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Charles POV:

In meinem Koffer musste ich nicht lange suchen, bis ich ein gutes T-Shirt für Laura gefunden hatte. Es war ein elfenbeinfarbenes Shirt von Dior. Es dürfte ihr zwar etwas zu groß sein, aber irgendwie würden wir das schon gestylt bekommen. Mit dem Shirt in der Hand begab ich mich zurück zu ihr ins Zimmer, wo sie immer noch vor dem Spiegel wie angewurzelt stand und sich sehr kritisch betrachtete. „Chérie, geh dich bitte umziehen! Hier, das steht dir bestimmt. Außerdem ist es etwas oversized, dann fühlst du dich bestimmt wohler", sagte ich und warf ihr das Shirt zu. Mit einem kurzen „Danke!" und einem Kuss auf die Wange zog sie sich im Bad um. Als sie wieder herauskam, wirkte sie um einiges entspannter. „Fühlst du dich jetzt besser?", wollte ich von ihr wissen und nahm sie in den Arm. „Viel besser, danke!", seufzte Laura erleichtert und wir konnten das Hotel verlassen.

Draußen regnete es immer noch und es herrschte reges Treiben auf den Straßen. Ich spannte meinen großen Regenschirm auf und griff, ohne groß darüber nachzudenken, nach Lauras Hand, damit ich sie im Gewusel nicht verlor. Dann liefen wir zu Fuß zu diesem einen Café, das ich auf dem Rückweg vom Debrief entdeckt hatte. Es war ungefähr 300 Meter vom Hotel entfernt. Den ganzen Weg über ließ ich ihre Hand nicht los. „Ich hoffe, du hast Hunger! Ich habe auf dem Weg zurück ins Hotel heute ein niedliches Café entdeckt", erklärte ich. Wie auf Kommando knurrte ihr Magen. „Ich glaube, die Frage, ob ich Hunger habe oder nicht, hat sich gerade von selbst beantwortet!", lachte Laura. Ich legte einen Zahn zu, wenn sich schon ihr Magen meldete und als wir am besagten Café ankamen, stellte ich meinen nassen Regenschirm zur Garderobe, wo ich auch Lauras Jacke dazu aufhing.

Laura hatte uns einen Platz weiter hinten im Laden gesucht, damit wir jetzt nicht wie Schaufensterpuppen begutachtet wurden. Als ich mich dem Tisch näherte, hatte sie bereits eine Karte aufgeschlagen. „Wow, man kann hier Frühstück aus aller Welt bestellen! Wie cool ist das denn?", freute sie sich. „Das klingt sehr ausgefallen! Hast du schon was gefunden, das dich anspricht?", wollte ich wissen. „Monegassisches Frühstück haben die hier leider nicht, deshalb gibt's was Französisches", zwinkerte die Italienerin. „Wenn du mit Bella nach Monaco kommst, gibt's monegassisches Frühstück, versprochen!", lachte ich.

Wir bestellten beide ein französisches Frühstück. Es gab mir das Gefühl zu Hause zu sein, obwohl ich davon tausende Kilometer weit entfernt war. Plötzlich klingelte Lauras Handy. Da das Handy auf dem Tisch lag, konnte ich sehen, wer gerade anrief. Es war ihre Mutter. „Möchtest du nicht rangehen?", fragte ich nach, als das Handy weiter klingelte. „Ich glaube, dafür brauchen wir die Airpods", gab Laura zurück und reichte mir einen ihrer Kopfhörer. Sie nahm den Anruf, der wie immer ein Facetime-Anruf war, entgegen und lehnte das Handy an die Wand, sodass man uns beide im Display sah.

M: Hallihallo! Oh, stören wir gerade?
L: Nein, Mamma, alles gut. Charles und ich sind gerade Frühstücken!
C: Guten Morgen! Ach nein, bei euch ist es ja Abend.
M: Hallo Charles! Gratuliere zur Leistung im Rennen! Das war ja der Wahnsinn!
C: Danke! Ja, es hat alles zusammengepasst und so konnten wir aus der Schadensbegrenzung einen Doppelsieg nach Hause bringen.
I: Mama, Cha!
L: Oh, du bist noch wach! Hallo Mäuschen! Warst du wohl brav bei Nonna?
M: Sie war sehr brav! Bevor sie jetzt ins Bett geht, wollte ich dich noch kurz anrufen.
L: Das ist ja lieb! Bella, Mama kommt bald nach Hause. Mit dem großen Flugzeug. Du kannst dann mit Nonna und Nonno mich beim Flughafen abholen kommen, okay?
I: Okay! Cha mit!
C: Oh nein, Isabella! Ich kann leider nicht mitkommen! Ich muss nächste Woche wieder mit dem Auto fahren. Außerdem hat Mama mir erzählt, dass du mit ihr zu deiner Tante nach Portugal fliegst.
I: Tata Ella!
L: Ja genau, zu Tante Ella fliegen wir! Wir kommen Cha ein anderes Mal besuchen, okay?
I: Okay...
C: Nicht traurig sein, Bella. Cha hat dich fest lieb!
L: Das war süß!

Auch wenn wir noch mitten im Telefonat waren, himmelte mich Laura gerade über den Tisch hinweg an. Sie hatte ihr Kinn auf ihre Hände gestützt und lächelte mich unglaublich süß an. Gerade sagte niemand etwas, weshalb das laufende Telefonat in den Hintergrund geriet. Ohne auch nur eine Millisekunde auf meinen Kopf zu hören, ließ ich mein Herz gewinnen und lehnte mich nach vorne, um ihr einen Kuss zu geben. Das hatten mindestens alle Anwesenden im Café plus die Mutter und Tochter von Laura mitbekommen. Plötzlich kreischte Isabella und ließ uns auseinander schrecken. Sie hatte das Handy genommen und lief durch das ganze Haus.

I: Baci Mama und Cha!
L: Jetzt hat sie uns verraten!
C: Die Frage ist nur, wer es mitbekommen hat.
L: Ach, ist doch egal, ich muss mich nicht rechtfertigen! Bella, bringst du Nonna das Handy wieder?
I: Nein!
C: Ach komm schon!
I: Nein! Baci Cha und Mama!
L: Sie will wahrscheinlich, dass du mir noch einen Kuss gibst.
C: Was auch immer diese kleine Prinzessin will!

Ich küsste sie erneut und das kleine Mädchen jauchzte und jubelte am Telefon. Ich fand das so unglaublich süß.

I: Baci Cha Bella...
L: Mäuschen, Cha gibt dir bestimmt ein Küsschen, wenn wir ihn mal besuchen kommen, okay?
I: Ja!
C: Okay, dann musst du jetzt bitte ein braves Mädchen sein und deiner Nonna das Handy wieder bringen.
I: Okay Cha!

Ihre kleinen Füße tapsten über den Fliesenboden und Isabella brachte ihrer Oma das Handy wieder.

L: Mama, keine Fragen, okay?
M: Ich habe doch nichts gesagt!
L: Ich weiß aber, dass du was fragen wirst!
M: Ich werde nichts fragen, wir sehen uns am Flughafen! Passt auf euch auf! Mach's gut, Charles!
M: Ciao Maria! Gute Nacht, Isabella!
L: Gute Nacht auch von mir! Hab euch lieb!

Dann hatte sie aufgelegt und die Kopfhörer wieder in ihre Tasche gesteckt. „Isabella ist wirklich der kleinste Wingman bzw. die kleinste Wingwoman, die ich kenne", kicherte ich. „Und wie sie das gefeiert hat! Sie ist einfach zuckersüß!", grinste Laura vor sich hin, während ihr Blick auf den Frühstücksteller gerichtet war. Ich realisierte immer noch nicht, was ich getan hatte. Ich hatte diese Frau, die ich erst seit ein paar Wochen kenne, in der Öffentlichkeit geküsst. Und mein Merz raste immer noch in einer absolut unnormalen Geschwindigkeit.

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