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Laura POV:

„Fuck, fuck, fuck!", fluchte ich, als ich meine Hotelzimmertür schloss und an ihr entlang mit dem Rücken herunterrutschte. Es war zu spät. In dieser kurzen Zeit hatte dieser Typ mich um den Finger gewickelt. Und dass er eben in Boxershorts dort stand, machte es nicht besser. Ich ging ins Bad, um mein Gesicht abzuschminken und zu reinigen. Ich putzte mir die Zähne und hüpfte kurz unter die Dusche, um mir den Schweiß von der Haut zu waschen. Dann wählte ich einen dunkelroten Seidenpyjama als mein Schlafoutfit und schaute kurz in den Spiegel, bevor ich mein Zimmer wieder verließ. „Laura, du wärst bescheuert...", sagte ich zu mir selbst.

Ohne lange über weitere Geschehnisse nachzudenken, nahm ich mein Handy, meine Schlüsselkarte, seine Schlüsselkarte und noch eine Portion Selbstvertrauen und ging zurück in sein Hotelzimmer. „Bin wieder da", flüsterte ich, da ich nicht wusste, ob Charles schon schlief oder nicht. „Wurde auch Zeit", lachte er und ich stellte mich vor das Bett, sodass er nicht mehr auf den Fernseher schauen konnte, den er in der Zwischenzeit angemacht hatte. „Du siehst hübsch aus! Die Farbe erinnert mich an etwas", meinte Charles und richtete sich auf. „Woran denn?", fragte ich gespielt unwissend nach und krabbelte zu ihm auf das Bett. Ich wusste genau, dass er an seinen Ferrari dachte. „Nun ja, ich würde sagen, dieser Pyjama hat die Farbe meines Autos, aber dir steht sie ein bisschen besser", zwinkerte er und zog mich auf seinen Schoß. War es hier drinnen auf einmal heiß geworden? „Lass mich dir erst mal vernünftig gratulieren!", sagte ich und schloss die Lücke zwischen unseren Lippen. Charles' Hände wanderten von meinen Knien zu den Oberschenkeln und strichen dort entlang auf und ab. „Das war jetzt die beste Art, um mir zu gratulieren", lächelte der Monegasse und ich ging von seinem Schoß runter, um mich neben ihn zu legen. „Wann geht denn dein Flug morgen?", warf er ein. „Erst am Abend, damit ich zu einer halbwegs normalen Zeit zu Hause ankomme. Meine Eltern und Isabella kommen mich am Flughafen abholen", erklärte ich ihm. „Es ist schade, dass du nicht in Japan auch noch mit dabei sein kannst", bedauerte Charles und seufzte. „Ja, ich finde es auch schade, aber meine Schwester hat an diesem Wochenende Geburtstag und ich kann da schlecht nicht kommen. Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen."

„Aber... was machen wir dann morgen noch den ganzen Tag über?", wollte ich wissen. „Ich muss in der Früh zum Debrief, aber danach hast du mich für den Rest des Tages für dich allein. Also alles, was du willst!" Na den hatte ich aber auch sauber um den Finger gewickelt. „Ich bin für ausschlafen! Ich bin dauerhaft müde. Die reinste Katastrophe!", stöhnte ich und warf meinen Kopf zurück ins Kissen. „Ich muss schon früh los, aber du kannst gerne weiterschlafen. Und wenn ich wiederkomme, bringe ich uns Frühstück mit. Wie klingt das?" Oh, der Kerl wusste, wie dieses Spiel funktionierte. „Das klingt grandios!" „Und noch eine andere Frage: Was machen wir, bis wir jetzt einschlafen?", hakte er weiter nach. „Wie wäre es mit kuscheln?" Das ließ Charles sich nicht zwei Mal sagen. Er hob die Decke hoch und ich krabbelte darunter. Dann legte ich einen Arm um seinen Oberkörper, während ich mit meinem Kopf auf seiner Brust lag. Hätte mir jemand Anfang des Monats gesagt, dass ich nach dem Rennen in Singapur auf dem nackten Oberkörper eines Rennfahrers einschlafen würde, hätte ich wahrscheinlich lauthals losgelacht. Wie konnte das gerade real sein?

Am nächsten Morgen wachte ich immer noch in Charles' Armen auf, was mich sehr irritierte. Wie spät war es denn? Das Tageslicht blinzelte durch die Vorhänge. Musste Charles nicht schon längst beim Debrief sein? Ich wollte mich gerade umdrehen, um auf meinem Handy auf die Uhr zu sehen, da merkte ich, dass Charles ein Shirt anhatte. Er musste sich also nach dem Debrief nochmal hingelegt haben. „Guten Morgen!", flüsterte ich, um ihn nicht aufzuschrecken. „Guten Morgen!", gähnte er nach einigen Sekunden. „Hab gar nicht gemerkt, dass du weg warst", lächelte ich ihn an. „Nicht? Dann kann ich das ja verdammt gut", entgegnete der Monegasse. „Ja, du kannst dich gut aus dem Zimmer schleichen. Ich weiß nicht, ob ich jetzt stolz auf diese Fähigkeit wäre, aber gut."

Ich setzte mich auf und streckte mich. „Hast du Hunger? Ich wollte uns Frühstück mitbringen, aber der Kaffee wäre jetzt bestimmt schon längst kalt. Deshalb dachte ich mir, wir gehen irgendwo frühstücken", erläuterte Charles seinen Plan. „Klingt fantastisch!" Ich stand auf, damit ich die Vorhänge aufziehen und das Wetter abchecken konnte. Es sah bewölkt aus und die Tröpfchen am Fenster verrieten mir, dass es regnete. Es musste aber warm sein, da die Menschen auf der Straße in Shorts unterwegs waren. Recht tropische Wetterverhältnisse halt. Ich seufzte. Sonniges Wetter wäre mir lieber gewesen. „Na? Deprimiert von dem Wetter?", sprach er meine Gedanken aus. „Nun ja, Sonnenschein wäre mir dann doch lieber gewesen. Aber es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung." Natürlich hatte ich auch für diesen Fall vorgesorgt und einen Regenmantel eingepackt. „Ich gehe mich umziehen. Wenn du willst, kannst du auch gehen", gähnte er hinter mir. „Alles gut, ich warte auf dich und dann gehen wir zu mir rüber", winkte ich ab und setzte mich auf die Bettseite, auf der er bis eben noch gelegen hatte. Der vertraute Duft seines Parfums stieg mir wieder in die Nase. Er roch gut, Bergamotte oder sowas. Ach, ich hatte doch keine Ahnung, was die Beschreibung von Herrendüften anging. Es roch halt eben... nach Charles.

Nach etwa zehn Minuten kam Charles aus dem Badezimmer. Fertig angezogen, versteht sich. Er richtete sich gerade die Haare grummelnd vor dem Spiegel. „Probleme?", warf ich ein. „Ich muss dringend wieder bei meiner Mutter im Friseursalon vorbeischauen", seufzte er und lachte. „Kann ich dir helfen?", bot ich mich an. „Versuch es gerne!", schmunzelte er und bückte sich ein wenig, damit ich an seine Haare herankam. Ich wuschelte hilflos darin herum, doch es sah nach kurzer Zeit halbwegs akzeptabel aus. „Besser bekomme ich es auch nicht hin", seufzte ich, doch der Monegasse schien mit dem Ergebnis sehr zufrieden zu sein. „Passt perfekt, dankeschön!", bedankte er sich und gab mir einen flüchtigen Kuss.

Dann gingen wir in mein Zimmer, um mir etwas zum Anziehen herauszusuchen. Heute wurde es eine Jeansshorts mit einem gestreiften Oberteil. Mit dem Regenmantel und meinen Plateau-Sneakers sah ich irgendwie wie eine echte Mama aus. Die war ich doch auch. Als ich mich im Spiegel ansah, bekam ich ein paar Selbstzweifel. Die Streifen machten mich irgendwie dick. Charles, der auf meinem Bett saß und alles mitverfolgte, musste gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmte. „Du siehst unzufrieden aus, fühlst du dich nicht wohl?", kam es augenblicklich von ihm. So langsam war es mir unheimlich, wie gut er Gedanken lesen konnte. „Ich finde, diese Querstreifen machen mich dick. Toll, das ist mein letztes Shirt...", seufzte ich und drehte mich zu ihm um. „Das stimmt doch gar nicht, du siehst top aus! Aber du musst dich wohlfühlen, das ist das Wichtigste! Lass mich schnell in meinem Koffer suchen, ich habe bestimmt ein schönes Shirt für dich! Ich bin gleich wieder da."

Ein wenig überrumpelt von dieser Aussage und wie schnell Charles zur Tür gelaufen war, blieb ich wie angewurzelt stehen. „Charles?" Er stoppte sofort und drehte sich zu mir. „Ja?" „Danke. Für alles, was du für mich tust!", kam es von mir mit einem leichten Grinsen. „Ist doch selbstverständlich", gab er zurück. „Nein, ist es ganz und gar nicht." „Für mich schon, chérie! Lass mich dir schnell ein anderes T-Shirt holen", zwinkerte Charles und schon war er aus dem Zimmer verschwunden.

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