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Laura POV:

Charles hatte darauf bestanden, mich bis zum Gate zu begleiten. Während ich meinen Koffer aufgab, holte er mir einen Kaffee und was Süßes, weil ich Bock auf Nachtisch hatte. Als ich von der Gepäckabgabe zurück war, schaute er ein bisschen besorgt auf sein Handy. „Charlie? Alles gut bei dir?", wollte ich wissen. „Es wurden Paparazzifotos von uns geleakt, als wir zusammen in den Gardens by the Bay waren." „Echt? Zeig her!" Ich sah mir die Bilder an, wobei ich nicht wirklich behaupten konnte, dass mir das Sorgen machte. Ich wusste ja, dass das passieren konnte. „Macht es dir Angst?", fragte ich ihn. „Nein, ich mache mir nur Sorgen darum, dass er dir Angst macht", gab er zurück und drückte mir einen Kaffee in einem To Go-Becher in die Hand. „Danke. Nein, mir macht es ehrlich gesagt keine Sorgen. Ich fühle mich von dir sehr gut behütet." Charles' Pupillen weiteten sich und ein schmales Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich wünschte, ich könnte dich aus dem ganzen Drama raushalten", seufzte er dann. „Charlie, ich wusste doch, worauf ich mich einlasse. Du machst dir schon zu viele Vorwürfe", beruhigte ich ihn und wir gingen in Richtung Gate. Er würde mich davor sowieso nicht gehen lassen.

„Ich habe dir Croissants einpacken lassen. Also aufpassen, dass die nicht zerbröseln", meinte Charles und reichte mir die Tüte. „Das ist lieb, dankeschön!" Weit mussten wir nicht laufen, bis wir am Gate angekommen waren. Jetzt war es leider Zeit für den Teil, den ich am liebsten übersprungen hätte. „Dann muss ich mich wohl von dir verabschieden, chérie", lächelte Charles wehmütig. Ich breitete meine Arme aus und umarmte ihn ein letztes Mal. Fühlte jeden Muskel unter seinen Klamotten, prägte mir jedes Detail ein, wie er sich anfühlte, wie er duftete. Es war die längste Umarmung meines Lebens. Ich wuselte meinen Kopf durch seine Jacke, umarmte ihn immer noch fest und sah zu ihm nach oben. „Ich weiß, es ist jetzt ein bisschen viel verlangt, aber bekomme ich einen Abschiedskuss?", flüsterte ich. „Selbstverständlich! Soll doch die ganze Welt wissen, dass ich eine wunderschöne Frau küsse", zwinkerte er und legte eine Hand an meinen Hals, um mich zu küssen. Es war ein sanfter Kuss, absolut perfekt. Seine Bartstoppeln kitzelten ein wenig, aber daran hatte ich mich fast schon ein bisschen gewöhnt. Dieser Kuss kam mir wie eine Ewigkeit vor. Jedoch war ich dann diejenige, die ihn unterbrach, weil ich gehen musste. „Ich muss los...", flüsterte ich als ich meine Stirn gegen seine drückte. „Einen noch", kam es von ihm und er presste erneut seine Lippen auf meine, wobei der Kuss deutlich verlangender als der erste war. „Jetzt lass ich dich gehen", grinste er, als er von mir abließ. „Schreib mir, wenn du zu Hause bist", fügte er noch an. „Mache ich! Danke für alles, Charles! Wir hören uns!" Mit diesen Worten verschwand ich in den Bereich, wo die Sicherheitschecks durchgeführt wurden. Als ich mich noch einmal umdrehte, war Charles schon weg. Ihm fiel der Abschied auch nicht leichter als mir. Dann vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. Charles hatte geschrieben.

❤️

Das war's. Ein rotes Herz. Das hatten wir uns zuvor noch nicht geschickt. Dieses rote Herz starrte mich durch das Handydisplay an und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Ganz in Gedanken versunken suchte ich ebenfalls ein rotes Herz und schickte ihm eines zurück. Dann packte ich mein Handy weg und wurstelte mich durch die Sicherheitskontrolle. Im Wartebereich steckte ich mir meine Airpods in die Ohren und machte eine random Playlist an. Weil in all meinen Playlists haufenweise Lieder von Taylor Swift waren, war Daylight das erste davon, das durch meine Ohren dröhnte.

I don't wanna look at anything else now that I saw you
I don't wanna think of anything else now that I thought of you
I've been sleeping so long in a 20-year dark night
And now I see daylight, I only see daylight

Meine Gedanken drifteten ab. Dieses Lied erinnerte mich an Charles. Ich wollte und konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Und bis wir uns in Monza kennengelernt hatten, war es in meinem Leben tatsächlich ein wenig dunkel gewesen.

And I can still see it all (in my mind)
All of you, all of me (intertwined)
I once believed love would be (black and white)
But it's golden (golden)
And I can still see it all (in my head)
Back and forth from New York (sneaking in your bed)
I once believed love would be (burning red)
but it's golden

Es war so unglaublich, dass einer der besten Autofahrer der Welt für mich interessierte. Ich war ein normaler Mensch mit einem normalen Job und einem normalen Leben. Ich hatte ein Kind, auf welches ich unglaublich stolz war. Ich hatte Eltern, die mich unterstützten. Ich war nichts übertrieben Besonderes, aber das, was ich war, schien Charles zu reichen, um mich gern zu haben. Der Gedanke, für einen Menschen gut genug zu sein, gab mir unglaublichen Seelenfrieden und dafür war ich sehr dankbar. Ich drehte mein Handy um, sodass ich das Polaroidfoto in der Hülle sehen konnte. Ich hatte eine unglaublich schöne Zeit, die zwar leider zu Ende war, aber ich hatte Momente eingefangen. An diesen eingefangenen Momenten krallte ich mich fest.

Nach einer Stunde Wartezeit, mein Kaffee war schon längst ausgetrunken, begann das Boarding für First und Business Class. Zu letzterer gehörte auch ich und deshalb durfte ich schon einsteigen. Ich hatte einen Fensterplatz recht mittig im Flieger. Die Flugbegleiterin verstaute mein Handgepäck und ich schnallte mich an. Der Flug würde gefühlt ewig dauern und ich konnte mich in der Zwischenzeit entspannen. Mein Handy stellte ich auf Flugmodus und schaltete wieder Musik an, die durch meine Kopfhörer ertönte, die ich seit dem Wartebereich nicht mehr abgenommen hatte.

An Bord gab es WLan. Ich würde bestimmt Charles später mal auf die Nerven gehen, aber jetzt genoss ich die Ruhe. Die Maschine rollte auf die Startbahn. Ich musste mich um nichts kümmern. Bella war gut behütet zu Hause. Ich konnte entspannen. Ganz für mich selbst. Was für ein Luxus. Draußen ging die Sonne unter und der Flieger hob in Richtung Sonnenuntergang ab. Das sah verdammt kitschig aus.

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