Laura POV:
Ich hatte wohl den erholsamsten Schlaf seit einer Ewigkeit, als ich morgens immer noch in Charles' Armen aufwachte. „Was machen wir jetzt den ganzen Vormittag lang?", wollte er von mir wissen, als ich gerade aufstand und mir eine große Haarspange ins Haar machte. „Ich kenne mich hier schlecht aus und ich glaube, dass ein Stadtbummel auch das Falsche für dich an einem Renntag wäre, aber ich würde mich unglaublich darüber freuen, wenn wir zu den Gardens by the Bay gehen könnten", äußerte ich meinen Wunsch. „Ich kann aber auch alleine gehen, aber wäre irgendwie doch doof, weil du wärst dann die ganze Zeit allein im Hotelzimmer. Aber ich will dich auch nicht den Löwen bzw. Fans und Paparazzi zum Fraß vorwerfen und dann die Gerüchteküche nicht nur schüren, sondern direkt in Brand setzen", fügte ich noch an. Charles schüttelte lachend den Kopf, was mich verstummen ließ. „Du musst echt lernen, dir weniger Gedanken zu machen und mich erst mal antworten zu lassen. Alles gut, okay? Ich gehe gerne mit dir zu den Gardens by the Bay. Und mit Fans und Paparazzi kann ich umgehen."
Ich war überaus erleichtert von seiner Reaktion. „Sag mal, woher kommt das? Mir kommt vor, wenn du mich etwas fragen willst, bist du sehr vorsichtig. Hast du Angst, dass ich nein sage? Ich frage nur, weil es mir aufgefallen ist. Du wirkst so ein bisschen unbeholfen und ein wenig zurückhaltend", tastete Charles sich vorsichtig vor. „Nun ja, mein Ex, also der Papa von Bella, war in den letzten Wochen unserer Beziehung immer mal wieder laut geworden. Er hat uns nichts angetan, wirklich nicht. Aber mir ist aufgefallen, dass er eine aggressivere Ausdrucksweise angenommen hatte und das machte mir auch ehrlich gesagt ein wenig Angst. Er hat jeden Vorschlag aggressiv und genervt abgelehnt. Deshalb bin ich da wohl vorsichtig geworden. Ganz überrascht hat mich das Ende der Beziehung nicht, wenn ich jetzt darauf zurückblicke. Es tut mir nur weh für Bella, weil ich finde, dass sie einen Vater verdient hat, dem sie nicht egal ist und der sie auch in so einer Situation nicht im Stich lässt. Nicht ein Mal hat er sich bezüglich seiner Tochter gemeldet. Er muss ja nicht mit mir klarkommen, er muss es ja nur für sein Kind tun. Und an der Stelle verstehe ich nicht, wie man menschlich gesehen so kalt sein kann, damit einem selbst die eigene Tochter, das eigene Fleisch und Blut, nichts bedeutet."
Es wurde still im Raum. Ich brauchte Zeit, um kurz zu verdauen, was ich da gerade von mir gegeben hatte. Charles ging es da ähnlich. Ich hatte zum ersten Mal wirklich ausgesprochen, was zwischen mir und meinem Ex passiert war. Nicht mal meine Mutter kannte den Teil mit der aggressiven Ausdrucksweise. Wenn wir bei meinen Eltern waren, hatten mein Ex und ich immer die heile Welt vorgetäuscht. Erst nach etwa zwei Minuten hatten Charles und ich uns wieder etwas gefasst. „Ich habe meinen Vater zu früh verloren, ich weiß genau, wie sich ein Kind fühlt, dessen Vater von jetzt auf gleich nicht mehr da war. Bella ist zwar dabei noch kleiner als ich gewesen, aber selbst Kinder in dem Alter verstehen schon grob, was da abläuft. Mein Vater konnte nichts dafür, dass es für ihn zu Ende war, deshalb war die Ausgangslage anders. Das ändert aber nichts daran, dass ich ihn unglaublich vermisse und mir immer wieder einbilde, dass ich ihn vom Podium aus in der Menge unten entdecke. Ich glaube, Isabella vermisst ihren Papa auch etwas. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie ihn gern gehabt hat. Dieses Mädchen wickelt einen total schnell um den Finger", erklärte Charles, wobei er bei seinem letzten Satz kicherte. „Nun ja, vielleicht erinnerst du sie an ihren Papa. Dann hätte ich auch endlich eine Erklärung dafür, warum sie sofort bei dir so gesprächig war. Ansonsten ist sie total schüchtern bei fremden Menschen und auch eher skeptisch. Er hatte auch braune Haare und war ungefähr gleich groß wie du. Könnte schon möglich sein, dass sie etwas von ihrem Papa in dir sieht."
Dem lauten und tiefen Seufzer zufolge, dürfte ich bei Charles den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Er lächelte leicht. „Vielleicht ist sie in dieser Situation der Wingman für ihre Mama und will ihr damit einen Ruck geben, wenn sie schon in mir ihren Papa sieht." Charles biss sich auf die Unterlippe. So unrealistisch das auch klingen mochte, könnte es tatsächlich Sinn ergeben. Kleine Kinder hatten ein irrsinnig gutes Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen. Ich setzte mich zu ihm aufs Bett. Ob das, was ich gleich machen würde, wirklich gut war, konnte ich nur herausfinden, indem ich es tat. „Wenn die Prophezeiung von meiner kleinen Bella stimmen sollte, dann müsste sich das doch gut anfühlen...", grinste ich und küsste ihn einfach. Charles war nicht darauf gefasst und zog sein Gesicht zurück. Jedoch erwiderte er den Kuss eine Sekunde später. Als wir uns voneinander lösten, lächelten wir uns an. „Das war... perfekt", rang er nach Worten. Isabella musste wohl doch richtig gelegen haben.
„Ich muss mich anziehen gehen!", sagte ich und stand vom Bett auf. Charles tat es mir gleich und begleitete mich bis zu seiner Tür. „Ich will noch einen!", bettelte er und ich wusste sofort, wovon er sprach. „Hier sieht uns ja keiner, selbstverständlich!", kicherte ich und gab ihm noch einen Kuss, bevor ich mit meiner Jogginghose in der Hand in meine Zimmer herüberschlich. Dort angekommen musste ich erst mal realisieren, was da gerade passiert war. Ich hatte einen Typen geküsst, den die ganze Welt beinahe kannte. Jemand, der in der Öffentlichkeit stand. Jemand, den ich mir nie erträumen hätte können.
Nach einer erfrischenden Dusche, war mein Kopf deutlich klarer und ich suchte mir ein süßes Outfit heraus. Draußen war es sommerlich warm, weshalb ich einen lockeren Jumpsuit in der Trendfarbe Flieder anzog und dazu flache, weiße Sneaker kombinierte. Meine Haare band ich zusammen, da ich sonst wie ein geföhnter Pudel aussehen würde wegen der ganzen Luftfeuchtigkeit. Ein bisschen Schminke durfte nicht fehlen, eine kleine Handtasche und natürlich eine Sonnenbrille. Als ich fertig war, hopste ich zurück zu Charles. „Du siehst hübsch aus! Steht dir wunderbar!", kommentierte dieser meine Outfitwahl und wir gingen zusammen frühstücken. Von den anderen Fahrern waren keine da, bis auf Lando. Der hatte sich mit seinem Frühstück in die hintere Ecke des Frühstücksaals gequetscht. „Guten Morgen!", riss der Monegasse den Briten aus seinen Gedanken und zog mir den Stuhl zur Seite, damit ich mich setzen konnte. „Guten Morgen! Habt ihr gut geschlafen? Charles, ist das jetzt deine neue Freundin?", plapperte Lando darauf los. „Nein, bin ich nicht, ich bin Laura! Wir kennen uns seit dem Fanzone-Missgeschick von Monza", erklärte ich und schüttelte ihm die Hand. „Ich gehe uns was zum Essen holen, was möchtest du?", grätschte Charles dazwischen. „Einen Früchtetee und ein Croissant, bitte. Das andere Zeug gehe ich mir gleich selbst holen, danke!", grinste ich ihn an und schon verschwand er hinter mir. Nun widmete ich mich wieder Lando, der mich mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Nun ja, das war so: Meine Tochter ist vom Zaun geschubst worden, Charles hat sie aufgehoben und uns zur Entschuldigung für die unvorsichtigen Fans VIP in seine Garage eingeladen. Dann hatten wir uns privat noch einmal getroffen und jetzt bin ich hier in Singapur. Aber ohne meine Tochter, die ist zu Hause bei meinen Eltern", erklärte ich die Kurzversion. „Aber er hatte doch erst in Monza mit seiner Ex schlussgemacht, hat er mir erzählt!", kam es von Lando empört. „Wie das genau war, weiß ich jetzt auch nicht. Jedenfalls war sie am Sonntag im Paddock und er hat sie rausgeworfen. Davon habe ich nichts mitbekommen und es geht mich ehrlich gesagt auch nichts an." „Ihr seht aber hübsch zusammen aus. Wärt ein süßes Pärchen", stichelte der junge Brite und zog seine Augenbrauen hoch. Ich verdrehte zur Antwort nur meine Augen.
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Race Track Love
FanfictionCharles Leclerc hat ein sehr aufregendes Leben, in dem seine Fans eine große Rolle spielen. Doch die Eifersucht seiner Freundin Alexandra spielt ihm dabei nicht gut in die Karten. In Monza verguckt er sich in eine Frau aus dem Publikum in der Fanzon...