Kapitel 20

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H A R R Y

Es hieß immer, der Himmel sei die Grenze, aber ich habe nie wirklich daran geglaubt. Was ist, wenn es noch mehr zu erreichen gibt, so wie es im Ozean noch mehr zu erforschen gibt, von dem wir nicht einmal wissen, dass es existiert? Ich habe mich immer mehr angestrengt, als alle anderen es für möglich hielten, weil ich glaubte, dass es keine Grenzen gibt. Aber seit ein paar Jahren habe ich das Gefühl, dass ich an einem bestimmten Punkt in meinem Leben feststecke, und vielleicht ist das diese Grenze, von der alle reden.

Sie sagten auch, dass Geld glücklich macht. Dass es alles ist, was ich im Leben brauche. Ich habe Geld, Unmengen davon, ich investiere es und es wird von Tag zu Tag mehr wie das Gold, das im Kerker von Bellatrix Lestrange in der Gringotts-Bank aufgestiegen ist, als sie den Horkrux berührten. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Geld nicht glücklich gemacht hat. Aber es war nur vorübergehend. Das Gefühl endet und ich habe mich daran gewöhnt, es zu haben. Es ist nichts Neues, einen Privatjet zu besitzen, ein paar Suiten in einem Hotel zu buchen und jeden Abend ein Essen zu genießen, das Hunderte von Pfund kostet.

Als ich mich dann auch an das Geld gewöhnt hatte, brauchte ich etwas Neues in meinem Leben, das mich glücklich machte. Dann trat Louis in mein Leben, und ich gewöhnte mich an das Glücksgefühl, das mich nicht mehr losließ. Aber ich habe Louis nicht als selbstverständlich angesehen. Ich schätzte ihn. Aber auch mit ihm war Schluss. Seit vier Jahren jage ich nun seinen Geist auf der Suche nach dem Glücksgefühl, das nie zurückkam.

Ich sitze auf dem Balkon, während Louis in dem Zimmer neben mir ist, in dem Clark schläft. Meine Augen kleben am Himmel und ich hänge an den Gedanken, die ich immer darüber hatte. Der Himmel ist nicht die Grenze. Aber ist es das wirklich nicht, oder belüge ich mich selbst?

Was, wenn es eine Grenze gibt? Eine Grenze im Leben. Eine Grenze in der Liebe. Eine Grenze, die nicht überschritten werden kann, egal wie sehr man sich bemüht. Was, wenn es nicht darum geht, höher zu fliegen oder weiter zu gehen, sondern darum, einfach zu versuchen, zu schätzen, was man hat.

Das helle Blau, das sich mit dem Licht der Sonne mischt, blendet mich, während ich mich zurücklehne und die kalte Brise des Windes genieße. Ein Glück passiert heute nichts mehr. Sage heiratet morgen. Am Sonntag fliegen wir wieder zurück. In der Tat sind die meisten schon Mitte der Woche angereist, doch zeitlich hat es bei mir nicht gepasst, weshalb ich nur an der Trauung teilnehmen werde.

Ich gehe zurück ins Zimmer und schmeiße mich auf das Bett, doch ich bereue es sogleich. Warum bin ich nicht einfach auf diesem verdammten Balkon geblieben?

„Fuck, Clark! Du fühlst dich so verdammt gut an. Tiefer!" Louis stöhnt im Nebenzimmer, während das Bett gegen die Wand kracht und das Geräusch donnernd durch meinen Raum hallt. Sein Stöhnen ist viel zu vertraut und doch klingt es fremd und anders.

„Nicht verkrampfen.", grölt Clark und das Klatschen der Haut kommt sogar durch die Wand zu mir herüber geweht. Machen sie es sich wie die Karnickel, oder was? „Sonst komme ich auf der Stelle in deinem Arsch."

„Tu nicht so, als würde es dir nicht gefallen, deinen Schwanz in meinem Hintern zu haben." Ich habe nicht gewusst, dass Louis auf solch einen Dirty Talk steht, aber gut, Menschen ändern sich. Ich scheinbar auch, denn Dirty Talk hat mir noch nie so dermaßen Gänsehaut vor Fremdscham verpasst.

Scheinbar ist Clarks Ausdauer noch ausbaufähig – zu meinem Glück. Er kommt und es ist kaum zu überhören. „Ich muss ganz schnell auf die Toilette gehen. Du kannst dich doch um dich selbst kümmern, oder?"

Ähm... sein Ernst? Er fickt Louis und lässt ihn dann einfach liegen oder stehen oder sitzen oder wie auch immer sie es treiben, hat sich an dem Sex geil gemacht, aber hilft Louis nicht bis zum Schluss? Was ein Gentleman. So viel zum Thema Männergeschmack.

When It Is All Over - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt