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Laura POV:

„Mamma, bist du bereit?", rief ich durch den Flur. Sie sollte mich nach Bologna zum Flughafen fahren, da heute mein Flug nach Singapur ging. „Bin gleich bei dir! Geh schon mal zum Auto!" Ich zog meinen Koffer hinter mir her und lud ihn in den Kofferraum des Autos meiner Mutter. Dann ging ich zurück ins Haus, um mich von Isabella und meinem Vater zu verabschieden. „Tschüss, meine Kleine. Sei brav bei Nonna und Nonno, okay? Hab dich furchtbar lieb!" Ich knuddelte Isabella ein letztes Mal und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich musste mir nicht ein paar Tränchen verdrücken. Ich war nur sehr selten ohne sie für eine längere Zeit nicht zu Hause gewesen. Aber meine Eltern versprachen mir, dass wir über Facetime telefonieren würden. Zum Schluss umarmte ich meinen Papa. „Danke, dass ihr auf Isabella aufpasst. Ich hoffe, sie macht euch keine Umstände." „Auf keinen Fall, wir haben sie gerne hier! Und du stellst bitte nichts Dummes an in Singapur", mahnte mein Vater. „Papà, ich bin keine 16 mehr! Was wird schon passieren? Ich stehe bei den Ferrari-Leuten in der Garage. Charles wird auf mich aufpassen, wenn er nicht gerade im Auto sitzt", sprach ich augenrollend. „Und du willst uns wirklich nicht erzählen, was da zwischen euch läuft?", hakte er weiter nach. „Nein, weil da halt auch nichts läuft! Da gibt es nichts zu erzählen. Wenn da was laufen würde, hätte ich es euch gesagt. Charles ist unfassbar lieb, Bella bekommt gar nicht genug von ihm. Letztens ist sie in seinen Armen eingeschlafen. Aber da läuft wirklich nichts!", sagte ich mit Nachdruck. „Wer's glaubt...", murmelte mein Vater kaum hörbar und ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Haus verließ.

Die knapp eine halbe Stunde lange Fahrt von zu Hause zum Flughafen kam mir wie eine gefühlte Ewigkeit vor. „Amore, bist du aufgeregt?", wollte meine Mutter wissen, da sie mein nervös wippendes Bein bemerkt haben musste. „Ich war noch nie in einem Privatjet und wie sollte ich da hin finden?" „Hat dir Charles nicht gesagt, wo du hin musst?" „Doch, aber das ist alles neu für mich. Ich fühle mich ein wenig hilflos." „Deine Hilflosigkeit hat ein Ende, schau mal, wer dich anruft", meinte meine Mutter, als sie das Auto parkte und auf meinen Schoß deutete, in dem mein Handy einen Anruf von Charles anzeigte. Speaking of the devil. Ich holte meine Airpods heraus, damit ich meine Hände frei hatte.

C: Hey!
L: Hey! Wie geht's dir?
C: Mir geht's gut, danke der Nachfrage. Wie geht's dir?
L: Auch gut! Bin gerade am Flughafen angekommen. Und ich habe Schiss, dass ich das Gate nicht finde.

In der Zwischenzeit holte ich mein Gepäck aus dem Kofferraum und umarmte meine Mutter. „Pass auf dich auf, amore", sagte sie. „Keine Sorge, ich habe ja Charles", grinste ich und erst jetzt war mir klar geworden, dass der besagte Charles noch in der Leitung war und das alles mithören konnte.

C: Keine Sorge, ich werde auf dich aufpassen!

„Charles sagt, er wird auf mich aufpassen!", lachte ich und verabschiedete mich von meiner Mutter. Dann nahm ich meinen Koffer und ging ins Flughafengebäude.

L: Okay, jetzt muss ich wo genau hin?
C: Gate C75. Dort ist auch die Sicherheitskontrolle separat.
L: Alles klar, ich laufe mal in die Richtung. Erzähl mir doch von deinem Tag!
C: Nun ja, war bis jetzt noch ganz entspannt. Ich habe was gefrühstückt, bin dann zur Strecke, dann gab es noch die Pressekonferenz. Die sind manchmal echt unnötig. Und dann war ich gerade eben mich aufwärmen. Das Training fängt bald an, also muss ich gleich los.
L: Oh Gott, ich wollte dich nicht aufhalten!
C: Alles gut, ich habe ja angerufen.
L: Stimmt auch wieder.
C: Hast du das Gate gefunden?
L: Ja, ist in Sichtweite. Ich hoffe, ich habe W-Lan im Flieger, ich muss mir das Training ja irgendwie anschauen. Ich werde also irgendwann um 4 Uhr morgens landen.
C: Tut mir leid, dass der Zeitplan so unfassbar behindert ist.
L: Alles gut, ich werde schauen, dass ich irgendwie ausgeschlafen bin. Solange ich das dritte Training und Qualifying nicht verschlafe.
C: Ja dann. Ich muss gleich los! Schreibst du mir, wenn du im Hotel bist? Ich werde zwar schlafen und dich später auch nicht wecken, aber lass mich bitte wissen, dass du gut hier angekommen bist.
L: Werde ich machen! Ich wünsche dir viel Glück beim Training, fahr gute Zeiten und pass auf, dass dir nichts passiert! Ich werde zusehen.
C: Dankeschön, ich werde dich nicht enttäuschen!
L: Du könntest mich nicht enttäuschen, Charles. Und jetzt geh besser, bevor du Ärger bekommst!
C: Bis dann! Guten Flug!
L: Dankeschön, bis dann!

Mein doofes Grinsen im Gesicht ging selbst beim Gate nicht mehr weg. Ich schleuste mich durch die Sicherheitskontrolle und musste nur kurze Zeit warten, bis ich zum Jet durfte. Es war ein komisches Gefühl, über den Flughafen zu laufen und in ein kleines Flugzeug zu steigen, das nicht mal so hoch war, dass ich aufrecht darin stehen konnte. Am Eingang begrüßte mich eine Stewardess. „Guten Morgen, Madame Razzoli. Monsieur Leclerc lässt ausrichten, dass er Ihnen einen angenehmen Flug wünscht", sagte sie mit französischem Akzent. „Guten Morgen, vielen Dank!" „Ich bin übrigens Antoinette. Wenn Sie einen Wunsch während des Fluges haben, sagen Sie es mir!", bot die schick gekleidete Dame an. „Dankeschön!"

Als ich eingestiegen und mein Gepäck verstaut war, stiegen die Piloten und die Stewardess ein und es ging los. „Antoinette, gibt es hier Internet? Ich würde gerne Charles beim Training zusehen. Wäre das möglich?", äußerte ich meinen Wunsch, als wir gerade auf das Rollfeld zusteuerten. „Selbstverständlich, hier das Passwort!", antwortete sie und drückte mir einen Zettel in die Hand. Ich gab das Passwort ein und schaltete den Livestream ein. Charles stand noch in seiner Garage, das Training hatte vor wenigen Minuten begonnen. Es wurde gerade die Ansicht von seinem Lenkrad aus gezeigt, wobei er in die Kamera zwinkerte. Er fand auch beinahe jede Kamera. Der Flieger stieg in die Höhe und ich genoss das Gefühl eines Flugzeugs für (fast nur) mich allein. Dabei Charles beim Autofahren zuzusehen, war noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

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