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Laura POV:

„Du bist sehr charmant!", grinste ich, nachdem wir uns von Isabella und Giulia verabschiedet hatten und er mir wieder die Tür zu seinem Wagen aufhielt. „Du bist genug mit deinem Kleid beschäftigt. Ich will nicht, dass es beim Einsteigen irgendwie kaputt werden könnte", rechtfertigte sich Charles und schloss die Tür wieder vorsichtig nachdem ich eingestiegen war. „Bist du schon gespannt, was uns da heute erwartet?", wollte ich von ihm wissen, als er auf dem Fahrersitz platzgenommen hatte und gerade ausparkte. „Nun ja, ich war noch nie da, deshalb bin ich gespannt wie ein Flitzebogen. Es wird bestimmt ein richtig toller Abend", grinste er. „Ich muss gestehen, ich war auch schon lange nicht mehr dort. In dem Fall sind wir wohl mindestens gleich gespannt", kicherte ich.

Es war schwierig, zusammen in die Eventlocation zu gehen, ohne von irgendwelchen Paparazzi gesehen zu werden. Es war schließlich keine Seltenheit, dass sich Promis beim Festival di Sanremo blicken ließen. „Mann, das ist schon krass, dass an jeder Ecke Fotografen stehen", seufzte Charles, dessen Auto von Kamerablitzen nur so gejagt wurde. „Die haben bestimmt mitbekommen, dass du nicht allein im Auto sitzt, hm?", murmelte ich und spielte mit dem Reißverschluss an meiner Handtasche. „Bestimmt, aber so könnte ich doch nirgendwo hingehen, ohne dass mich jemand fotografiert. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich da mit rein ziehe..." Seine Stimme klang sehr reuevoll. Doch als wir endlich einen Parkplatz hatten und er das Auto abstellte, nahm ich seine Hand, sodass er sich zu mir drehte und mich ansah. „Hör zu, dir muss gar nichts leid tun, okay? Du bist ein sehr gefragter Mann, das war mir schon klar, bevor wir uns persönlich gekannt hatten. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Es ist alles gut, Charles! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen", versicherte ich ihm. Ein scheues Lächeln huschte über seine Lippen. „Bist du dir sicher? Ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst..." Er klang immer noch sehr besorgt. „Es ist okay, ich bin mir sicher!" Laut seinem Gesichtsausdruck dürften sich alle Zweifel in Luft aufgelöst haben. Er stieg aus und öffnete mir die Tür. „Nicht direkt in die Kameras sehen und nicht mit denen reden, mehr gibt es eigentlich nicht zu beachten", flüsterte er, als er mir seine Hand reichte, um mir aus dem Auto zu helfen.

Als wir das Gebäude betraten, ruhte Charles' Hand durchgehend auf meinem unteren Rücken, was mir ein bisschen Sicherheit gab. Ich war schließlich noch nie VIP hier gewesen. Wir wurden zu unseren Plätzen gebracht, wo wir noch ein bisschen Zeit hatten, uns zu unterhalten, bevor die Shows starteten. „Ich hätte da eine Frage an dich", kam es von ihm. „Schieß los, ich bin ganz Ohr!", lächelte ich. „Nun ja, ich weiß, das ist blöd mit Isabella, weil der Flug extrem lang ist... Ach vergiss es!", sagte er mehr zu sich selbst. „Na los, was ist es denn?", drängte ich, weil ich nur die Hälfte von seinem Gemurmel verstanden hatte. „Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit zum Rennen nach Singapur fliegen möchtest. Selbstverständlich wieder als VIP. Aber du kannst ja Isabella nicht..." Weiter ließ ich ihn nicht sprechen, denn ich legte meinen Zeigefinger auf seine Lippen. „Wer hat denn gesagt, dass ich Isabella nicht bei meinen Eltern lassen kann? Seit wir umgezogen sind, sehen sie sie seltener und Bella ist so verrückt nach ihnen. Das müsste bestimmt machbar sein. Wann geht's denn nach Singapur?", hakte ich nach. „Wir müssen am Mittwoch schon dort sein, aber du kannst auch erst Freitag nachkommen. Von meinen Leuten ist sonst niemand dabei und deshalb wollte ich dich fragen, ob du mir eben Gesellschaft leisten möchtest." Charles kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich schaue, was sich machen lässt. Du musst mir bloß sagen, welches Hotel und wie und wo genau...", plante ich gedanklich schon. „Das mit dem Hotel lass meine Sorge sein! Du bekommst das Zimmer neben mir", antwortete Charles selbstsicher. „Na... gut, dann... dann brauche ich nur noch den Flug", stammelte ich. „Der Privatjet wird dich in Nizza erwarten", kam es von ihm. „Krass, dass du für alles einen Plan hast! Tausend Dank, aber das müsste doch nicht sein!", grinste ich und wurde rot. „Immer wieder gerne!"

Dann ging das Licht aus, weil die Show begann. Es erwarteten uns eine Reihe von Acts und der Sieger dieser Show würde für Italien beim Songcontest antreten. Ich fand das als Kind immer irrsinnig spannend. Es lief so viel gute Musik und wenn ich entscheiden müsste, wer jetzt gewonnen hätte, wäre ich die falsche Person dafür.

Als der lange Abend dann vorbei war, verließen wir zusammen das Gebäude. „Das hat sehr viel Spaß gemacht!", meinte Charles, der bis über beide Ohren grinste. „Au ja, das hat es wirklich!", entgegnete ich und holte mein Handy aus der Handtasche, um auf die Uhr zu sehen. 00:16 Uhr. „Wollen wir noch ein Eis essen gehen?", kam ich mit dieser wahnsinnig blöden Idee um die Ecke. „Um diese Uhrzeit? Hat die Eisdiele nicht schon längst geschlossen?" Der Monegasse sah mich verwirrt an. „Nicht die neben dem Casino, weil immer irgendwelche Betrunkenen aus dem Casino rausgeworfen werden und die holen sich da ein Eis. Wir sind zwar nicht betrunken, aber wahrscheinlich ist die Idee komplett bescheuert." „Na gut", gab Charles sich geschlagen und ich griff geistesgegenwärtig nach seiner Hand, um ihn zur Eisdiele zu ziehen.

„Was möchtest du für eins? Die Runde geht auf mich!", stellte ich klar und kramte mein Portemonnaie aus der Handtasche. „Vanille bitte!" „Oh, magst du auch so gerne Vanilleeis?", wunderte ich mich. Charles nickte. Deshalb bestellte ich uns zwei Tüten Vanilleeis und wir gingen zurück zum Auto. Fotografen hatte ich hier keine mehr gesehen. Wahrscheinlich dachten die, es wären schon längst alle Promis weggefahren. Als wir beim Auto ankamen, aßen wir noch fertig. „Also wegen Singapur... Falls ich Isabella nicht bei meinen Eltern lassen kann, kann ich sie dann mitbringen?", wollte ich wissen. „Es ist ein Nachtrennen, ich weiß nicht, wie gut das jetzt ist mit dem Schlafrhythmus. Ich will nicht der Grund sein, weshalb ihr Rhythmus durcheinander ist. Deswegen dachte ich, dass du sie bestenfalls hier lässt. Nichts gegen Bella, ich habe sie wirklich sehr gerne! Aber das würde dich doch sicherlich auch viele Nerven kosten...", erklärte der Rennfahrer. „Ist gut, ich werde gleich in der Früh meine Eltern anrufen", beschloss ich und aß den letzten Bissen meiner Eistüte, ehe ich in sein Auto einstieg und er mich nach Hause brachte.

Dort angekommen begleitete er mich bis vor meine Wohnungstür. „Danke für den tollen Abend! Ich hoffe doch, wir können sowas wiederholen. Also... ich meine...", stotterte der Monegasse und schaute auf den Boden. „Du meinst... ein Date?", lächelte ich schüchtern. „Ja... ein Date", lächelte er, den Blick immer noch auf den Boden gerichtet. „Sehr gerne", sprach ich in einer ruhigen Tonlage und machte einen Schritt auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Als wir uns voneinander lösten, glitt sein Blick zu meinen Lippen und auch ich erwischte mich dabei, an die Möglichkeit eines Kusses zu denken. Doch ich ließ meine Gedanken nicht gewinnen und biss mir auf die Unterlippe. Dann drehte ich mich um und sperrte meine Wohnung auf. „Danke und komm gut zurück ins Hotel!", rief ich ihm noch hinterher. „Ich schreibe dir, wenn ich dort bin!", lachte Charles und tippelte das Treppenhaus herunter. Ich ging in die Wohnung und schloss hinter mir die Tür, an die ich mich dann anlehnte. Was war das gerade für ein Moment gewesen?

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