4|desparate feeling

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Saphira

„Bereit?" Wir stehen vor der Schule und Elaine hält mir ihren Arm hin, damit ich mich unterhaken kann. Es ist wieder Montag. Das heißt, eine neue Woche. Das heißt, ich werde unweigerlich Cayden begegnen.

Ich schlucke kräftig. „Jap. Auf sie mit Gebrüll." Dann schreiten wir gemeinsam die Stufen hoch. Meine erste Stunde besteht aus Chemie. Das heißt noch habe ich eine Schonfrist von eineinhalb Stunden. Ich seufze auf.

Elaine und ich holen unsere Sachen aus unseren Spinden, dann trennen sich unsere Wege.

Im Raum angekommen, sehe ich Ryan sofort. Mit seiner Präsenz nimmt er den gesamten Raum ein. Nicht nur deswegen, weil sich gefühlt jedes Mädchen um ihn befindet. Gerade flirtet er schamlos mit einer kleinen, elfengleichen Rothaarigen, als ich an unseren Platz trete. Ich lasse meine Hefte extra laut auf den Tisch fallen, sodass es knallt. Augenblicklich liegt die ganze Aufmerksamkeit auf mir.

Ryan dreht sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um. „Hey, Saph. Wie geht's?" Er legt mir seinen Arm um meine Schultern und zieht mich ganz dicht an sich. „Wir reden später weiter, Süße, ja?", sagt er an das Mädchen von vorhin gewandt und zwinkert ihr zu, woraufhin sie ganz rot wird. „Na?"

Als sich der Schwarm Bienen von uns gelöst hat, erwidere ich: „Naja, ich kann es einfach nicht fassen. Kannst du es glauben, dass Caroline wieder da ist? Sie ist einfach vor seiner Tür aufgetaucht." Ich achte gar nicht auf Ryan sondern packe meine Sachen aus, während ich fortfahre: „Aber das Verrückteste für mich ist, dass sie schwanger ist." Ich lache auf. „Kannst du das fassen? Caroline ist wieder da und schwanger mit Caydens Baby. Ich meine..." Erneut lache ich. „Ich meine, das ist doch verrückt. Das könnte aus einem Film sein, oder?" Jetzt wage ich doch einen Blick zu Ryan.

Doch dieser sitzt wie versteinert da und starrt mich aus großen Augen an, sein Gesicht so blass wie die Blätter meines Blocks. Dann blinzelt er mehrmals. „Warte. Was? Caroline ist wieder da? Und sie ist schwanger? Von Cayden? Wann? Wie? Wo? Warum?" Für Ryan scheinen das völlige Neuigkeiten zu sein. Und da bemerke ich meinen Fehler. Er hat davon nichts gewusst.

„Oh. Oh Gott! Du hattest davon keine Ahnung bis gerade eben, stimmt's?", will ich panisch wissen.

Er schüttelt den Kopf.

„Shit! Du hast nichts gehört. Du weißt von nichts, verstanden?" Hektisch breite ich meine Stifte vor mir aus, alle in gerader Linie zu meinem Block und meinem Buch. Ich riskiere einen Blick zur Seite und sehe, dass Ryan ganz blass geworden ist.

Mit gerunzelter Stirn fragt er mich: „Wie geht es dir damit? Wie geht es jetzt mit euch weiter?"

Ich wende meinen Blick ab und befasse mich wieder mit meinen Utensilien. „Ich denke, ich komme klar." Und es ist nicht mal ganz gelogen. Ich lebe noch und Cayden hat auch noch nicht mit mir Schluss gemacht. Also alles in Ordnung. Oder? „Ich meine, klar, es ist echt viel. Und überrumpelnd. Einfach absurd, wirklich. Aber... aber ich liebe ihn." Mir bleiben die nächsten Worte im Hals stecken. Es ist, als würde mein Körper sich weigern, die nächsten Schritte anzuerkennen. Die Schritte, die jetzt logisch und rational gesehen richtig wären. „Ich liebe ihn. Also werden wir irgendetwas finden." Mit gespielter Zuversicht blicke ich nun Ryan an, doch der durchschaut mich sofort.

Er verzieht sein Gesicht. „Er liebt dich, Saphira. Nur dich. Denk einfach dran, wenn du nicht mehr weiter weißt."

Ich nicke lächelnd, da ich kein Wort mehr rausbekomme. Nur weiß ich nicht, ob Liebe diesmal reicht, um diese Sache zu überstehen.

Als die Klingel uns erlöst, lasse ich mir extra Zeit, meine Sachen zu packen, damit ich später in der Cafeteria eintreffe, um nicht Cayden über den Weg zu laufen. Ich weiß, es ist feige, dass ich ihm aus dem Weg gehe, aber ich weiß nicht, ob ich schon dazu bereit bin, zu reden.

Desire-Deep as WaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt