahrscheinlich liegt es einfach an der erdrückenden Stille in der Küche.

Dieselbe Küche, in der Saphira und ich vor nicht mal fünfzehn Minuten noch Frühstück gemacht und rumgealbert haben.

Jetzt habe ich keine Ahnung, wo genau sie überhaupt ist. Sie ist einfach rausgestürmt. „Redet in Ruhe. Es geht mir gut. Alles wird gut. Klärt das." Dann hat sie mich geküsst und ist gegangen. Sie hat mich angelächelt, aber etwas in ihren Augen war zerbrochen. Und ich hasse mich dafür, dass ich der Grund dafür bin. Ich sollte ihr schreiben. Wo ist eigentlich mein Handy? Wie spät-

„Cayden?"

Ich reiße meinen Kopf hoch und sehe wieder Caroline an. Das Mädchen, das ich vor langer Zeit geliebt habe. Bis sie mir das Herz rausgerissen hat. Wobei... auch dann habe ich sie noch geliebt. Sonst hätte es nicht so brutal wehgetan, als ich neben einem Zweizeiler aufgewacht bin. Es hätte mich nicht so verflucht viel Zeit gekostet, endlich zu kapieren, dass ich in Saphira verliebt bin und noch viel mehr Zeit, um mit ihr zusammen zu kommen.

Schon wieder schweife ich ab. „Äh... ja. Sorry. Was hast du gesagt?"

Caroline strafft den Rücken. Wie von selbst fällt mein Blick auf die kleine Kugel, die ihr enges Top kaum zu verbergen schafft.

Panik überkommt mich. Nein. Nein. Ich bin noch nicht bereit, Vater zu werden. Ich wäre ein grauenvoller Vater.

„Ich habe gefragt, was du denkst. Wie es dir damit geht. Ich weiß, es kommt ziemlich plötzlich. Und auch ziemlich unerwartet. Aber das ist dein Kind, welches ich in mir trage, Cayden. Und ich will, dass du Teil seines Lebens wirst." Caroline sieht mich aus großen Rehaugen an. In diesem Moment erinnert sie mich wieder an die alte Caroline. Dann überkommt mich wieder die Erinnerung, wie ich an jenem Morgen in einem leeren Bett aufgewacht bin. Wie Wyatt, Ryan und Nic versucht haben, mich wieder ins Leben zu holen. Wie sie mir das Herz aus der Brust gerissen hat.

Übelkeit überkommt mich. Ich springe vom Stuhl auf und renne in das Gäste-WC direkt gegenüber der Küche. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, die Klobrille hochzuheben, bevor ein Schwall Erbrochenes in der Toilette landet. Mein Körper krampft sich abermals zusammen, bevor ich nur noch Säure hochwürge. Mein Hals brennt, mein Kopf schmerzt von den ganzen Informationen, die ich in weniger als zehn Minuten erhalten habe.

Nach einer Weile traue ich mich, den Kopf wieder von der Kloschüssel zu heben. Ich entdecke Caroline, die mit einem Glas Wasser am Rand der Wanne sitzt und wartet, bis ich mich ausgekotzt habe. Als sie merkt, dass es mir ein wenig besser geht, reicht sie mir das Glas, welches ich ihr dankend abnehme.

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt