Kapitel 2

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L O U I S

Ich habe New York verlassen, bin aus unserer gemeinsamen Villa gezogen – (hauptsächlich hat Harry sie finanziert, weil er darauf bestanden hat, sich dieses Monument anzulegen) und habe all seine Geschenke weggeworfen, die ich jemals von ihm empfangen habe, samt dieser schrecklich teuren Uhr von einer milliardenschweren Firma. Das kommt einem Abschluss mit Harry am nächsten. Dass es noch keiner ist, ist mir bewusst, aber manch einmal kommt es mir so vor, als könnte ich diese Achterbahn der Gefühle für ihn nicht anhalten.

Ich will über Harry Styles hinwegkommen.

Ich will ihn vergessen.

Am liebsten würde ich diese Worte aus mir hinausschreien, doch meine Brust ist beklemmt von einem unheimlichen Druck, der mich daran hindert.

Harry hat sich mein Herz vereinnahmt und sich wie eine kleine Bestie darin ausgebreitet, als hätte es ihm gehört. Als wäre ich seines gewesen.

Die Tatsache, dass Harry zurück ist, hat mich ganz schön aus der Bahn geworfen. Als ich in meine WG, die abgelegen von Nashvilles Innenstadt ihren Platz findet, heimkehre, verfällt mir die Lust auf wirklich alles. Ich habe keine Lust, irgendjemandem unter die Augen zu treten. Ich möchte in mein Bett und in meinem Selbstmitleid suhlen. Dementsprechend entnervt reagiere ich, als Clark mit diesem Funkeln in seinen riesengroßen Iriden vor mir steht und mich dazu verdonnern möchte, Star Wars mit ihm zu gucken.

Hämisch bedenke ich ihn. „Ich bin nicht in Stimmung.", weiche ich seinem Vorschlag aus und stelle meine Arbeitstasche auf dem Linoleum Boden in unserem kleinen Flur ab. An dieser Wohnung ist alles klein. Kleine Zimmer, kleine Küche, kleines Bad – kein Waschraum, kein extra Esszimmer, keine zusätzliche Abstellkammer. Ich könnte mir sicherlich mehr Wohnraum mit meinem Gehalt leisten, aber nach all dem Verwöhnen durch Harry (die Villa, die vielen Autos, sein Vermögen), war ich satt davon, „reich" zu sein und musste auf den Boden der Tatsachen kehren. Denn diese WG ist die Realität.

Das Leben ist keine mit goldschokolade überzogene Erdbeere.

Er brummt. „Du hast nie Lust, Star Wars mit mir zu schauen." Damit trifft er gewiss einen Nerv. Star Wars. Ausgerechnet Harrys Lieblingsfilmreihe. Wenn ich mit ihm abschließen will, sollte ich keine Filme zu Gesicht bekommen, die mich an unsere gemeinsamen Nächte in seinem Kinosaal in der Villa erinnern. (Ja, ein eigener Kinosaal, ultraexorbitant) Nun ja, eigentlich können mich Filme nicht an ihn erinnern, weil wir ihnen nie unsere Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Mit Harry war ich all die Jahre wie ein verliebter Teenager und man sollte meinen, es wäre im Laufe der Zeit abgeklungen, doch das tat es nie. Zumindest meine Gefühle klangen nie ab und die ersten Erinnerungen, die mir in den Kopf schießen, wenn ich an ihn denke, sind nicht all die schlechten Zeiten, die wir hatten. Wir landeten immer knutschend auf dem Sofa, nachdem wir von der Arbeit heimkamen. Während er kochte, (das tat er tatsächlich noch selbst), schlich ich mich von hinten an ihn heran und umarmte ihn, spähte über seine Schulter hinweg das Essen an. Ich befummelte ihn, wenn er sich auf die Arbeit konzentrieren musste und lenkte ihn ab, wenn er in wichtigen Telefonmeeting war. Wir haben dieses Spiel geliebt.

Denn es war unser Spiel.

Ich beiße die Zähne zusammen und schließe blinzelnd die Augen. Clark kann nichts dafür, dass er zurück ist... wiederrufe ich mir in meine Gedanken, um meinen unangebrachten Zorn auf meinen Mitbewohner im Zaum zu halten.

Mitbewohner ist milde ausgedrückt. Clark begleitete mich seit meinen ersten Wochen in New York und wir sind seitdem unzertrennlich. Er begleitete mich damals mit Emily nach Nashville, doch meine Schwester kehrte nach einem knappen Jahr nach Neuseeland zu unserem Vater zurück, weil ihr das Großstadtleben allmählich gegen den Strich ging. Zu viele Menschen und so. So waren es nur noch Clark und ich – gegen alles, was uns vor die Füße gelegt worden war.

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt