Kapitel 39

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H A R R Y

Helle Augen.

Blonde Haare.

Markantes Gesicht.

Schmale Silhouette.

Meine Schwester.

„Harry", haucht sie und im nächsten Moment fällt sie mir in die Arme.

„Was machst du hier?", frage ich überrascht und brauche einen Moment, um zu verarbeiten, dass sie lebt. Brody hat sie erschossen, da war sie noch ein Kind und Mum und Dad haben es vertuscht, um uns zu schützen. Irgendwann fand ich heraus, dass er im Zusammenhang mit der Mafia stand, doch die Spur hat sich irgendwann verlaufen und ich habe aufgegeben. „Du bist tot, Sky. Du wurdest erschossen und das ist Jahrzehnte her."

Sie zieht verwirrt die Augenbrauen zusammen und rückt ein Stück von mir ab, um mich ansehen zu können. „Was redest du für einen Stuss? Du warst im Hauptquartier. Du saßt meinem Vater gegenüber und er hat dir offenbart, dass ich noch lebe." Sie redet sich den Mund fusselig, als sie von einem Tag berichtet, der stattgefunden haben soll, jedoch nicht in meinen Erinnerungen lebt.

Ich taste sie ab. „Geht es dir gut, Sky? Du scheinst verwirrt. Ich bringe dich ins Krankenhaus.", sage ich besorgt, denn was soll das? Wieso lebt sie?

„Harry, vor anderthalb Monaten warst du im Hauptquartier der Mafia und wurdest von meinem Dad entführt. Louis hat ihn erschossen."

„Louis? Mein Louis? Genau." Ich lache laut auf. „Louis tut keiner Fliege etwas zu Leide. Er hat mich einmal ausversehen im Schlaf getreten und danach hat er zwei Wochen lang die Stelle geküsst, die einen blauen Fleck hatte. Er kann nicht töten und unser Vater ist nicht Teil der Mafia."

„Harry... kannst du dich nicht erinnern?", fragt sie verwirrt und drückt mich ins Hausinnere, damit wir uns auf die Couch setzen können.

„Ach so... ja, ich habe Amnesie." Ich zucke mit den Schultern und versuche den Fakt herunterzuspielen, doch das geht nicht so leicht. „Ich habe Erinnerungslücken."

„Du erinnerst dich nicht an eure Eltern, Brody, den Deal?"

Ich schüttle den Kopf. Skylar nimmt meine Hand und sie erzählt mir alles. Lückenlos. Endlich füllt sich die Leere in meiner Vergangenheit und ich vertraue ihr. Sie hat mich beobachtet, während sie bei ihrem Vater unter Aufsicht stand und hat den Überblick über mein Leben behalten. Bis sie es nicht mehr konnte und ich überfallen wurde. Allmählich kehren meine Erinnerungen zurück. Nicht alle, aber einige kommen mir realer vor, als es in den Erzählungen klingt.

„Aber Louis und ich... wir sind kein Paar mehr gewesen. Wir waren vorbei, völlig. Deshalb stand er immer unter Strom und deshalb hat es sich so anders zwischen uns angefühlt."

„Es tut mir leid, Haz."

Stöhnend fahre ich mir über das Gesicht. Wieso war ich nicht hartnäckiger? Ich hätte ihn hinterfragen sollen und meiner Vermutung, dass er mir etwas verschweigt, nachgehen sollen. Stattdessen habe ich mich verschlossen und bin davongerannt. Dabei bin ich mir sicher, dass ihn liebe und mit ihm zusammen sein möchte.

Ich verstehe nicht, weshalb er es mir verschwiegen hat. Vielleicht wollte er von neu anfangen, trotz all unserer Probleme.

„Entschuldige mich, aber ich muss dringend mit ihm reden." Ich stehe von der Couch auf und plötzlich interessiert es mich nicht mehr, dass es mitten in der Nacht ist. Ich brauche eine Erklärung. Ich brauche die Wahrheit.

Meine Beine tragen mich die Treppe hinauf in unser Schlafzimmer. Ich öffne leise die Tür und spinkse hinein in die blanke Dunkelheit. Das Bett ist gemacht. Unbenutzt. Leer. Louis liegt nicht darin. Ich schnappe nach Luft, haste in den Raum hinein und durchsuche jeden Fleck, doch er ist nicht da. Ich suche den nächsten Raum ab und alle anderen Gästezimmer, doch Louis ist nicht aufzufinden. Er ist verschwunden.

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt