Kapitel 32

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L O U I S

„Du weißt schon, wie seltsam das ist, oder?" Ich muss kichern, als er mir die Hand reicht und ich sie entgegennehme.

„Es gab Menschen vor dir, die charmantere Worte benutzt haben, um mich zu beschreiben, also danke, schätze ich." Er verflechtet unsere Finger. Seine Handinnenflächen sind überraschend warm.

Ich lasse das kribbelnde Gefühl durch meinen Körper wandern. Es fühlt sich gut an, jemandem so nahe zu sein, der nach Sommer und Büchern riecht und wie die Sonne selbst. „Als charmant würde ich dich nicht bezeichnen", murmle ich und schaue zu Boden, um mir das Lachen zu verkneifen. Seine charmante Arroganz hat etwas Anziehendes, das mich wider Willen schmunzeln lässt.

„Huh? Entschuldigung, ich bin die charmanteste Person, die du je getroffen hast." Er zieht an meinem Arm, um mich die Treppen hinunter zu ziehen. Wir verlassen das Gebäudekomplex meiner Wohnung, nachdem mich der Harry Styles dazu überreden konnte, mich zu einem Date auszuführen. Ich meine, lange hätte ich ihn nicht mehr abblitzen lassen können. Dafür ist sein Lächeln zu breit, seine Grübchen zu tief und seine Augen zu grün.

„Ja, charmant und selbstlos und auf jeden Fall ein Ego so groß wie Ziegenhoden." Ich rücke ein wenig näher an ihn heran, so dass sich unsere Arme leicht berühren. Ein Feuerwerk wird entfacht, obwohl es sich lediglich um subtile, beinahe beiläufige Berührungen handelt.

Er bedenkt mich mit einem seltsamen Blick. „Nun, erstens bin ich selbstlos und zweitens, woher weißt du, wie Ziegenhoden aussehen?" Sein Tonfall ist spielerisch, aber die Dunkelheit seiner Stimme bleibt bestehen.

„Hab' viel Dschungelcamp angeschaut. Und selbstlos? Komm schon, Kumpel, du hast mich erpresst. Du weißt, wie sehr ich deine Texte liebe, und so selbstlos wie du warst, wolltest du mir nur ein weiteres Buch von dir geben, wenn ich mit dir ausgehe. Die Definition von Selbstlosigkeit." Ich hüstle vor Sarkasmus und verdrehe spielerisch die Augen.

„Ich würde sagen, das ist wirklich selbstlos. Nicht jeder hat die Chance, den großen Harry Edward Styles zu daten. Außerdem... hast du mich gerade Kumpel genannt?", fragt er mit einem Brummen und bleibt auf der Stelle stehen.

Er kommt so abrupt zum Stillstand, dass ich in ihn hineinlaufe und seine harten Muskeln sofort zu Gespür bekomme. „Wie soll ich dich sonst nennen? Kollege? Bro? Mate? Oder doch Hodenkobold?" Ich lege meine freie Hand spielerisch auf seine Wange. „Wie wäre es mit Sweetheart? Wird der große, robuste Junge weich, wenn ich ihn so nenne?"

Er grinst, sodass sich seine Grübchen wie Krater in seinen Wangen ausbreiten. „Ein Lächeln von dir genügt, um mich weich zu machen, Princess." Er legt seine große Hand für einen kurzen Moment auf meine, ehe er sie wieder fallen lässt, was diese Berührung völlig flüchtig wirken lässt.

Ich weiß, dass er mich nur aufziehen will, aber ich kann nichts dafür, dass mir die Schmetterlinge im Bauch fliegen, wenn er mich so nennt. Es ist nicht so, dass ich mich weiblich fühle, dass ich mehr Schmetterlinge im Bauch habe, wenn er mich Prinzessin statt eines Prinzen nennt. Es ist nur so, dass ich immer dazu neigte, mich in die Bad Boys zu verlieben, die mich gerne dominieren.

Aber genau das (der Fakt, dass ich es präferiere Prinzessin statt eines Prinzen genannt zu werden) hat mir zum ersten Mal gezeigt, dass man nicht alles etikettieren muss. Nicht jedes ach-so-geschlechtszugeordnete Wort steht signifikant für ein Geschlecht. Außerdem sollte kein Designer einen Stoff auswählen und beschließen, ein Kleid speziell für Frauen zu schneidern, wenn es auch Männer gibt, die es genauso gut tragen können.

Es ist nicht so, dass diese Welt mit dem Etikett ‚Menschen' geschaffen wurde. Wir leben auf dieser Erde mit so vielen anderen Lebewesen, die das gleiche Recht haben, hier zu sein wie wir Menschen. Warum ist es also nicht dasselbe mit der Kleidung, mit den Worten, mit der Liebe? Warum können wir nicht einfach so sein, wie wir sind, ohne einem Stereotyp folgen zu müssen? Ohne die Etiketten auf jedem Millimeter dieser Welt? Warum können wir nicht einfach Menschen sein?

„Wo gehen wir überhaupt hin für unser erstes Date? Einen Helikopterflug oder doch eine Reise nach Miami?", frage ich, als wir weiter in Richtung des Stadtzentrums gehen. Es ist ein schöner Tag. Es ist nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt. Die Sonne scheint und lässt seine Augen besonders glitzern.

„Wir könnten es kombinieren.", schlägt er mit einem charmanten Lächeln vor. „Mit einem Helikopter nach Miami fliegen"

Ich lache leise, ehe ich ihn in seinem Schritt stoppe. „Unter einer Bedingung: Wir schlafen in einem fünf Sterne Hotel mit einem eigenen Jacuzzi im Zimmer."

„Nicht überheblich werden, Kleiner." Seine dunkle, raue Stimme raubt mir beinahe den letzten Nerv. Ich habe Jill ausgelacht, als sie seine Stimme in den Vergleich mit einem rauchigen Whiskey gesetzt hat. Sie beschrieb es als rauchigen Whiskey, der sanft über die Kehle fließt und eine angenehme Wärme hinterlässt, während seine Worte eine unnachahmliche Intensität in der Luft hinterlassen. Ich schätze mal, dass es eine Berufskrankheit ist, so genau auf seine Stimme zu achten und sie dermaßen hyperbolisch metaphorisch zu beschreiben.

Ich verschränke bockig die Arme vor der Brust. „Ich bin nicht klein.", behaupte ich trotzig.

„Was auch immer dich nachts schlafen lässt." Er tätschelt meinen Kopf, während ich mürrisch zu ihm aufsehe. „Wir gehen in den Park."

Meine Stirn legt sich in tiefe Falten. „Wir haben keinen Picknickkorb oder so dabei.", merke ich an und deute auf unsere leeren Hände.

„Ich dachte, es wäre schön, wenn es nur wir wären. Nichts anderes, nur wir und die schöne Natur."

„Oder hast du es vergessen, wegen deines ach so vollen Terminkalenders?"

Seine Schultern fallen und lacht schließlich aus vollem Hals. „Erwischt" Er schlingt seinen Arm um meine Schulter und zieht mich näher an seinen harten Körper. „Aber das bedeutet trotzdem nicht, dass ich deine Gegenwart alleine nicht genieße."

„Oh, jetzt bin ich also billig zu haben? Einfach so, ohne viel Mühe?"

„Na ja, wenn die Natur und ich reichen, dann würde ich dieser Aussage zustimmen."

Meine Kinnlade klappt so schnell hinunter, dass sie knackt. Ich haue ihm spielerisch in die Seite. „Ich bin nicht derjenige, der einen Mann nicht aufgeben konnte, der ihn nicht wollte und viermal abgewiesen hat."

Er beißt sich auf die Lippe. „Der war in der Tat persönlich. Die Messlatte liegt also ziemlich hoch. Ich muss dich so sehr überzeugen, dass du es nicht bereust, mich nicht zum fünften Mal abgewiesen zu haben."

„Du hast es erfasst, Mr. Styles. Wenn du Liebesromane schreiben kannst, wirst du wohl ein Date auf die Reihe bekommen, nicht wahr?"

Er seufzt. „Ich war noch nie gut in der Liebe. Aber ich werde dir einen Blumenkranz flechten, wenn das romantisch genug ist?" Sein Lächeln wird weicher, fast zärtlich.

Und genau das tut er. Wir sitzen im Park auf dem herrlich grünen Gras, dessen Geruch unbeschreiblich ist. Während ich meine Augen schließe und die Sonne genieße (ich rede definitiv nicht von Harry, nope), flechtet er mir einen Kranz aus Gänseblümchen. Er setzt ihn mir auf, als er fertig ist und macht ein Foto von mir.

Immer, wenn wir in den nächsten Jahren als Paar durch den Park gehen würde, wird er sich Zeit nehmen, sich hinsetzen und mir einen Blumenkranz machen, während ich mich von hinten an ihn schmiege, meine Arme um ihn schlinge und meine Hände in der Bauchtasche seines Hoodies vergraben würde.

Und kurz vor dem Ende unserer Beziehung schenkte er mir ein Fotoalbum. Das erste Foto war das von mir mit dem Blumenkranz und um den Fotorahmen hatte er frisch gepflückte Gänseblümchen geklebt. Dieses Album hat so viel Liebe ausgedrückt.


When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt