Laura POV:
„Nein, so war das nicht gemeint!", versuchte mein Vater sich zu rechtfertigen. „Wie dann? Ich werde Charles hier verteidigen, weil du kein Recht hast, einen Menschen, den du nicht kennst, so zu verurteilen." Ich kochte innerlich. „Ich habe ihn doch gar nicht angegriffen oder verurteilt! Ich wollte doch nur wissen, ob er weiß, was er da für eine Verantwortung hat, wenn du mit ihm zusammen kommst!" Ich musste kurz schlucken. „Papà, dieser Mann ist 26 Jahre alt und fährt ein sehr schnelles Auto mit Reifen, die kein Profil haben. Und du glaubst von ihm, dass er nicht weiß, was Verantwortung heißt?" Mittlerweile war ich nicht mehr wirklich wütend, sondern mehr enttäuscht. „Laura, wir wollen doch nur das Beste für dich. Wir wollen nur, dass dir und Bella nicht dasselbe nochmal passiert, so wie es mit Alessandro war", meinte mein Vater in einer beruhigenden Tonlage. Erst jetzt spürte ich, wie sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen herunter bahnten. Meine Eltern wollten mich vor einem gebrochenen Herzen schützen und ich Idiot dachte mir, sie wollten mir eine Beziehung mit Charles ausreden.
„Ich glaube, wir sollten erst mal etwas essen", grätschte meine Mutter dazwischen. „Der Tag war für dich ja ziemlich lang", fuhr sie fort und strich mir im Vorbeigehen über die Schulter. Mamma trug die Lasagne ins Esszimmer und setzte Bella in den Hochstuhl. Papà war ihr gefolgt, nur ich stand immer noch wie angewurzelt in der Küche und spürte, wie die Tränen auf meinen Wangen langsam vertrockneten. Die Worte meines Vaters geisterten immer noch in meinem Kopf herum. Charles und ich hatten doch schon darüber gesprochen. Er wollte ja auch Kinder haben. Ich machte mir da wahrscheinlich eh zu viele Gedanken. Charles würde jetzt nur sagen: ‚Mach dir keine Sorgen! Du zerbrichst dir schon viel zu oft dein schönes Köpfchen!'
Ich folgte meinen Eltern und meiner Tochter ins Esszimmer und setzte mich neben Isabella. Ich blieb dabei mucksmäuschenstill. Und erst als ich meiner Tochter ihre Lasagne kleingeschnitten hatte, meldete ich mich zu Wort. „Charles und ich haben schon mal darüber geredet. Er will auch Kinder haben. Isabella und er sind ein Herz und eine Seele. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass..." Und weiter kam ich nicht, da sich mein Vater wieder einschaltete. „Tut mir leid, ich wollte nicht so hart gegen ihn sein. Ich habe absolut nicht nachgedacht, bevor ich angefangen habe zu reden", entschuldigte er sich. Ich seufzte. Eigentlich war ich noch immer enttäuscht und sauer, aber ich akzeptierte die Entschuldigung, weil ich seinen Gedankengang verstanden hatte. Dann war es still am Tisch und wir aßen diese weltbeste Lasagne, die nur meine Mutter so machen konnte.
Die folgenden Tage verbrachte ich mit Isabella zu zweit, da wir direkt am nächsten Tag zurück nach Sanremo gefahren waren. Es war eine langweilige Woche und es passierte nichts Besonderes. Am Donnerstag hatte ich mich mit Giulia zum Kaffeekränzchen in meiner Wohnung verabredet und sie über die Sache zwischen Charles und mir informiert. Freitags waren wir nach Portugal zu meiner Schwester Ella geflogen, die ihren 30. Geburtstag feierte. Das passierte aber nur so am Rande, da ich den Grand Prix in Japan mitverfolgen musste. Charles konnte wieder ein tolles Rennen abliefern und beendete dieses auf dem dritten Platz. Der nächste Halt war also Qatar, aber da war erst mal eine Woche Pause dazwischen. Charles und ich hatten jeden Tag telefoniert. Auch wenn es manchmal nur kurz war. Die Stimme des Einen beruhigte den jeweils Anderen.
Am Dienstagabend saß ich gerade mit meinen Eltern und Isabella im Flugzeug auf dem Rückweg nach Hause. Isabella schlief in meinem Arm und draußen wurde es schon dunkel. Ich war auch müde von den vergangenen Tagen. „Liebe Gäste, wegen eines Zwischenfalls werden wir unser Ziel Bologna etwas später als geplant erreichen", ertönte es durch die Lautsprecher und ich rollte mit den Augen. Der Flug war schon verspätet gestartet und jetzt auch noch das. Ich war einfach zu müde, um mich großartig darüber aufzuregen. Mit dem Kopf ans Fenster gelehnt schaute ich aus dem Fenster. Nur ein paar Wolken waren unter uns. Ansonsten konnte man die Mittelmeerregion schon sehen. Zumindest die Küste Spaniens. Dort, wo sich viele Lichter zu einem großen Licht zusammenschlossen, war eine Großstadt. Ich entdeckte Barcelona und auch Madrid aus dem Fenster.
Ein paar Minuten später spürte ich einen heftigen Ruck. Das fühlte sich nicht nach Turbulenzen an. Sofort klammerte ich mein Kind fest an mich und sah mich panisch um. Die anderen Fluggäste waren nicht weniger besorgt als ich. Eine Flugbegleiterin griff nach dem Durchsage-Hörer und informierte uns darüber, dass wir in Nizza notlanden müssten. „Mamma, was passiert hier?", fragte ich panisch, als ich nach rechts zu meiner Mutter herübersah. „Ich weiß es auch nicht!", gab diese etwas panisch zurück. Ich schnallte sofort mich und Isabella an, die Gott sei Dank dieses Drama verschlief. Mein Herz raste so lange, bis wir in Nizza gelandet waren und aus dem Flieger konnten. Von außen konnte man nicht sehen, was mit dem Flugzeug passiert war. Aber es beunruhigte mich etwas. Als wir an der Gepäckausgabe unseren Koffer und den Kinderwagen von Isabella abgeholt hatten, begaben wir uns zum Schalter der Airline. Während mein Vater unsere Koffer nahm, legte ich mein immer noch schlafendes Kind in den Kinderwagen. Oh, wie sehr wollte ich gerade mit Bella tauschen! Meine Mutter sprach mit der Dame am Schalter und es stellte sich heraus, dass wir hier in Nizza mehr oder weniger festsaßen und uns die Airline erst morgen einen Flug nach Bologna anbieten konnte. Auch das noch! Ich wollte einfach nur nach Hause.
In meiner Verzweiflung ließ ich mich auf die nächstbeste Bank fallen und rieb mit den Händen über mein Gesicht. Wie konnte man nur so viel Pech auf einmal haben? „Was machen wir jetzt?", wollte mein Vater wissen. „Es wird uns wohl nichts Anderes übrig bleiben, als hier in Nizza zu bleiben, bis wir morgen weiterkönnen. Mensch, wäre ich doch nicht mit euch von Bologna aus geflogen, würde mein Auto jetzt hier stehen und wir könnten nach Hause zu mir fahren!" Doch Rettung war schon eher in Sicht, als ich es mir erwartet hatte. „Laura?", hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme hinter mir.
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Race Track Love
FanficCharles Leclerc hat ein sehr aufregendes Leben, in dem seine Fans eine große Rolle spielen. Doch die Eifersucht seiner Freundin Alexandra spielt ihm dabei nicht gut in die Karten. In Monza verguckt er sich in eine Frau aus dem Publikum in der Fanzon...