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Charles POV:

Als wir zu dritt am Tisch saßen, wusste ich immer noch nicht, wie ich das jetzt noch retten konnte, was gestern mit einer Nachricht irgendwie kaputtging. Ging denn überhaupt etwas kaputt? Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um das anzusprechen. Ich packte die Brötchen aus. „Ich hoffe das passt, drei Ciabattini, zwei mit Körnern und ein Croissant für Isabella!" Lauras Tochter rastete fast aus, als ich ihr Croissant aus der Tüte holte und es auf den pinken Teller vor ihr legte. „Danke dir!", lächelte Laura schüchtern und schnitt sich ihr Ciabattino auf. Ich tat es ihr gleich, strich mir etwas Guacamole drauf und belegte es mit drei Scheiben hartgekochtem Ei. „Wow, die Guacamole ist der Hammer! Hast du die selbst gemacht?", schwärmte ich. „Ja, ist sie gelungen?" „Definitiv! Perfekt gewürzt! Du hast dir ja ganz schön was angetan mit dem Frühstück..." „Natürlich! Ich muss dich doch weiter von mir überzeugen", zwinkerte sie und spielte damit auf den Fauxpas von gestern an. „Och bitte, das wird mir jetzt ewig nachgetragen, hm?" Sie schüttelte lachend den Kopf. „Nein, ich habe nur zwei Teile dieser Nachricht gelesen, nämlich den ersten Satz und das Ende. Danach habe ich die Nachricht aus meinem Chat gelöscht, weil es mich eigentlich nichts angeht. Du kannst es gerne überprüfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich unangenehm gewesen sein musste. Und das respektiere ich und lese deshalb eigentlich keine Nachrichten, die nicht an mich gehen sollten." Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. „Wirklich?" Sie stand auf, holte ihr Handy, entsperrte es und hielt mir unseren Chat unter die Nase. Die Nachricht war tatsächlich weg. „Wow, ähm... danke, oder so?" Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

Das restliche Frühstück über unterhielten wir uns über andere persönliche Dinge, wie beispielsweise unsere Kindheit. Während wir quatschten, begann Laura, den Tisch abzuräumen und ich nahm Isabella aus dem Hochstuhl. Dann trug ich die Teller zu ihr ans Waschbecken, wobei sie mich fast umgerannt hätte, als sie gedankenlos zum Esstisch laufen wollte, um diesen abzuwischen. Doch sie ging nach unserem Zusammenstoß nicht weiter, sondern blieb wie angewurzelt stehen und sah mir in die Augen. „Ich will ehrlich zu dir sein", seufzte ich und löste dabei keine Sekunde lang meinen Blick von ihren Augen. „Ich bin der Meinung, ich will immer zu schnell aufs Ganze gehen. Und bei dir ist mir klar geworden, das sollte keine 0815-Aktion werden. Ich will das nicht überstürzen, ich will das nicht kaputt machen...", erklärte ich. „Geht mir genauso." Laura grinste und drehte sich um, damit sie sich links von mir am Waschbecken ihre Hände sauber machen konnte. „Lass uns einfach schauen, wo uns das hier hinführt, hm?", sprach sie und deutete zwischen uns hin und her, während sie sich die Hände mit einem Geschirrtuch abtrocknete und ich umarmte sie kurzerhand, was sie zum Kichern brachte.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 10 Uhr war. „Oh nein, ich muss ja bis 11 ausgecheckt haben!", ärgerte ich mich und stand vom Sofa auf, auf welches wir uns gerade hingesetzt hatten. „Macht ja nichts, du packst deine Sachen, checkst aus und kommst dann wieder. Vorausgesetzt, du willst mich dann nochmal sehen. Ansonsten fahr bitte nach Hause", sprach sie ernst. „Ich könnte meine freie Zeit damit verschwenden, allein in meiner Wohnung zu sein und mich zu langweilen. Aber wenn ich schon die Wahl habe, bin ich lieber da, wo du bist!", zwinkerte ich und stand auf, um mir die Schuhe anzuziehen.

Isabella hatte das mitbekommen und war mir hinterhergetapst. Sie holte sich auch ein paar Schuhe aus dem Regal und wollte sie anziehen. „Oh, kleine Prinzessin! Ich komme doch gleich wieder!", erklärte ich und hob sie hoch. „Tschüssi Cha", meinte sie traurig und schlang ihre kleinen Arme um mich. „Nicht traurig sein, Cha kommt gleich wieder. Ich muss nur meinen Koffer holen, dann bin ich wieder bei Mama und dir, okay?", erklärte ich dem kleinen Mädchen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, ehe ich es auf dem Boden absetzte. Kichernd lief die Kleine zu Laura, die ebenfalls im Flur stand. „Bis gleich", schmunzelte sie. „Bis gleich!", meinte ich, als ich fertig angezogen war und umarmte sie auch ein letztes Mal.

Freudenstrahlend machte ich mich auf den Weg zurück ins Hotel, um meinen Koffer zu packen, diesen in mein Auto zu laden und rechtzeitig auszuchecken. Dann fuhr ich so schnell wie möglich zurück zu Laura. Wieder das gleiche Procedere, ich klingelte, hörte den Türsummer und joggte das Treppenhaus nach oben , wo ihre Tür angelehnt offen stand. Ich öffnete sie und ging wieder herein. „Bin wieder da!", rief ich durch die Wohnung und das fühlte sich irgendwie komisch an. „Wir sind im Bad! Komm ruhig herein!", kam es von Laura und ich folgte ihrer Stimme. Als ich die Tür öffnete, stand sie dort mit Isabella, die vor ihr im Waschbecken saß, und versuchte verzweifelt, ihrer Tochter zwei französische Zöpfe zu flechten. „Brauchst du Hilfe?", fragte ich, nachdem ich ihren frustrierten Blick erkannt hatte. „Kannst du sowas?" „Machst du Witze? Meine Mutter ist Friseurin und sie hat gesagt, dass das mal wichtig werden könnte, sollte ich einmal eine Tochter haben", behauptete ich stolz und fing an, die brünetten Haare des kleinen Mädchens zu flechten. Schlussendlich entstand eine unglaublich süße Frisur. „Du bist echt immer für eine Überraschung gut!", lachte Laura kopfschüttelnd. „Sieht doch gut aus oder?" Laura nickte und ich legte einen Arm um sie. „Danke! Ich wäre hier beinahe verzweifelt!", meinte sie und hob Isabella herunter. „Möchtest du auch noch eine Frisur? Wenn wir schon dabei sind", lachte ich. „Ich hätte nichts dagegen, wenn mich meine Haare zur Abwechslung mal nicht stören würden. Aber erzähl Giulia nichts davon, die wird sonst stinkig", zwinkerte sie. „Weißt du was? Ich zeige dir was Einfaches, das du bei Isabella auch machen kannst", erklärte ich und kämmte mit meinen Fingern durch ihre von gestern immer noch gelockten Haare. Ich fing an, ihr eine halboffene Frisur zu flechten und erklärte ihr Schritt für Schritt die Vorgangsweise. „Und wenn das fertig ist, kannst du noch eine kleine Schleife dran machen", führte ich meine Erklärung zu Ende und schnappte mir eine pinke Schleifenhaarspange von Isabella, die auf dem Waschbecken lag, und steckte sie in Lauras Haare. Sie musste lachen. „Sieht süß aus, nur würde ich keine pinke Schleife nehmen, sonst würde Isabella sauer werden", lachte sie. Sie hatte ein schönes Lachen und ich genoss es, das zu hören.

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